Kreis Germersheim Flüchtlingsstrom wird nicht abreißen

Flüchtlinge werden weiter in den Ortsgemeinden untergebracht und der Landkreis will sich um Personal für ihre Betreuung bemühen. Kirchen und ehrenamtliche Gruppen sollen stärker eingebunden werden. Das ist das Ergebnis einer Besprechung der Bürgermeister mit Landrat Brechtel.

Vermutlich wurde der eine oder andere Bürgermeister blass, als Landrat Fritz Brechtel (CDU) bei der Bürgermeisterdienstbesprechung in der vergangenen Woche die Flüchtlingszahlen auf den Tisch legte: Lebten Ende 2013 noch 140 Flüchtlinge im Landkreis, so werden es bis Ende 2014 wohl 500 sein. „Die Prognose ist, dass in den nächsten Jahren wohl jährlich noch einmal 300 dazu kommen“, sagte Brechtel zur RHEINPFALZ. Zu der Versammlung waren Bürgermeister und Verwaltungsmitarbeiter aus allen VG gekommen. „Der Wille zu helfen, war spürbar“, sagte Brechtel. Und allen Engpässen zum Trotz: Die Runde hat sich weiter für eine dezentrale Unterbringung ausgesprochen– auch wenn der Landrat nicht ausschließen will, dass kleinere Zentren entstehen. Die Situation entschärfen könnten eine Änderung im Baurecht, die der Bundestag kürzlich verabschiedet hat: Der zufolge dürfen Wohncontainer auch in Gewerbegebieten aufgestellt werden. Die Gemeinden sollen nun prüfen, ob sie Flächen für solche Container zur Verfügung stellen können, sagte der Sozialdezernent Dietmar Seefeldt (CDU). Außerdem sucht nun auch der Kreis mit einem Aufruf Wohnungen: Vermieter werden eindringlich gebeten, leerstehenden Wohnraum bei den Stadt oder Gemeinde zu melden. Denn die allerletzte Möglichkeit wäre, Flüchtlinge in Turnhallen oder Gemeinderäumen unterzubringen, sagt Seefeldt. „Aber das will ja niemand.“ Bewegung gibt es auch im Bereich der Betreuung der Flüchtlinge. Laura Valencia, die in der Kreisverwaltung als „Leitstelle für Integration“ fungiert, soll nun auch in Sachen Asylbewerber als Ansprechpartner für die VG zur Verfügung stehen. Zudem bewerben sich Caritas und Internationaler Bund für Mittel aus dem „Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds (Amif)“, das sind EU-Fördermittel, die das Bundesamt für Migration verteilt. Die Verbände hätten äußerst kurzfristig von dem Programm erfahren und müssten bis morgen, Dienstag, ein tragfähiges Konzept einreichen, sagte Seefeldt. Sollte der Antrag bewilligt werden, stünden drei Jahre lang bis zu 200.000 Euro für Personal - eine Stelle für die Caritas im Nordkreis, eine Stelle für den IB im Südkreis und eine halbe Stelle in der Kreisverwaltung - zur Verfügung. Der Kreis ist als Kooperationspartner im Boot. Sollten die Wohlfahrtsverbände nicht erfolgreich sein, würde der Kreis vermutlich das Konzept aufgreifen und selbst versuchen, Mittel zur Verfügung zu stellen, sagte Brechtel. Ganz klar ist jedoch: „Wir können das nicht alleine stemmen und erwarten uns dringend konkrete Hilfe von Land und Bund.“ Bayern und Baden-Württemberg hätten sich zum Beispiel schon zur Übernahme von Kosten bereiterklärt. Das Land solle sich nun so flexibel zeigen, wie die engagierten Kommunen vor Ort, forderte Brechtel. Anfang Dezember gibt es zudem ein Gespräche mit den Kirchen, den Tafeln und weiteren ehrenamtlichen Gruppen: „Ich habe den Eindruck, alle wollen helfen.“ (tnc)

Zur Sache: Flüchtlinge im Landkreis

Viele Menschen sind vor den Konflikten im Nahen Osten und Nordafrika auf der Flucht. Die steigende Zahl von Asylbewerbern schlägt sich auch im Landkreis Germersheim nieder. Bis Jahresende werden wohl knapp 500 von ihnen im Kreis leben. Die Kommunen stehen vor der Herausforderung, diese Menschen angemessen zu versorgen. Die Flüchtlinge ihrerseits müssen sich in einer fremden Umgebung einleben. Die GERMERSHEIMER RUNDSCHAU greift deshalb immer wieder unterschiedliche Aspekte dieses Themas auf. (tnc)

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