Kusel Feierabendbier mit Folgen

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Im Minutentakt kontrollieren Beamte der Polizeiinspektion Kusel gestern Mittag Fahrzeuge an der Bushaltestelle mitten in Waldmohr. Neben der allgemeinen Verkehrskontrolle legen die Polizisten beim landesweiten Kontrolltag ein besonderes Augenmerk auf Alkohol und Drogen. Zum Glück werden sie nur selten fündig.

„Halt, Polizei“, steht auf der Kelle, die Polizeikommissar Max Strauß in die Luft hält. Der junge Beamte ist einer von insgesamt acht Polizisten – fünf sind noch in der Ausbildung –, die für die Kuseler Inspektion am Freitagmittag Kontrollen in der Ortsmitte von Waldmohr durchführen. Nicht von ungefähr achten die Beamten – sofern der Verdacht besteht – auf alkoholisierte und unter Drogen stehende Autofahrer. „Das hängt mit den Unfall- und Kontrollzahlen des vergangenen Jahres zusammen“, weiß Strauß. Zur Verdeutlichung: Im Bereich des Polizeipräsidiums Westpfalz – dazu gehören die Landkreise Kusel, Kaiserslautern, Südwestpfalz und Teile des Donnersbergkreises sowie die kreisfreien Städte Kaiserslautern, Pirmasens und Zweibrücken – wurden 2014 1540 betrunkene Autofahrer angehalten. In der Zahl enthalten sind 682 Personen, die betrunken fahren wollten, von der Polizei aber vor der Fahrt davon abgehalten wurden. 525 Autofahrer unter Drogeneinfluss wurden von der Polizei registriert. Wieder schnellt die Polizei-Kelle nach oben. Sekunden später bringt ein junger Mann sein silbernes Fahrzeug am Fahrbahnrand zum Stehen. „Allgemeine Verkehrskontrolle, Ihren Führerschein und Ihre Fahrzeugpapiere, bitte“, fordert eine Polizistin den Autofahrer auf, winkt im nächsten Moment bereits ihren Kollegen Florian Rein hinzu. „Haben Sie etwas getrunken?“, will der Kommissar wissen. Sichtlich nervös bestätigt der Fahrer die Frage. „Ich habe einen Schluck Bier zum Feierabend getrunken, aber nicht mehr.“ Die geöffnete Bierflasche steht in der Mittelkonsole des Wagens. „Sind Sie mit einem freiwilligen Atemtest einverstanden?“, fragt Rein weiter. Der junge Autofahrer pustet kräftig in das kleine weiße Röhrchen, dann ein leises Piepsen und auf dem Gerät erscheint eine Zahl: 0,59 Promille. „Das ist über der zulässigen Grenze“, sagt Polizeikommissar Carsten John später. Diese liegt bei 0,49 Promille. „Dann könnte man noch eine präventive Maßnahme anwenden, sprich den Schlüssel sicherstellen, den er morgen abholen kann“, so der Polizist weiter. „Wir führen den Test in zehn Minuten noch mal durch und sehen dann weiter“, erläutert Rein dem jungen Fahrzeugführer. Hin und wieder sei das Gerät auch fehlerhaft. Beim zweiten Mal bleibt das Ergebnis jedoch ähnlich. Bei dieser erneuten Messung liegt der Wert bei 0,58 Promille. Nun wird der Mann für einen sogenannten Evidentialtest zur Dienststelle nach Kusel gebracht. „Ändert sich nichts, muss er mit einem Bußgeld von 500 Euro sowie einem Fahrverbot von einem Monat rechnen.“ Die nächste Kontrolle läuft glatt. Praktikantin – das Praktikum ist Teil der Polizeiausbildung – Sinah Behne kontrolliert Führer- und Fahrzeugschein, Blinker, Abblend- und Fernlicht sowie das Profil der Reifen und ob Warnweste vorhanden und der Verbandskasten in Ordnung ist. „Das ist eine Amerikanerin, die nicht unter die Straßenverkehrszulassungsordnung fällt“, sagt Behne. Das bedeutet: Das Fahrzeug unterliegt nicht den Bestimmungen des Tüvs, so dass bei gravierenden Verstößen die amerikanische Militärpolizei hinzugerufen werden müsste. Generell sind es gestern Nachmittag eher Kleinigkeiten, die auffallen: hier eine fehlende Warnweste, da ein abgelaufener Verbandskasten oder defekter Blinker. Fahrer unter Drogeneinfluss gibt es – zum Glück – keine. Dreimal habe der Verdacht bestanden, eine Urinprobe – die Auswertung dauert nicht einmal fünf Minuten – bestätigte diesen jedoch nicht. „Drogenkonsum ist für die Polizei nicht so eindeutig zu erkennen wie Alkoholmissbrauch“, informieren die Polizisten. Bei der Kontrolle achten die Beamten auch auf Kleinigkeiten: „Das fängt dabei an, ob das Auto aufgeräumt ist“, sagt John. Darüber hinaus haben Fahrer unter Drogeneinfluss oft geweitete Pupillen, feuchte und zitternde Hände oder zuckende Augenlider. Dann wechseln die acht Polizisten den Kontrollpunkt. Am Kreisel in Schönenberg-Kübelberg wollen die Beamten weiter dafür sorgen, dass (hoffentlich) künftig weniger Fahrer unter Alkohol und Drogen auf den Straßen unterwegs sind.

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