Landau Expo geht in Rauch auf

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Rasend schnell hat sich gestern Nachmittag ein Großfeuer durch die „Expo Holz“ gefressen. Die gut 1600 Quadratmeter große Ausstellungshalle des Holzfachhandels Wickert in Landau ist komplett zerstört. Die rund 55 Mitarbeiter und Besucher konnten sich unverletzt in Sicherheit bringen. 200 Wehrleute aus der Region kämpften gegen die Flammen.

„Da war nur ein kleines Rauchwölkchen beim Wickert überm Dach, und dann war schon das Feuer hier.“ So schildert Kosmetikerin Marion Nageldinger das rasende Tempo, mit dem sich die Flammen durch die riesige Ausstellungshalle gefressen haben. Nach kaum mehr als einer Stunde – der erste Alarm ist bei der Wehr um 15.22 Uhr eingegangen – ist der Bau in sich zusammengesackt. Nageldingers Wohnhaus mit dem Salon unterm Dach steht in der schmalen Bornbachstraße, unmittelbar gegenüber der Wickert-Ausstellungshalle, deren Haupteingang sich an der Lotschstraße befindet. Sie hat ein paar Unterlagen und Erinnerungsstücke geschnappt und sich ins Freie gerettet. Ihr Auto in der Garageneinfahrt brennt aus – aber die Wehr kann das von einer schützenden, erstaunlich heißen Mauer umgebene Wohnhaus halten. Ebenso die beiden großen Wickert-Lagerhallen beiderseits davon, obwohl auch dort schon Flammen züngeln und schmelzende Wellplastikplatten zu Boden tropfen. Im Gewerbegebäude dahinter ist der Großhandel Müller Tobacco ansässig. „Ich dachte, der Regen kommt“, sagt eine aufgeregte Mitarbeiterin, aber was sie einen Augenblick lang für Wolken gehalten hat, ist dichter Rauch. „Das ist, wie wenn die Hindenburg brennen tät’.“ Ein Wickert-Mitarbeiter fühlt sich an die Luftschiff-Katastrophe von Lakehurst erinnert. Was das Umsichgreifen des Feuers angeht, hat er nicht ganz unrecht. „Das war knapp“, sagt ein Wickert-Mitarbeiter und meint sein Auto: Er hat es gerade noch wegfahren können und sammelt Glassplitter ab, die vom Hallendach auf Kofferraum und Autodach runtergeregnet sind. Offenbar Splitter der großen Solaranlage. Vier Autos von Kollegen sind zu diesem Zeitpunkt nur noch weißglühende Wracks. „Das Feuer kam von oben“, sagt ein Dritter, dessen Polohemd ihn ebenfalls als Betriebsangehörigen ausweist. Die ersten Wehrleute konnten noch im Gebäude, schildert Feuerwehrinspekteur Dirk Hargesheimer. „Der Brand hat sich aber unheimlich schnell entwickelt“, sagt er, „es hat ruckzuck durchgezündet.“ Weshalb sich die Wehrleute in Sicherheit bringen mussten. Mit Wassernebeln und kleinen Strahlrohren kämpfen sie gegen ein Übergreifen der Flammen auf die Nachbarschaft an, über Drehleitern gehen sie von oben gegen das flammende Inferno vor. Insgesamt sind rund 200 Männer und Frauen der Wehren aus Landau, dem Landkreis Südliche Weinstraße und Germersheim im Einsatz, außerdem DRK und Polizei. Letztere sperrt das Gewerbegebiet am nördlichen Stadtrand großräumig ab, in der Stadt staut sich der Verkehr. Schaulustige strömen zum Brandort, viele filmen und knipsen, aber niemand scheint zu stören. Von der Brücke des Nußdorfer Wegs über die B 10 ist das gewaltige Ausmaß des Brandes am besten zu sehen. In der Lotschstraße schmelzen Rolläden eines Bürogebäudes. Die Polizei gibt die Warnung raus, Fenster und Türen geschlossen zu halten, aber nah am Brandort stinkt es kaum: Die enorme Hitze lässt den Qualm senkrecht in die Höhe rasen. Aus der Ferne sieht das aus wie ein Vulkan. Um 16.30 Uhr meldet ein Annweilerer Kollege Hargesheimer, dass sich die Lage nördlich des Brandherdes zumindest leicht entspannt hat. Kurz nach 18 Uhr sagt der Feuerwehrinspekteur, dass für die Nachbarschaft keine Gefahr mehr besteht. Den Wehrleuten stehen aber noch stundenlange Löscharbeiten bevor. Der Bereich rund um den Brandort bleibt auch heute Morgen noch gesperrt. Bürgermeister Maximilian Ingenthron und Oberbürgermeister Thomas Hirsch haben sich vom Hubsteiger aus 24 Metern Höhe einen Überblick verschafft. „Das ist Wahnsinn, wie das noch brennt“, sagt Ingenthron kurz vor 20 Uhr, „die Ausmaße sind gigantisch.“ Zu Brandursache und Schadenshöhe gibt es noch keine Angaben. Die Kripo hat die Ermittlungen aufgenommen. |boe

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