Zweibrücken Euroklassik soll "Publikumserfolge anstreben"

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Der Bund der Steuerzahler befürchtet, dass beim Festival Euroklassik Steuergelder verschwendet werden und hat der Stadt bereits im März eine entsprechende Anfrage geschickt. Das bestätigte gestern auf Anfrage Stadtpressesprecher Heinz Braun. „Wir werden die Fragen gewissenhaft beantworten und gehen davon aus, dass auch der Steuerzahlerbund zu der Erkenntnis kommt, dass Kultur eben Geld kostet“, ließ Braun durchblicken, dass er die Kritik des Vereins für überzogen hält.

Der Bund der Steuerzahler interessiert sich für das Programm, die Kosten, die Zuschauerzahlen und die Landeszuschüsse des Festivals in den Jahren 2006 bis 2015. Die Stadt habe damit kein Problem, so Braun, all diese Zahlen würden sowieso jedes Jahr öffentlich gemacht. Da man dem Verein gegenüber aber auskunftspflichtig sei, werde man die Zahlen und Daten noch mal zusammentragen. Eine Steuerverschwendung sieht Braun im Festival Euroklassik nicht. Das dafür ausgegebene Geld sei sinnvoll angelegt. Der Haushaltsreferent des Bundes der Steuerzahler Rheinland-Pfalz, Frank Senger, sieht das anders. Grund des Argwohns sei „die besondere Struktur“ des Festivals, sagte er gestern auf Anfrage. Mehrere Gemeinden seien über Ländergrenzen hinweg beteiligt. Die einzelnen Veranstaltungen würden von den jeweiligen Gemeinden auf deren eigene Rechnung und im Rahmen ihrer jeweiligen Finanzhoheit finanziert, zitiert Senger die Festival-Leitung. „Das ist löblich, denn Finanzverantwortung erhöht die Wirtschaftlichkeit des Kulturangebots. Dennoch muss für den Steuerzahler bilanziert werden, wie hoch das Gesamtdefizit des Festivals ist“, so Senger. Schließlich seien viele Gemeinden in Rheinland-Pfalz und dem Saarland hochverschuldet, insbesondere Zweibrücken. Senger: „Die Stadt Trier etwa beendete 2010 ihre Antikenfestspiele wegen der desolaten Haushaltslage der Stadt, die das Defizit nicht länger tragen wollte.“ Der Bund der Steuerzahler wisse aus der Bewertung der Theaterstatistik, dass der Zuschussbedarf von Kultur von Ort zu Ort und von Angebot zu Angebot schwankt und stark von Konzept, Struktur und Umfeld abhängig ist. Senger: „Wir sprechen uns dafür aus, dass Kunst und Kultur – sofern von den Steuerzahlern finanziert oder subventioniert – den Bürgern gefallen soll, nicht den Künstlern selbst. Daher sollten mit öffentlichem Geld Publikumserfolge angestrebt werden.“ Im Jahr 2015 habe das Land laut Bildungs- und Kulturministerium Rheinland-Pfalz 80 000 Euro zum Festival Euroklassik dazugegeben. 8136 Besucher hätten sich die Veranstaltungen angeschaut. „Daraus ergibt sich eine Landesförderung von etwa zehn Euro je Zuschauer“, so der Haushaltsreferent des Bundes der Steuerzahler. Er fragt: „Wäre es dem einzelnen nicht zumutbar, etwas mehr für seine Karte zu zahlen, damit alle Steuerzahler entlastet werden?“ Wer Kultur genießen wolle, „sollte auch bereit sein, dafür angemessen zu zahlen“. Stadtspressesprecher Heinz Braun erklärte gestern, dass die Stadt am Donnerstag alle Zahlen, Daten und Überlegungen zu Programmgestaltung und Konzept des Festivals auf den Tisch lege. (sig)

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