Landau „Es war wie ein Erdbeben“

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Bei den Vibrationsmessungen zur Erdölsuche hat am Dienstagvormittag ein Haus in Nußdorf feine Risse in der Fassade davongetragen.

„Es war extrem“, sagt die Bewohnerin. Wintershall  hat zugesagt, die Schäden zu regulieren. Eine Erklärung für den Zwischenfall gibt es nicht. „Ich dachte, das Haus fällt zusammen.“ So schildert eine Nußdorferin, was sie am Dienstagvormittag erlebt hat, als ein Vibrationsfahrzeug der Deutschen Montan Technik (DMT) im Auftrag von Wintershall direkt vor ihrem Haus in der Kirchstraße Schallwellen in den Untergrund gesandt hat. Die Erschütterungen waren so stark, dass das Geschirr im Küchenschrank geklappert hat und Joghurtbecher im Kühlschrank umgefallen sind. „Es war wie ein Erdbeben. Es war extrem, das war nicht nur ein bisschen“, sagt die Frau. Sie ist sofort nach draußen gelaufen und hat gefordert, die Vibrationen sofort abzubrechen. Da war aber ohnehin schon alles gelaufen. Das alte Winzeranwesen steht mit dem Giebel zur Fahrbahn an einer engen Stelle der Kirchstraße. Der rosa Punkt, der den Standort für den Rüttler markiert, befindet sich mittig davor. Das Rütteln blieb nicht folgenlos: Sowohl an der Hofseite als auch am Giebel hat es feine Risse rings um die Fenstergewände aus Sandstein gegeben, im Erdgeschoss und im ersten Stock. An der Fassade zieht sich ein weiterer Riss von unten nach oben. Die Beweisführung ist einfach: Erst im Herbst hatte die Telekom Breitbandkabel verlegt, direkt an den Häusern entlang, und danach frisch gepflastert. Auch dabei ist mit schwerem Gerät gearbeitet worden, aber nichts passiert, schildert die Frau. Sie und ihr Mann waren schon da beunruhigt, weil die alten Häuser keine Fundamente wie moderne Gebäude hätten. Auch die Bodenplatte haben sie erst vor wenigen Jahren einbauen lassen. Im Dezember haben die Eigentümer die Fassade frisch streichen lassen. Daran muss nun wieder gearbeitet werden. Kurz nach dem Zwischenfall habe ein Mitarbeiter der DMT den Schaden aufgenommen. Er hat auf dem Meldebogen eingetragen, dass die Hauseigentümer einen Kostenvoranschlag einholen sollen. Sandra Arndt, Pressesprecherin von Wintershall in Landau und Ansprechpartnerin für Bürger in Sachen Vibrationsmessungen, bestätigt den Zwischenfall. Es handele sich bei den Haarrissen um einen sehr kleinen Schaden, der von Wintershall reguliert werde. Eine Erklärung für die Risse hat sie nicht. Die DMT habe, wie in allen Orten, das kleinste Vibrofahrzeug von 4,5 Tonnen eingesetzt und Kontrollmessungen an den Hausfundamenten vorgenommen. Gemessen worden sei eine Schwinggeschwindigkeit von 0,8 Millimeter pro Sekunde, drei Millimeter sei der Grenzwert zum Schutz von Baudenkmalen. Einen Gutachter schalte Wintershall nicht ein, so Arndt. Erstens wegen des geringen Ausmaßes, zweitens reguliere man im Sinne der guten Nachbarschaft lieber großzügig, und drittens habe das Unternehmen vorher zwar die Straße aufgenommen, aber keine Beweissicherung an den Fassaden vorgenommen. Nach Arndts Angaben ist bereits die Hälfte des 58 Quadratkilometer großen Messgebiets bearbeitet worden. Außer dem Nußdorfer Fall habe es lediglich einen weiteren kleinen Schaden am frischen Estrich in einer Walsheimer Garage gegeben, der ebenfalls reguliert werde. Nach Angaben der Nußdorferin gab es einen Kollateralschaden: Sie habe eine hoch trächtige Stute im Stall beim Haus. Das Tier sei zwei Stunden lang „neben der Kapp’“ gewesen, unruhig und verstört. Sie findet es auch nicht konsequent, dass die Ölsucher zwar ihre Erlaubnis bräuchten, um auf ihrer Koppel vibrieren zu dürfen (die sie versagt habe), aber direkt neben den Häusern nicht zu stoppen seien. |boe

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