Kaiserslautern „Es hätte gut werden können“

Die Mall „K in Lautern“ steht. Doch bevor sie genehmigt war, gab es von vielen Bürgern große Bedenken. Nun ist die Einkaufsgalerie da. Haben die Bedenkenträger inzwischen ihren Frieden mit der Mall gemacht? Was halten sie von dem Gebäude und dem Angebot?

„Natürlich war ich drin“, stellt Hanno Scherer, der damalige Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbands Pfalz, fest. Direkt bei der Eröffnung und auch später hat er sich das „K in Lautern“ angesehen. „An meiner Meinung ändert sich nichts“, fügt er an und stellt klar, dass er nie ein Mall-Gegner war, sondern Bedenken wegen der Größe hatte. Diesen Einwand hat Scherer bis heute nicht revidiert: „Die Mall ist überdimensioniert.“ Sie dominiere Kaiserslautern. Aber Scherer sagt auch: „Jetzt ist sie da, wir müssen das Beste daraus machen.“ Das Angebot in der Mall sagt ihm nicht zu, und er glaubt, auch die großen Befürworter der Shopping-Mall hatten sich etwas anderes vorgestellt. Ein hochwertiges Sortiment sei versprochen worden, das hätte sich Scherer auch gewünscht. Das Angebot bediene fast ausschließlich die Wünsche der bis 30-Jährigen. Trotzdem konstatiert Scherer: „Dass wir die Mall haben, ist ein Gewinn“, doch hätte sie kleiner ausfallen müssen. Auch dass ECE gebaut hat, sieht Scherer positiv: „ECE ist der Marktführer.“ Die Karstadt-Bauruine hätte nicht bleiben können, doch Bauherr ECE hätte die Shopping-Mall auch etwas kleiner gebaut, wenn „wir kritischer diskutiert und verhandelt hätten“. Seine Wünsche hätten sich auf „eine schöne neue Stadtmitte“ konzentriert, in die man Rathaus und Kaiserpfalz hätte einbeziehen können. Ein Stück vom Alten Theaterplatz hätte diesem Ensemble zudem noch mehr Freiraum gegeben. „Nein, ich war nicht da“, antwortet die Grünen-Politikerin Gilda Klein-Kocksch auf die Frage nach der Eröffnungsgala. Auch danach war das Stadtratsmitglied noch nicht in der Mall. Die Grünen im Stadtrat protestierten im Vorfeld in erster Linie gegen die Größe, sie haben sich mehr Freiraum in der Stadtmitte vorgestellt, sich für mehr Grün ausgesprochen und sich eine Markthalle gewünscht. Als „zu groß, erschreckend, ein Klotz“, beschreibt sie das 300 Meter lange Gebäude, über das sie noch nicht viel Positives gehört hat. Auch Gilda Klein-Kocksch erinnert sich, dass hochwertige Läden mit hochwertigem Angebot versprochen wurden. Dazu gehöre der britische Textil-Discounter Primark sicherlich nicht, der als größter Mieter in der Mall 5000 Quadratmeter einnimmt. Primark war in die Schlagzeilen geraten, als bekannt wurde, dass das Unternehmen Kleidung in der Fabrik in Bangladesch hatte fertigen lassen, deren Gebäude im April 2013 eingestürzt war und mehr als 1100 Billigarbeiter unter sich begraben hatte. „Politisch unmöglich“, stellt die Grünen-Politikerin zu der Ansiedlung von Primark in der Mall fest. Zudem fürchtet sie um die Existenz des Innenstadt-Einzelhandels. Eva Lenz wechselte in den Zeiten der turbulenten Mall-Diskussionen im Jahr 2011 als Stadtratsmitglied von der CDU in die FDP. Obwohl sie gegen die Mall war, hat sie sich bei der Eröffnungsgala umgeguckt: „Ich war neugierig“, gibt sie zu. Danach war die Rechtsanwältin allerdings nicht mehr im „K in Lautern“. „Es wird nicht mein Einkaufsparadies“, sagt sie, „die haben nichts für mich“, denn Menschen ihrer Altersgruppe zählten nicht zur angestrebten Kundengruppe. Sie erinnert sich in Sachen hochwertiges Angebot, dass ein „Migros“-Supermarkt versprochen war: „Jetzt haben wir den x-ten Aldi.“ Das Gebäude beschreibt sie ebenfalls als zu großen „Klotz“. Die Beleuchtung und die Rotunde „sehen nicht schlecht aus“, relativiert Eva Lenz. „Wäre es etwas kleiner dimensioniert, hätte es gut werden können.“ Sie verhehlt überdies nicht, dass sie Befürchtungen für die Innenstadt-Geschäfte hegt: „Die Geschäftsleute in der Kerst-, Pirmasenser und der Eisenbahnstraße haben jetzt schon ein Problem.“ „Nein“, sie war noch nicht in der Mall. Auch Karin Kolb fühlt sich nicht zur Zielgruppe gehörend. „Über das Alter bin ich raus.“ Die Mitbegründerin der Bürgerinitiative „Neue Mitte Kaiserslautern“, die ebenfalls für die CDU im Stadtrat saß und zur FDP wechselte, hat noch die gezeichneten Pläne für die Einkaufsgalerie mit einer Flaniermeile und Bäumen vor Augen: „Das hat sich alles nicht bewahrheitet.“ Das Gebäude, das sie als „Konsumtempel für Jugendliche“ bezeichnet, hält sie nach wie vor für eine Bausünde. Karin Kolb weiß, dass nach Karstadt „etwas hätte kommen müssen, aber etwas mit mehr Freiraum und mehr Grün“. Doch könne man erst in drei bis vier Jahren sagen, „ob sich unsere damaligen Befürchtungen bewahrheiten“. (ita) DIE SERIE In loser Reihenfolge wollen wir uns in der nächsten Zeit mit Menschen in der Stadt beschäftigten, die im Bannkreis des „K in Lautern“ leben und arbeiten. Manche haben während der 21-monatigen Bauzeit gelitten, andere leiden vielleicht erst seit der Eröffnung der Einkaufsgalerie. Wir wollen uns die Sache näher anschauen. (red)

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