Kusel Erstaufnahmeeinrichtung in Kusel leert sich rapide

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In der Erstaufnahmeeinrichtung auf dem Windhof in Kusel sind aktuell noch 131 Flüchtlinge untergebracht. In zwei Wochen werden es voraussichtlich nur noch 50 sein. Erhalten bleiben soll die Afa aber dennoch. Für Sportbegeisterte hat die geringe Belegung Vorteile: Örtliche Vereine können Turnhalle und Rasenplatz nutzen.

Seit vergangener Woche ist klar: Kusel wird eine der Afas sein, die das Land auch weiterhin betreiben will. Und sei es auch mit verminderter Belegung, wenn die Anzahl der Flüchtlinge auf absehbare Zeit so niedrig bleibt wie in den vergangenen Monaten. „Wir sind da gebranntes Kind vom letzten Jahr. Daher werden ausreichend Kapazitäten vorgehalten“, sagt Einrichtungsleiter Martin Ziemer. Auch Eveline Dziendziol, Pressesprecherin der Aufsichtsdirektion ADD in Trier, ist noch nicht davon überzeugt, dass es dauerhaft so wenige Flüchtlinge geben wird: „Zwar ist die Balkanroute jetzt zu. Aber damit verschwinden ja die Leute nicht. Der Flaschenhals wird irgendwo brechen.“ In Kusel wird daher weiter nach Plan vorgegangen, selbst wenn sich die Anzahl Flüchtlinge, die hier auf ihre Verteilung auf die Kommunen warten, auf nur noch 131 reduziert hat. Zu Hoch-Zeiten im Herbst waren es knapp 700. Am 10. Mai findet der nächste Transfer aus der Afa in die Kommunen statt. Dann werden es in Kusel, falls keine Neuen kommen, nur noch 50 Flüchtlinge sein. Eine Mindestbelegung von 400 bis 500 wäre wünschenswert, sagen Ziemer und DRK-Geschäftsführer Volker Zimmer. So viele werden es allerdings wohl erst wieder werden, wenn entweder mehr Flüchtlinge ins Land kommen oder wenn das Land andere Afas dichtmacht. Vorgehen nach Plan bedeutet: Es wird weiter an der Infrastruktur in der Kaserne gebaut, in die inklusive Leitungen und Brandschutz 3,5 Millionen Euro investiert worden sind – das ist kein verlorenes Geld, weil die Renovierungen die Gebäudesubstanz sichern. In dieser Woche ist das dritte der vier Unterkunftsgebäude übergeben worden. Die letzte Unterkunft soll im Juni fertig sein. Augenblicklich verfügt die Afa damit über 510 Betten in Gebäuden. Das letzte Gebäude bringt weitere etwa 180 Plätze, womit die vorgesehene Maximalkapazität erreicht ist. Dass so viele Betten so wenigen Flüchtlingen gegenüberstehen, hat nun auch positive Konsequenzen für die hiesige Bevölkerung. Denn die neue Turnhalle muss nicht mehr mit Betten belegt werden, sondern kann für Sportangebote heimischer Vereine bereitgestellt werden. Der TV Kusel beispielsweise ist bereits auf den Zug aufgesprungen, will in Bälde unter anderem Fitnesstraining und Gymnastik anbieten – übrigens auch für mitmachwillige Flüchtlinge. Womöglich wird die Halle sogar zum Ausweichquartier für den gesamten Verein, wenn die Sanierung der TVK-Halle ansteht. „Wenn ein Verein mit seinem Sport in die Halle möchte, kann er sich einfach an uns wenden“, sagt Ziemer. Gleiches gilt für den Rasenplatz vor der Halle. „Wir machen dann einfach einen Belegungsplan“, zeigt er sich offen. Am liebsten wäre es ihm, wenn die Flüchtlinge bei allen Angeboten mitmachen könnten: „Genau so beginnt Integration.“ Zurück zu den Gebäuden: Auch jenes ist inzwischen fertig, in das die Mitarbeiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge vorübergehend einziehen und Altfälle bearbeiten sollen. Rund 20 Mitarbeiter sind hier ab Mitte Mai vorgesehen – wie lange sie an den Altfällen sitzen und folglich auf dem Windhof bleiben, kann derzeit keiner sagen. Noch nicht fertig ist die Notunterkunft im Gebäude daneben. Sie soll ab Juli Flüchtlinge vorübergehend aufnehmen, die am späten Abend in Kusel ankommen und erst am nächsten Tag ein Quartier zugewiesen bekommen können. Auch wenn mit nächtlichen Ankömmlingen derzeit eher nicht zu rechnen ist. Dass derzeit so wenig Flüchtlinge da sind, nutzen die Beschäftigten – egal ob von ADD oder von Rotem Kreuz – für eine Bestandsaufnahme: Was war gut, was war weniger gut, was muss nachgesteuert werden. So finden derzeit eine ganze Reihe von Lehrgängen beispielsweise in Sachen Brandschutz auf dem Windhof statt – Weiterbildungen, für die während des schnellen Aufbaus wenig bis keine Zeit blieb. „Weich, warm, trocken, satt“, dieses den Flüchtlingen zu bieten, war laut DRK-Geschäftsführer Volker Zimmer in Herbst und Winter oberste Devise. Nun hingegen bleibe auch Zeit, Überstunden abzubauen. Zimmer verhehlt auch nicht, dass unter seinen Mitarbeitern durchaus diskutiert wird, wie es mit der Afa weitergeht. Ob das Land die Sozialbetreuung mit allem drum und dran gemäß EU-Recht ausschreiben muss und dann ein anderer 2017 zum Zuge kommt. Allerdings sieht er auch keinen Grund für Unruhe. Auch ADD-Sprecherin Dziendziol beruhigt: Es fänden auf Landesebene bereits Gespräche unter anderem mit dem Roten Kreuz statt. „Es ist unser Ziel, weiter mit jenen zusammenzuarbeiten, die uns in der ersten Phase so toll geholfen haben.“ Selbst eine Ausschreibung, so glaubt sie, sei für Hilfsorganisationen wie das Rote Kreuz kein Problem: „Es ist ja nicht so, dass das DRK sich noch nie einer Ausschreibung gestellt hat.“ Dass Zimmer („Ich hatte allen Mitarbeitern gesagt, dass wir derzeit nur einen Vertrag bis zum Jahresende haben“) derzeit nur 19 seiner 21 Planstellen besetzt hat und nun noch zwei weitere Mitarbeiterinnen gehen, er dem Land also Geld spart, muss dem Kuseler DRK dabei nicht zum Nachteil gereichen. Noch eine Statistik zur Afa: Seit Öffnung im September waren 2355 Flüchtlinge aus knapp 20 Nationen untergebracht. Das Gros von ihnen (1508) waren Syrer, zweitstärkste Gruppe mit 460 die Afghanen. Es handelte sich um 1597 männliche und 758 weibliche Flüchtlinge. Die zahlenmäßig stärkste Altersgruppe war die zwischen 25 und 51 Jahren mit 912, gefolgt von den Unter-20-Jährigen mit 813. Die Kriminalstatistik weist für Januar bis April 33 Straftaten im Zusammenhang mit Flüchtlingen aus – fast alles Diebstähle untereinander. (wop)

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