Zweibrücken Erst nach 45 Minuten sind sie hellwach

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Bis zu 5000 Mücken verputzt eine Wasserfledermaus pro Nacht, und bis zu 40 Motten verspeist der Große Abendsegler, eine andere heimische Fledermausart. Wobei die Tiere auch tagsüber jagen können, wenn sie sehr hungrig sind. Das und noch mehr erfuhren 40 große und kleine Naturfreunde am Freitagabend bei einer Wanderung des Zweibrücker Naturschutzbunds durch den Luitpoldpark. Wer sich traute, durfte die Fledermäuse sogar streicheln.

Rehbraun, flauschig und taubengroß: So kann eine Fledermaus aussehen. Aber nur, wenn sie als Stofftier aus dem Spielzeugladen kommt. „Seht euch mal die hintere Flughaut an“, zeigte Fledermaus-Experte Hans König ein Modell. Die Haut dient dazu, Beutetiere einzufangen – damit die Fledermaus sie mit dem Maul packen kann. „Einfach durch die Luft fliegen und zuschnappen funktioniert nicht“, erklärte der Lehrer aus Kirchheimbolanden. Damit würden die Tiere kaum satt. „Bei uns auf dem Mölschbacherhof gibt es viele Fledermäuse, aber ich habe noch keine von Nahem gesehen“, erzählte Martina Feß, warum sie bei der Fledermausnacht mitwanderte. Gleich beim ersten Stopp gab es Gelegenheit, Fledermäuse zu betrachten. Auch wie sich die Flugkünstler anfühlen, konnte die Gruppe erfahren. „Der Große Abendsegler, eine der drei größten Arten in unserer Region“, stellte Hans König das acht Zentimeter große Tier vor. Kopfüber hing das Männchen in einem Nistkasten, in dem eigentlich brütende Vögel wohnen. Aber die Vogelbrut ist vorbei, auch die Fledermaus-Jungen sind längst ausgeflogen. „Sonst dürften wir die Tiere nicht stören.“ Fledermäuse dösen tagsüber, üblicherweise in natürlichen Baumhöhlen. Dabei senken sie ihre Körpertemperatur ab. Hellwach zu werden kostet viel Energie. Widerstandslos ließ sich der Große Abendsegler, der nachts bis zu zwölf Kilometer weit fliegt, aus dem Kasten holen. Er zeigte zwar seine spitzen Zähne, aber vorsichtig streicheln durfte man ihn dennoch. „Ganz weich“, fand der vierjährige Nick, und die ein Jahr ältere Paula bekräftigte: „Wie bei einem Teddy.“ Die Flughaut erinnerte sie dagegen an Gummi. Ein Tipp von Hans König: „Leuchtet mal von hinten mit der Taschenlampe. Dann seht ihr, wie dünn die Haut ist.“ Der Aufbau der Haut ermöglicht den typischen Zickzack-Flug von Fledermäusen. Dass die Tiere eine Dreiviertelstunde brauchen, um aus dem Winterschlaf aufzuwachen, und dass ihr Puls im Flug auf 800 Schläge kommen kann, ließ viele Tierfreunde bei der Wanderung staunen. „Ich hab’ unglaublich viel gelernt“, stellte der Augenarzt Rolf-Dieter Schad fest, der zum ersten Mal bei der Fledermausnacht dabei war. Wie robust und doch fein Fledermausflügel aufgebaut sind, fanden die elf Jahre alte Emily und ihre achtjährige Schwester Luisa spannend. Bei einer verletzten Breitflügelfledermaus, die Franz Kinkopf mitgebracht hatte, konnte man sich die Flügel noch einmal ganz genau anschauen. Der Mann aus Mittelbach, der Mitglied im rheinland-pfälzischen Arbeitskreis Fledermausschutz ist, päppelt kranke Tiere auf und lässt sie dann wieder frei. (npm)

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