Rhein-Pfalz Kreis „Entengrütze“ ärgert Angler

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Der Vereinsweiher des Roxheimer Angelsportvereins „Frühauf“ (ASV) gleicht derzeit eher einem Golfplatz. Seit Wochen ist das Gewässer in der Roxheimer „Köst“ mit einem grünen Teppich überzogen. Dabei handelt es sich um einen extremen Wasserlinsenbefall. Die Folge: Der Vereinsvorstand hat das Gewässer gesperrt. Erstmals konnte dieses Jahr auch kein „Königsfischen“ stattfinden.

ASV-Vorsitzender Ingo Goschinak ist ratlos. Die Wasserlinsenproblematik sei an Bobenheim-Roxheimer Gewässern zwar grundsätzlich nichts Neues, einen Befall in diesem Ausmaß gab es aber noch nicht. „Wir gehen davon aus, dass dies am extrem warmen Wetter der letzten Wochen liegt. Es gab schon ziemlich heiße Tage.“ An Fischen sei in der Roxheimer Köst derzeit nicht zu denken. Zunächst habe der Verein zwar versucht, die Wasserlinsen „abzuköchern“, doch mit wenig Erfolg. Goschinak: „Wir haben da zentnerweise Grünmasse rausgefischt, aber es wachsen immer wieder neue nach. Im Grunde stehen wir ziemlich hilflos da.“ Von Gewässer zu Gewässer gelangen die Wasserlinsen durch Wasservögel. Die Linsen bleiben in deren Gefieder hängen und werden so weitergetragen, weshalb man die Linsen im Volksmund oft auch „Entengrütze“ nennt. Der botanische Fachbegriff für die Pflanzen ist jedoch Lemna. Es handelt sich dabei um eine Unterart der Aaron-Stabgewächse. Europaweit gibt es sieben Arten. Je nach Art sind die kleinen zweigliedrigen Blättchen 0,3 bis 15 Millimeter groß. Wie auf dem Roxheimer Angelweiher zu sehen, bilden sie recht schnell einen dichten schwimmenden Teppich. Die Krautschichten können bis zu 20 Zentimeter ins Wasser reichen. Die Auswirkungen auf das Gewässer sind dabei wechselseitig. Tagsüber produzieren die Wasserlinsen Sauerstoff, nachts wiederum wird dem Gewässer Sauerstoff entzogen. Im Herbst bilden die Pflanzen kleine Samen aus, die dann auf den Gewässerboden absinken und dort überwintern. Goschinak: „In früheren Jahren haben wir die Erfahrung gemacht, dass sich die Wasserlinsen wieder von alleine zurückbilden. Darauf hoffen wir nun.“ Die derzeitige Situation am Roxheimer Angelweiher scheint, ungeachtet des heißen Sommers, regional gesehen eine einmalige zu sein. Auf Anfrage erklärt Stefan Kopf, Pressesprecher der Kreisverwaltung des Rhein-Pfalz-Kreises: „Im Kreisgebiet sind uns weitere Vorfälle dieser Art derzeit nicht bekannt.“ Ingo Goschinak vermutet deshalb, dass Dünger von den umliegenden Feldern das Wasser im Angelweiher beeinflusst, der Nährstoffgehalt des Weihers steige, weil Dünger eingespült werde. Ganz aufs Fischen verzichten müssen die Mitglieder des ASV Roxheim allerdings nicht, erzählt Goschinak: „Zum Glück haben wir mit dem Nachtweide-Weiher in Bobenheim noch ein zweites Angelgelände und können damit ausweichen, was unsere Mitglieder derzeit auch tun.“ (wek)

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