Ludwigshafen Elektrische Ladenhüter?

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Seit Juli gibt es bis zu 4000 Euro Prämie beim Kauf eines Elektro- oder Hybridautos. Doch das Interesse bei Kunden kann auch der Zuschuss nicht ankurbeln. Bis auf einen BMW-Händler verzeichnen Ludwigshafener Autohäuser bisher kaum gestiegene Verkaufszahlen. Für die meisten Pkw-Fahrer ist die Technik noch zu unausgereift.

1,2 Milliarden Euro – mit diesem Betrag will das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) den Verkauf von Elektro- und Hybridautos fördern. Im Juli wurde die Prämie eingeführt, sie gilt rückwirkend zum 18. Mai. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst – wenn das Geld aufgebraucht ist, gibt es keine Prämie mehr. Doch anscheinend will kaum jemand der erste sein. Das Interesse an E-Autos ist verhalten, auch in Ludwigshafen. Zum 1. Juni dieses Jahres waren im Stadtgebiet 187 Elektroautos und 243 Hybride zugelassen. Das sind immerhin 92 beziehungsweise 46 Wagen mehr als zum 1. Juni des vergangenen Jahres. Doch statt durch die Prämie zu steigen, nimmt diese Anzahl eher ab: Zum 1. August waren es nur noch 178 zugelassene E-Autos, neun weniger als im Juni. Ludwigshafener Autohändler spüren ebenfalls kaum, dass das Interesse der Kunden durch die Förderung ansteigt. „Bisher wirkt sich die Prämie relativ wenig aus“, berichtet Bernhard Doland, Inhaber des Renault-Autohauses Wegmann in der Untergasse (Edigheim). Zwar seien seitens der Kunden ein paar Anfragen gekommen, als die Förderung in Kraft getreten ist. „Aber einen erhöhten Absatz verzeichnen wir nicht“, sagt Doland. Ein Trend, der sich bundesweit zeigt. Wer einen rein Batterie-elektrischen Wagen oder ein neues Auto mit Brennstoffzelle kauft, bekommt 4000 Euro, für Plug-in-Hybride, also Fahrzeuge mit Verbrennungs- und Elektromotor, gibt es 3000 Euro. Autohersteller und Bund teilen sich die Kosten. In den ersten sechs Wochen nach Bestehen der Prämie wurden in Deutschland etwa 1800 Anträge gestellt. Reichen würde die Prämie für bis zu 400.000 Autos. Doland von Renault Wegmann macht fehlende Information für das geringe Interesse verantwortlich. „Das Thema Elektroauto ist immer noch negativ behaftet“, sagt er. Viele Menschen hätten Angst, mit dem Fahrzeug wegen einer leeren Batterie irgendwo stehen zu bleiben. „Diese Frage ,Was mache ich dann?’ kommt in fast jedem Gespräch auf“, berichtet der Autohaus-Inhaber. Auch Michael Müller, Geschäftsführer vom VW-Autohaus Mühlenberg in der Bruchwiesenstraße (West), weiß Ähnliches zu berichten: „Das Kundeninteresse ist durch die Kaufprämie nur leicht gestiegen und bleibt hinter unseren Erwartungen zurück.“ Einen Absatzanstieg habe es trotz Förderung nicht gegeben. „Das mangelnde Interesse liegt wohl an der noch geringen Reichweite der Fahrzeuge und am vergleichsweise hohen Preis“, meint Müller. Also auch hier die größte Sorge der Kunden: Kein Saft mehr in der Batterie, das Auto bleibt irgendwo in der Pampa liegen. Dabei haben sowohl Mühlenberg als auch Wegmann auf ihrem Gelände Ladestationen installiert. Über das Stadtgebiet verteilt gibt es mehrere „Auto-Steckdosen“ (siehe „Zur Sache“). Von Mercedes-Benz war gestern keine Antwort zu bekommen. Etwas anders sieht die Lage beim Autohaus BMW-Scheller in der Ruchheimer Straße (Oggersheim) aus: „Wir spüren definitiv, dass das Interesse der Kunden angezogen hat“, berichtet die Marketing-Verantwortliche Sonja Schmidbauer. Seit es die Prämie gibt, habe das Autohaus in Ludwigshafen 23 Aufträge verzeichnet – elf für Elektroautos, zwölf für Plug-in-Hybride. Das entspreche einem Verkaufsanstieg von rund 30 Prozent. „Vorher war das Interesse der Kunden eher verhalten“, so Schmidbauer. Auch bei BMW sei die größte Sorge der Kunden die geringe Reichweite. „Aber den meisten kann man die Angst nehmen“, sagt sie. Die beiden Ladestationen auf dem Gelände würden „rege genutzt“. Für Schmidbauer haben die Fahrzeuge einen großen Vorteil gegenüber Wagen mit Verbrennungsmotor: „Die Nachhaltigkeit spricht eindeutig für sie.“

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