Zweibrücken „Ein großes Thema ist die Sprache“

Im evangelischen Jugendcafé „S’Bonni“ im Zweibrücker Dietrich-Bonhoeffer-Haus steht ein neues Projekt an: Ein Flüchtlingstreff soll organisiert werden, um Einwanderern zu helfen, sich in der Stadt einzuleben. Anfang Januar findet das erste Treffen statt. Wenn es genug Interesse gibt, haben die Verantwortlichen auch schon Ideen für andere Projekte und Workshops.

Johannes Buchhardt ist Jugendreferent bei der evangelischen Jugend der Pfalz. Gemeinsam mit Timo Arnold, Flüchtlingsberater beim Diakonischen Werk, entwickelte er die Idee für den „Fluchtpunkt“, wie der Arbeitstitel des Projektes lautet. Flüchtlingen, genauer gesagt Menschen mit Aufenthaltsgestattung oder -duldung, wollen sie die Eingewöhnung in ihr neues Leben erleichtern. „Ein ganz großes Thema ist natürlich die Sprache“, sagt Arnold. Die Helfer wollen den Flüchtlingen das Deutschlernen ermöglichen, sei es durch kostenlose Sprachkurse – um an offiziellen Kursen teilnehmen zu dürfen brauchen Flüchtlinge mindestens eine Aufenthaltserlaubnis – oder sei es einfach durch den Kontakt zu Deutschen. Gerade für Kinder sieht er eine gute Chance, Anschluss an die Jugendlichen zu finden, die im Jugendcafé aktiv sind. Arnold ist zuständig für Pirmasens und Zweibrücken. Mit einer halben Stelle fällt es ihm schwer, mit allen Flüchtlingen fundierte Beratungsgespräche zu führen. Er hofft darauf, langsam ein Netzwerk an ehrenamtlichen Helfern aufbauen zu können. Der „Fluchtpunkt“ könnte dazu ein erster Schritt sein. Interessierte Deutsche sind eingeladen, vorbeizukommen und die neuen Einwohner und deren Kultur kennenzulernen. „Natürlich lernen die Flüchtlinge so auch etwas über die deutsche Kultur“, hofft Buchhardt. Deutsche Helfer könnten als Paten für Flüchtlingsfamilien da sein, ihnen helfen, sich im fremden Land zurechtzufinden. „Wir haben dabei einen sehr modernen Ehrenamtsbegriff. Früher hatte man oft Angst, sich mit einem Ehrenamt jahrelang festnageln zu lassen und eine Riesenverantwortung zu tragen. Aber man kann auch über einen kurzen Zeitraum helfen“, so Arnold. Auch eine schriftliche Bestätigung für das Ehrenamt gibt es, ergänzt Buchhardt. Das sei gerade für junge Helfer wichtig für Bewerbungen. „Etwa 80 Fälle gibt es in Zweibrücken“, sagt Arnold. Mit „Fällen“ meint er Anträge auf Aufenthaltserlaubnis. Das können also auch ganze Familien sein. „Im nächsten Jahr rechnen wir verstärkt mit syrischen Flüchtlingen“, sagt er. Er versucht, den Menschen zu einer Aufenthaltserlaubnis zu verhelfen, damit könnten sie zumindest drei Jahre lang sicher in Deutschland bleiben. Auch soziale Leistungen will er für sie erreichen. Eine neue Regelung, so erklärt er, erlaubt es Flüchtlingen, sich nach einem dreimonatigen legalen Aufenthalt im Land Arbeit zu suchen. Dabei gibt es allerdings eine sogenannte Vorrangprüfung: Interessiert sich ein Deutscher für dieselbe Stelle, wird er bevorzugt. Ein Begegnungspunkt zwischen Kulturen soll „S’Bonni“ sein. In lockerer Atmosphäre können sich Einheimische und Flüchtlinge kennenlernen. Johannes Buchhardt plant zudem eine Freizeit um Ostern herum mit einer deutschen Kindergruppe und Flüchtlingskindern: „Ich hoffe, dass daraus eine feste Gruppe erwächst“, vielleicht auch Tandems, einzelne Partnerschaften zwischen deutschen und Migrantenkindern. An Projekten mangelt es den Zweibrücker Helfern wirklich nicht.

x