Donnersbergkreis Dyckerhoff investiert in die Zukunft

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Dass das Geschäft mit Zement derzeit boomt, kann man nicht gerade behaupten, das räumt auch Dyckerhoff-Werkleiter Rüdiger Matheis im Jahresgespräch mit der RHEINPFALZ ein. Umso wichtiger, dass der italienische Mutterkonzert Buzzi Unicem erst kürzlich ein klares Bekenntnis für den Standort Göllheim abgegeben hat. Vor diesem Hintergrund stellt man sich dort auf weitere Jahrzehnte Zementherstellung ein. Dazu gehört auch, dass man sich intensiv um die Ausbildung von neuen Mitarbeitern kümmert und auch kräftig investiert.

Seit im Schwesterbetrieb in Wiesbaden-Amöneburg die Grauklinkerproduktion vor zehn Jahren stillgelegt wurde, ist das Göllheimer Werk gut ausgelastet. Umso wichtiger ist, dass eine weitsichtige Mitarbeiterpolitik betrieben wird. Das fängt bereits bei den Auszubildenden an. Momentan werden bei Dyckerhoff pro Jahr sieben neue Azubis eingestellt. „Mehr als 90 Prozent unserer Azubis bekommen mindestens einen Halbjahres- oder Jahresvertrag. Auf diese Weise gewinnen die, die wir selbst nicht übernehmen können, Zeit, sich eine andere Arbeit zu suchen“, erklärt Rüdiger Matheis, Leiter der Werksgruppe Süd mit den beiden Standorten Göllheim und Amöneburg. Ohne Azubis arbeiten derzeit 126 Personen im Werk. Im Steinbruch, wo vorher ganzjährig drei Fremdarbeitnehmer eingesetzt waren, wurden erst kürzlich drei eigene Mitarbeiter eingestellt. Der öfter mal von verschiedenen Seiten angezweifelte Fachkräftemangel – bei Dyckerhoff macht er sich bemerkbar, vor allem im Schichtbereich, in dem 44 Personen beschäftigt sind. „Aber eigentlich zeigt er sich sogar schon vorher, denn es ist schon schwer, überhaupt die richtigen Azubis zu finden“, betont Matheis. Trotzdem liegt im Standort Göllheim die Quote der Auszubildenden mit 13,2 Prozent der Gesamtbelegschaft deutlich über dem Durchschnitt – da sind es nur 5,4 Prozent. „Momentan stellen wir sieben neue Azubis im Jahr ein“, verdeutlicht Matheis. Die Spanne der Ausbildungsberufe umfasst Industriemechaniker, Industriekaufleute, Elektroniker, Baustoffprüfer und Verfahrensmechaniker. Wobei, wie Matheis betont, vor allem Baustoffprüfer nach der Ausbildung höchst begehrt seien. 23 Prozent der Belegschaft sind Eigengewächse – für Matheis ein Zeichen, dass das Betriebsklima stimmt: „Es geht familiär zu bei uns.“ Gut sieht es auch bei der Alterspyramide aus: Die Azubis herausgerechnet, beträgt die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit 20,4 Jahre. „Wir haben allerdings leider zu wenig Frauen“, so Matheis. Der Betrieb unterhält eine eigene Lehrwerkstatt und beschäftigt dort einen eigenen Ausbildungsmeister, die Lernenden sind nicht nur eigene Auszubildende, sondern kommen auch aus anderen Betrieben. „Umgekehrt schicken wir unsere Elektroniker zur überbetrieblichen Ausbildung in andere Unternehmen“, so Matheis. Um Azubis zu finden und Schülern die verschiedenen Berufsfelder nahezubringen, steht der Betrieb in Verbindung mit Schulen, Verwaltungen, der Arbeitsagentur und Initiativen wie „Job aktiv“. Immer aktuell in einem Werk wie Dyckerhoff sind Fragen der Arbeits- und Betriebssicherheit. Auch da sieht Matheis sein Werk gut aufgestellt: „Wir hatten im vergangenen Jahr keinen einzigen Unfall!“ Damit hat der Betrieb den ersten Platz in einem entsprechenden Wettbewerb der deutschen Zementindustrie belegt und außerdem noch die Richtlinien der deutschen Berufsgenossenschaft unterboten. Ein Zufall sei das nicht, betont Matheis, vielmehr verdanke man das dem Arbeitssicherheitsmanagement des Betriebs: „Es gibt für jede Tätigkeit bei uns eine Gefährdungsbeurteilung. Da wird genau untersucht, wo es gefährlich werden könnte und was man tun kann, um Gefahrensituationen zu vermeiden“, erklärt Matheis. Anschließend bekommt jeder Mitarbeiter die entsprechende Unterweisung. „Wichtig ist auch, dass einer auf den anderen achtet. ,Kampf der Routine’, lautet das Motto, denn viele Unfälle passieren, weil man bei Routinetätigkeiten unvorsichtig wird.“ Weil in einem Zementwerk immer auch mit potenziell gefährlichen Stoffen hantiert wird, ist der Betrieb als Störfallbetrieb eingeordnet und unterliegt entsprechend einer Störfallverordnung. Bei den gefährlichen Stoffen geht es vor allem um Ammoniakwasser zur Reduzierung von Stickoxiden und flüssigen Brennstoffen, von denen immer ein Vorrat auf dem Gelände gelagert wird. Gesetzlich vorgeschrieben ist es, Behörden und Anlieger der Nachbarschaft zu informieren, was bei einem Zwischenfall zu tun ist. Dyckerhoff geht seit Jahren freiwillig darüber hinaus: „Im Vorfeld haben wir mit einer eigenen Broschüre ganz Göllheim und den zu Marnheim gehörende Elbisheimer Hof informiert“, so Matheis. Auch in Sachen Umweltschutz sieht Matheis das Werk auf einem guten Weg: „Wir überwachen kontinuierlich alle Emissionen von Staub, Schwefeloxid, Stickoxid, Kohlenmonoxid, Ammoniak und Quecksilber und warten die Anlagen entsprechend konsequent. Dazu gibt es einmal jährlich eine behördliche Überprüfung. Unsere Grenzwerte haben wir bisher eingehalten, dafür betreiben wir einen großen Aufwand.“ Auf der Internetseite des Unternehmens können die Messergebnisse eingesehen werden. Ein solcher Aufwand wirkt sich auch finanziell aus: „Derzeit gehen unsere Investitionen fast ausschließlich in die Erfüllung der Umweltauflagen“, sagt Matheis. Eine der größten Investitionen der jüngsten Zeit wird ein Katalysator für Ofen 2 sein. Er kostet rund sieben Millionen Euro, Baubeginn ist im Juni. Für Ofen 1 hingegen wurden mehr als eine Million Euro in Tests investiert, die es ermöglichen sollen, mit aufwendiger Technologie einen Kat zu vermeiden. Für rund 1,3 Millionen Euro wurde kürzlich der markante Wärmetauscher, eines der weithin sichtbaren Wahrzeichen des Werks, oben geöffnet, um später einen entsprechenden Katalysator einsetzen zu können, und die oberste Zyklonstufe ausgetauscht. Um die Staubemission weiter reduzieren zu können, wurden die beiden Öfen in den vergangenen anderthalb Jahren so umgebaut, dass dort inzwischen Tuchfilter verwendet werden. Insgesamt fünf Millionen Euro hat das gekostet. Das sieht Matheis mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Einerseits freut es ihn, dass die in Deutschland geltenden scharfen Umweltschutzbestimmungen, die über das, was die EU fordert, sogar hinausgehen, eingehalten werden, andererseits sind die Ausgaben dafür so hoch, dass es kaum noch möglich ist, in die Steigerung der Wirtschaftlichkeit zu investieren. Immerhin: Für neue Bagger für den Steinbruch war Geld da. Einer ist seit über einem Jahr in Betrieb, der zweite soll in diesem Jahr folgen. Für jeden wurden 980.000 Euro ausgegeben. Auch für die Modernisierung des automatischen Labors wird Geld in die Hand genommen: insgesamt 895.000 Euro. Weitere Investitionen betreffen die Wiege- und Dosiertechnik (350.000 Euro), die Modernisierung des Prozessleitsystems (925.000 Euro) und einen neuen Brenner für Ofen 1 (590.000 Euro). Ofen 2 verfügt bereits seit 2011 über einen solchen. „Wie Sie sehen, sind wir für die Zukunft gut aufgestellt“, freut sich Matheis. „Nach mehr als 50 Jahren am Standort Göllheim kann es noch ein paar Jahrzehnte weitergehen.“

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