Kusel Die Wespen-Königinnen sind abgesoffen

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2016 ist ein schlechtes Jahr für die gefürchteten Insekten. Das nasse und kühle Frühjahr hat Wespen offenbar arg zugesetzt. Anders als im vergangenen Sommer ist mit einer Plage nicht mehr zu rechnen.

Sie sitzen gemütlich im Garten bei frisch gebackenem Zwetschgenkuchen: Die Sonne scheint, der Kuchen schmeckt, doch etwas fehlt. Nein, es ist nicht etwa die Schlagsahne. Es sind die Wespen, die sonst von süßem Hefegebäck angelockt werden. Auch beim Grillen überlassen die mitunter nervenden Plagegeister den Braten in diesem Spätsommer uns. Und wo unter manchem Obstbaum jetzt überreife Früchte fallen, fallen ebenfalls kaum Wespen darüber her, bedauern Naturschützer. „Es gibt nicht nur viel weniger Wespen“, beobachtet Martin Pfeiffer vom Naturschutzbund Kusel-Altenglan. Auch andere Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge seien betroffen, berichtet der Naturschützer aus Blaubach. Auch wenn manch einer einen Sommer ohne Wespen als angenehm empfindet – die schwarz-gelben Raubinsekten sind für das ökologische Gefüge von großer Bedeutung. Denn sie fressen unter anderem Fliegen und Raupen, die sich nun ungestörter über Nutzpflanzen hermachen können. „Indem sie andere Insekten und Larven jagen, schützen Wespen unser Obst“, erläuterte vor kurzem Peter Schmidt von der Bezirksgruppe Pfalz des Naturschutzbundes Nabu. Wer also keine wurmigen Kirschen, Zwetschgen und Äpfel mag, sollte die Wespen schützen. Doch in diesem Sommer gibt es nicht viele Wespen, die zu schützen sind. Offenbar sind große Teile der Population während der andauernden Regenfälle im März und April schlicht abgesoffen. Denn bei den Wespen überwintern nur die Königinnen. Sie legen im Frühjahr Eier und bauen ihr Volk auf. Je wärmer es ist, desto schneller entwickeln sich die Larven der Arbeiterinnen und desto mehr Nahrung können die ausgewachsenen Arbeiterinnen für weiteren Nachwuchs sammeln. Ob sich die Wespenpopulation erholen wird? „Sicher nicht dahingehend, wie es einmal war“, bedauert Winfried Sander aus Rutsweiler am Glan. Der Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz im Kreis Kusel hatte schon im vergangenen Sommer – als sich viele Leute regelrecht von Wespen überfallen fühlten – darauf hingewiesen, dass es tatsächlich „zu wenig Wespen“ gibt. Es seien insgesamt viel weniger Insekten, fügt Sander hinzu. „Früher ist man zwei Tage mit dem Auto gefahren, dann waren die Scheiben mit Insekten dicht“, illustriert er. In diesem Jahr blieben sie weitgehend sauber, beobachtet auch Martin Pfeiffer. Auch um die Schmetterlinge steht es laut Sander in diesem Jahr ziemlich schlecht, es seien nur noch ganz wenige verschiedene Sorten unterwegs. „Den Admiral sieht man noch häufiger.“ Den Schwalbenschwanz hingegen, eigentlich ein typischer Vertreter im Sommer, habe er kaum gesichtet, berichtet er. Womit dies zu tun hat, kann Sander nicht genau sagen. Die Nässe im Frühjahr könne mit ein Grund sein, schätzt der Naturschützer. Aber wohl nicht allein. Es sei auch möglich, dass Spritzmittel von Landwirten die Population und Vielfalt der Insekten eindämme. |suca

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