Speyer Die Autobahn rückt näher

Blick auf Speyer-Nord vom Binsfeld aus: Zwischen der Autobahn und den Häusern liegen Felder, ein Stück weiter ist es nur ein Grü

Vor 13 Jahren schon hat der Bund die Erweiterung der A 61 bei Speyer von vier auf sechs Spuren befürwortet. Bis Ende dieses Jahres will die rheinland-pfälzische Straßenverwaltung das Planfeststellungsverfahren fertig haben. Jetzt gibt es 90 Einwendungen zu neuen Lärmschutzplänen. Baubeginn: offen, Projektstatus: umstritten.

„Knallharte Forderungen“ müssten an das Land gestellt werden, hieß es im Juni, als es im Stadtrat um eine Stellungnahme zu den Lärmschutzplänen ging (wir berichteten). Immerhin hatte der Landesbetrieb Mobilität (LBM) dabei schon nachgebessert, sodass jetzt 3,7 Kilometer an Schutzwänden in unterschiedlicher Höhe auf Speyerer Gemarkung vorgesehen sind. Aus Sicht der Kommunalpolitik reicht das nicht aus. „Die Stadt hat ihre Stellungnahme nochmals verschärft“, sagt Verwaltungssprecher Matthias Nowack auf Anfrage. Auch die Bitte, bis zum Bau die heutigen Lärmschutzwände zu reparieren, sei geäußert worden. Speyer-Nord und „seine“ Autobahn – ein Thema seit mehr als vier Jahrzehnten. 1972 hatte die A 61 die Domstadt erreicht, seit 1974 überquert sie bei Speyer den Rhein. Seither muss die parallel größer gewordene „Siedlung“ mit dem vielbefahrenen Verkehrsweg auskommen, der sie zwischen Sandhügel und den ASV-Sportplätzen zerschneidet. „Ich bin vor fünf Jahren hergezogen, ich wusste, was mich erwartet“, sagt zum Beispiel Elke Hamleser, die am Sandhügel lebt. „Außerdem bin ich in Waldsee an der Hauptstraße großgeworden, da kann mich nichts schrecken.“ Sie wundere sich jedoch seit Jahren, warum immer von der Erweiterung der Autobahn gesprochen werde, jedoch die Arbeiten auf sich warten ließen. „Klar, hören wir den Lärm“, sagt eine Nachbarin. Und eine Frau aus dem Holunderweg beschwert sich, dass sie allzu oft Ruß von Außenmöbeln wischen muss. „Die Lärmbelastung wird nicht besser werden“, erwartet Peter Pollini, der im Wacholderweg wohnt. Nur ein Grünstreifen trennt diesen von der A 61. „Hoffentlich haben sie möglichst lange kein Geld“, sagt er lachend. Und: „Hören Sie – jetzt!“, wenn ein Lastwagen über eine Brückenfuge rattert, die für Extra-Lärm sorgt. Er habe sich den Zuzug im Jahr 2013 dennoch gut überlegt, so der selbstständige Schreinermeister. Das Haus sei günstig gewesen, die wichtigen Aufenthaltsräume seien von der Autobahn weggerichtet. 60 Privatleute und 30 Träger öffentlicher Belange haben Einwendungen zu den im Juni öffentlich ausgelegten Bauplänen eingereicht, so eine LBM-Sprecherin auf Anfrage. „Sie beziehen sich fast ausschließlich auf die Thematik Lärmschutz. Schwerpunktmäßig wird eine Ausweitung der aktiven Lärmschutzmaßnahmen gefordert.“ Aktiv, das sind Wände, passiv wären Schallschutzfenster an Häusern. 54 Häuser nördlich der A 61 und 140 südlich könnten nach LBM-Urteil Ansprüche auf Zuschüsse für passiven Lärmschutz haben. Das alles solle jetzt sorgfältig geprüft werden, vom Ergebnis hänge der weitere Verfahrensgang ab, so der LBM: „Ein baldiger Abschluss, möglichst noch bis Ende 2016, wird angestrebt.“ Keine Prognose gibt es vom LBM jedoch dazu, wann tatsächlich gebaut wird. Denkbar ist, dass zum Beispiel von den jetzt kritischen Bürgern und Behörden noch Klagen kommen. |pse

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