Sport „Der Pott ist wieder zu Hause“

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Ingolstadt/Mannheim. Der 22. April ist offenbar so etwas wie ein Schicksalstag für die Adler Mannheim – jener des Jahres 2015 wohlgemerkt in freudiger Hinsicht. „Brutale Genugtuung“ verspürte Klubchef Daniel Hopp am Dienstag, „genau drei Jahre nach der bittersten Niederlage, die ich jemals erlebt habe“. Die ist nicht vergessen, aber Geschichte. Die Adler sind jetzt wieder das, was sie damals nicht wurden: deutscher Eishockey-Meister.

Am 22. April 2012 verspielten sie zu Hause eine 5:2-Führung gegen die Eisbären Berlin, verloren zwei Tage später auch das entscheidende Finale. Auf den Tag genau drei Jahre später stand nun, wie schon über weite Strecken der Saison, eine Mannschaft auf dem Eis, die wie kaum ein Adler-Team davor unerschütterlich an ihre Stärken glaubte und sich so gut wie nie nachhaltig aus dem Konzept bringen ließ. „So kann sich Geschichte ausgleichen“, befand Daniel Hopp noch auf dem Ingolstädter Eis, während die Spieler abwechselnd den Meisterpokal ihren 500 mitgereisten Fans präsentierten. Um 22.13 Uhr am Dienstag hatte Kapitän Marcus Kink das gute Stück empfangen, sieben Minuten später ergoss sich dann schaumiger Inhalt über dem Haupt des Hauptverantwortlichen für den Triumph. „Bei Geoff Ward hat alles gestimmt“, lobte Hopp den im Sommer gekommenen Trainer und rühmte gleichzeitig das Näschen des Managers: „Man muss Teal Fowler danken, dass er diesen Namen überhaupt aufgebracht hat.“ Eine halbe Stunde nach der „Dusche“ später verbreitete Ward in der Kabine noch Bierdunst, hatte ein Dauerlächeln im Gesicht und verriet, dass nach seinen Planungen der Meistergewinn eigentlich sogar ein Jahr zu früh kam: „Nun ist eben die Herausforderung, das zu wiederholen – das wird schwer genug.“ 2011 gewann Ward mit den Boston Bruins als Assistenztrainer den Stanley Cup, die bedeutendste Trophäe im Klub-Eishockey überhaupt. Ist der deutsche Meistertitel damit annähernd zu vergleichen? Der Kanadier antwortete gleichermaßen ausweichend wie von Stolz erfüllt. Superstar Mark Recchi, der dreimal die NHL-Meisterschaft holte, „hat mir mal gesagt, dass der zweite Titel, den man holt, der Beste ist. Und ja, es fühlt sich speziell an.“ Jochen Hecht wiederum musste nach respektabler NHL-Karriere erst wieder in seine Heimatstadt zurückkehren, um nach 1997 und 1998 nun seine dritte Meisterschaft zu feiern. „Ich habe es in den 15 Jahren in Nordamerika nie ins Finale geschafft“, sagte er der RHEINPFALZ, „das hier ist jetzt das Nächstbeste.“ Nach dem Stanley Cup. Sprach’s und nahm einen kräftigen Schluck Bier. Der Spaßfaktor in dieser Saison, betonte der 37-Jährige, „war sehr hoch, vergleichbar mit den Topjahren in Amerika“. Darum macht er auch weiter. Den finalen 3:1-Sieg im sehr würdigen und auch fairen Finale gegen den entthronten Titelverteidiger ERC Ingolstadt erlebte der am Knie verletzte Play-off-Held Frank Mauer von verschiedenen Plätzen und Positionen. Als es vollbracht war, zog er sich eilig Trikot und Schlittschuhe an. „Ich wollte nicht im Jogginganzug auf dem Eis stehen“, betonte der Flügelstürmer, der „persönlich gern auf ein bisschen Dramatik verzichtet hätte“. Gemeint war natürlich seine Verletzung, erlitten im vierten Finalspiel. Vorsichtshalber ließ er den letzten Einsatz sausen: „Knie ist komplex ...“ Christoph Ullmann erinnerte derweil an den Wendepunkt der Finalserie: das infernalische 1:6 zu Hause in Spiel drei. „Danach saßen 25 Spieler mit Fragezeichen in den Gesichtern in der Kabine“, berichtete er, „am freien Tag danach haben wir uns getroffen und uns ausgesprochen.“ Der heilsame Schock mündete in drei blitzsaubere Leistungen und Siege. „Eishockeystadt Mannheim“, jubelte Daniel Hopp, „der Pott ist wieder zu Hause!“ ZUR SACHE: Mannheimer Feierbiester Um 2.50 Uhr in der Nacht zum Donnerstag fuhr der Bus der Adler in Mannheim vor, um 3.15 Uhr standen die Helden von Ingolstadt schon wieder auf dem Eis – diesmal in der SAP-Arena, wo noch rund 2500  Fans mitten in Nacht auf ihre Stars gewartet hatten und mit dem Anblick des Meisterpokals belohnt wurden.  Gestern  ging’s weiter: Empfang bei Oberbürgermeister Peter Kurz, Rathausbalkon,  Autokorso. Die meisten dicken Play-off-Bärte waren ab, die Rasur „hat gedauert“, sagte Manager Teal Fowler. Heute (ab 18.30 Uhr) dann der Schlussakt: wieder SAP-Arena, wieder  singende Fans, wieder glückliche Helden. Mannheimer Feierbiester.  (koep/olw)

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