Frankenthal Der Müll-Sheriff kommt

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Günter Graber vom Eigen- und Wirtschaftsbetrieb Frankenthal (EWF) kontrolliert, ob in die neuen Biotonnen reinkommt, was reingehört.

Mit Wertstoffen prall befüllte Gelbe Säcke, komplett verschlossene Joghurtbecher oder Küchenreste in Plastiktüten – „Müllsheriff“ Günter Graber hat in den zurückliegenden gut sieben Wochen seit dem Start der Biotonne schon so einiges in den Behältern entdeckt, was da nicht oder zumindest nicht in dieser Verpackung reingehört. Sein Job für den Eigen- und Wirtschaftsbetrieb Frankenthal (EWF): „Fehlwürfe“ – wie das in der Fachsprache der Entsorgungswirtschaft heißt – vermeiden helfen. Unter anderem, indem er in Form von Aufklebern Hinweise auf den falsch befüllten Tonnen hinterlässt. Die Reaktion der Bürger, mit denen er bei der Arbeit ins Gespräch kommt, sind überwiegend positiv: „Viele sagen: Es ist gut, dass es einen gibt, der das kontrolliert.“ Beim Pressetermin im Lauterecker Viertel gibt es für Graber wenig zu meckern: Eine Tonne an der Flomersheimer Straße muss stehenbleiben. Biomüll ist zwar drin, der aber ist in die Tüte eines Bekleidungshauses und andere Plastikbeutel gestopft. „Das geht nicht“, sagt der Experte fürs Organische und versieht die Tonne mit dem orangefarbenen Sticker. Schwierigkeiten gibt es nach Auskunft von EWF-Betriebsleiterin Astrid Anders vor allem in größeren Wohnanlagen: „Da ist alles etwas anonymer.“ Dass anderes Material in die Biotonnen hineingerät, lässt sich Graber zufolge nicht komplett vermeiden. „Wenn in einem großen Container unter dem Abfall noch ein Sack liegt, kann ich den natürlich kaum entdecken.“ Mit der „Fehlwurfquote“ von 1,2 Prozent bei 20.600 Behältern für Biomüll in Frankenthal sind die EWF-Verantwortlichen im Prinzip zufrieden „Das klingt zunächst wenig. Mengenmäßig wäre das in Grünstadt aber schon sichtbar“, sagt Projektleiterin Anne Fäustle. In der Bioabfall-Umladung Nord wird das in Frankenthal gesammelte Material zum Weitertransport ins Biomasse-Kompentenzzentrum der ZAK (Zentrale Abfallwirtschaft Kaiserslautern) abgeliefert. Mit dem Frankenthaler Biomüll sei man in Grünstadt übrigens sehr zufrieden, erzählt Viktor Bieche, während er seinen nagelneuen Rotopress-Müllwagen durch die Kantstraße zirkelt: „Die sagen, der Müll ist sauberer als der aus anderen Städten.“ Bieche bestätigt den Eindruck seiner Chefin Anders, dass die Frankenthaler die Einführung der Biotonne angenommen haben: „Das wird immer mehr“, sagt er und deutet auf die Gewichtsanzeige im Armaturenbrett. „Ein super Fahrzeug. Ich hätte mir nur eine andere Lackierung ausgesucht“, scherzt Bieche mit dem Beigeordneten Bernd Knöppel (CDU), der für eine Runde mit ins Führerhaus geklettert ist. Die mit der rotierenden Tonne ausgestatteten Lkw eigneten sich besonders für den Transport von Bioabfall, „weil sie besser abgedichtet sind“ als konventionelle Konstruktionen, erklärt Jürgen Pohling, Leiter der EWF-Abteilung Abfallwirtschaft. Tatsächlich ist die eingesammelte Menge von anfangs 50 Tonnen innerhalb eines zweiwöchigen Leerungsrhythmus durch alle 19 Abfuhrbezirke auf mittlerweile rund 100 Tonnen angewachsen. „Damit liegen wir hochgerechnet auf das ganze Jahr voll im Plan“, sagt Astrid Anders. 2017 kalkuliert der EWF mit einer Gesamtmenge von rund 3000 Tonnen. Anders Überzeugung: „Die Bürger haben das System verstanden und akzeptiert.“ Und damit Günter Graber keine Unmengen von seinen orangefarbenen Aufklebern braucht, rät sie nach wie vor vom Gebrauch von Biomülltüten aus kompostierbarem Kunststoff ab. Papier sei immer noch das Verpackungsmittel der Wahl.

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