Rheinpfalz Der Goldmacher

Sie hätte sicher fast geklappt, die wundersame Goldvermehrung – wenn das Laboratorium des Meisters nicht durch einen Wasserschaden verwüstet worden wäre. „14 Lot, 15 Grän, 48 Teile Gold und 14 Mark, 1 Lot Silber“ hat Joseph Michael Stahl im Frühjahr 1767 nach eigenen Angaben angesetzt, „zur Augmentation“, also Vemehrung – da wäscht ihm ein Gewitter „das kostbare Solutum“ weg. Schon wieder ein Schlag ins Kontor für Stahls Auftraggeber, Herzog Christian IV. von Pfalz-Zweibrücken – aber der müsste an die Rückschläge seiner Goldmacher ja gewohnt sein. Die Alchemie ist eines der Steckenpferde Christians, eigentlich ein fortschrittlicher Herrscher mit besten Kontakten zum französischen Königshof. Aufklärerisches Denken und die Suche nach dem Stein der Weisen schließen sich keineswegs aus im 18. Jahrhundert – und die Gründe dafür liegen vor allem darin, dass die adeligen Auftraggeber der Goldmacher oft notorisch knapp bei Kasse sind. Beim Kardinal de Rohan im elsässischen Saverne – dem, der sich durch die sogenannte „Halsbandaffäre“ ruiniert – gastiert zeitweise der berüchtigte Hochstapler Cagliostro. Christian von Zweibrücken ist kein Dümmling wie der französische Kardinal – aber auch in in der Pfalz decken die Einnahmen beispielsweise aus Bergwerken und Manufakturen den aufwändigen Lebensstil der Herrschaften nur zum Teil. Not treibt zu bizarren Lösungsansätzen und so reüssiert in Zweibrücken dann eben auch Stahl – ein Abenteurer aus dem Rheinischen, der sich zuvor als Arzt und Erfinder einer Art Instantkaffees versucht hat. Das Gold des Herzogs hat Stahl nicht vermehrt – allerdings bringt er das „weiße Gold“ nach Zweibrücken: Im Auftrag Christians errichtet er die Zweibrücker Porzellanmanufaktur. Deren Kleinstserien bringen im 18. Jahrhundert zwar auch nicht viel Geld – sind aber heute begehrte Sammlerstücke.

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