Rheinpfalz Der Faktor Farbe

Frankenthal. Ob eine Stadt attraktiv ist, dafür gibt es knallharte Kriterien: Arbeitsplätze, Baugebiete oder Gewerbeflächen. Dann wären da noch sogenannte weiche Faktoren wie gute Schulen und Kindergärten. Damit eine Kommune aber als lebens- und liebenswert gilt, zählt auch das Image. Frankenthal setzt dabei auf den Faktor Farbe: mit saisonal wechselndem Blumenschmuck.

Bis nach der Oberbürgermeisterwahl am 10. Mai ist zumindest in den Hochbeeten auf dem Rathausplatz noch Frühling: Da blühen Narzissen, Tulpen und die spektakuläre Kaiserkrone – eine Pracht in den Tönen Rot, Gelb und Orange. Was in den Sommermonaten um den Brunnen wachsen und gedeihen soll, ist noch eine Art Staatsgeheimnis, hat aber nichts mit dem Ausgang der Wahl zu tun. Die bei der Stadtverwaltung für den Wechselflor zuständige Abteilung Bauen und Planen will sich lediglich noch einen kleinen Überraschungseffekt erhalten. „So viel kann man sagen: Die Farben gehen dann eher in die Richtung Blau und Violett“, sagt Abteilungsleiterin Marika Denzer. Tatsächlich steckt hinter der Gestaltung der 730 Quadratmeter großen Beete in der Innenstadt und andernorts in Frankenthal sehr viel Wissen: Als Denzer und ihre Mitarbeiter im vergangenen Jahr den Auftrag bekamen, ein Konzept für die wechselnde Bepflanzung der öffentlichen Flächen zu entwickeln, fand erst eine umfangreiche Bestandsaufnahme statt. Denn: Einfach ein paar Blümchen pflanzen – damit ist es nicht getan. Denzer: „Wir haben uns intensiv mit der Architektur und Farbe der umliegenden Gebäude beschäftigt, bis hin zu der Frage: Wo ist Schatten, wo fällt viel Sonne hin?“ So passt das aktuell gewählte Farbspektrum der Blüten zum Rathaus, hebt sich aber trotzdem ausreichend ab. Selbst die Geranien in den Kästen unterhalb der Fenster wurden farblich angepasst. „Da wo es schattiger wird, Richtung Drogeriemarkt, haben wir wieder andere Farben ausgewählt“, so die Abteilungsleiterin. Angesichts von Größe und Prominenz des Platzes hatte die Verwaltung die verwendeten Samenmischungen im vergangenen Jahr in Pflanzkübeln auf der Willy-Brandt-Anlage getestet. Früher wurden Pflanzen noch in eigenen Gewächshäusern der Stadt auf einem Betriebsgelände des Eigen- und Wirtschaftsbetriebs (EWF) herangezogen. Vor vier, fünf Jahren stand die Verwaltung vor der Entscheidung, ob sie einen siebenstelligen Betrag in die Renovierung investiert – schwer vermittelbar angesichts der angespannten Finanzlage der öffentlichen Hand, wie Bürgermeister Martin Hebich (CDU) kühl konstatiert. Der Aufwand ist dennoch beträchtlich: Mitarbeiter des Eigen- und Wirtschaftsbetriebs sowie einer Fremdfirma haben laut Stadt 23.000 Blumenzwiebeln, 7400 Stiefmütterchen, 1320 Goldlack-Pflänzchen und 1700 Gräser gesetzt. Das Praktische an den Mischungen: Weil die so dicht wachsen, fällt es am Ende gar nicht so sehr auf, wenn zwischendrin auch mal ein bisschen Unkraut sprießt. Denn Ziel des neuen Konzepts war es, neben dem attraktiven Bild der Beete am Rathausplatz oder am Wormser Tor auch deren Pflegebedarf, mithin also Kosten zu senken. „Das ist uns auch gelungen, um rund 25.000 Euro gegenüber früheren Bepflanzungen“, sagt Hebich. Mit den im aktuellen Haushalt veranschlagten 130.000 Euro (2014: 170.000 Euro) ist es Hebich zufolge sogar möglich, statt der bislang üblichen gähnenden Leere auf den Beeten in der kalten Jahreszeit mit winterharten Gewächsen ein wenig Abwechslung zu bieten. Selbst vor dem Hintergrund der Tatsache, dass auch die Stadt Frankenthal finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, hält Martin Hebich den für Blumenschmuck getriebenen Aufwand für legitim: „Es geht hier um die Aufenthaltsqualität in einem zentralen Bereich, der so etwas wie das optische Aushängeschild der Innenstadt darstellt.“

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