Zweibrücken Demonstranten stören Gedenkfeier zum Volkstrauertag

Demonstranten, die sich antifaschistisch nennen, störten gestern die Gedenkfeier zum Volkstrauertag auf dem Ehrenfriedhof. Schüler des Hofenfels-Gymnasiums gestalteten die Feier zusammen mit Militärpfarrerin Brigitte Bommarius und Oberbürgermeister Kurt Pirmann. Polizisten drängten die Demonstranten zurück.

Um Feldpostbriefe ging es bei der Gedenkfeier für die Toten der Weltkriege. Die Schüler des Hofenfels-Gymnasiums lasen aus Briefen vor, die während des Zweiten Weltkrieges geschrieben worden waren. Diese Briefe wurden sehnsüchtig von den Angehörigen der Frontsoldaten erwartet. Bis sie millionenfach nicht nur in Deutschland ausblieben. Brigitte Bommarius spannte den Bogen zu Briefen, die von den Toten von heute nie mehr geschrieben werden. Sie sprach von zwei Brüdern, die der blindwütigen Schießerei, ausgeführt von Terroristen des Islamischen Staats im Pariser Club Bataclan am 13. November 2015, zum Opfer fielen. Bommarius sprach Worte aus der Bibel, Jesaja Kapitel 43: „Fürchte dich nicht, denn ich habe dich erlöst.“ Da gellten Schreie von der Straße zwischen Haupt- und Ehrenfriedhof herüber. Unter anderen war das Wort „Nazipropaganda“ zu vernehmen. Kurz danach wurde eine Gruppe von politisch rechtsgerichteten Personen, die nach der offiziellen Feier eine Art eigene Feier veranstalteten, mit dem Spruch „Kriegsverlierer, Kriegsverlierer, hey, hey“, verspottet. Es ist in Zweibrücken schon seit Jahren so, dass Rechte und Nationale am Volkstrauertag gesondert einen Kranz niederlegen. Sie marschierten zum Ehrenmal, wenn die meisten Offiziellen den Ort des Geschehens verlassen haben. Gestern aber formierten sich die Rechten beizeiten und deutlich sichtbar am Haupteingang zum Friedhof. Sie trugen Flaggen in der Art und in den Farben der Reichskriegsflagge, aber ohne Eisernes Kreuz. Dabei hatte Oberbürgermeister Kurt Pirmann seine Rede gerade erst begonnen. Er warnte vor einem weltweit aufkeimenden Populismus, der sich nun auch in Amerika ausbreite: „Wenn sie sich die Wahlentscheidung in Amerika ansehen und das, was in den letzten Tagen durch die Medien ging, dann müssen wir fragen: Wie wachsam müssen wir sein?“ Als die rechten und linken Gruppen aufeinanderzutreffen drohten, griff die Polizei ein. Während Pfarrerin Bommarius Jesaja zitiert, drängte die Polizei die Protestierenden ab. Klaus Stefaniak, Leiter des städtischen Ordnungsamtes, sagte vor Ort, es habe im Vorfeld zwar keine Hinweise auf eine Gegendemonstration gegen den Aufmarsch der Rechten gegeben. Aber man habe sich denken können, dass so etwas einmal passieren könnte. Stefaniak sagte, dass es sich bei den Vorkommnissen gestern um den bedeutendsten Zwischenfall zum Volkstrauertag seit Jahren handelte. Dem rechten Spektrum waren gestern etwa 15 Personen zuzuordnen, der Antifa etwa 20.|thof

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