Sport Das feine Reiten: Dressur-Star Uta Gräf auf dem Rothenkircherhof

 Auf Helios demonstriert Uta Gräf, wie feine Hilfen die Lektionen einfacher machen.

Zum ersten Mal lassen sich der pfälzische Dressur-Star Uta Gräf und ihr Team am Samstag bei einem offenen Training auf dem Rothenkircherhof über die Schulter schauen.

Da ist einfach immer gute Laune dabei!“ Das Lob eines Gastes nimmt Uta Gräf gerne an – mit einem herzlichen Lachen, während sie eines ihrer Bücher signiert. Die gute Laune, die ist es auch, die beim ersten offenen Training auf dem Rothenkircherhof bei Kirchheimbolanden von der ersten Minute an auf die annähernd 100 Zaungäste überspringt. Von Premierenhektik keine Spur. Aus der ganzen Bundesrepublik sind Reiterinnen (und ein paar Reiter) angereist, um sich von Uta Gräfs Philosophie des feinen Reitens ein bisschen etwas auf die heimischen Reitplätze mitzunehmen. Die weiteste Anreise hat eine Reiterin aus Tschechien. Der Pfälzer Fanblock ist natürlich auch vertreten. „Wir haben alles rund um Uta ,abonniert’“, sind die Mädels aus Rodalben schon begeistert, bevor ein Pferd das Viereck betreten hat. Als die Veranstaltung angekündigt wurde, haben sie nicht lange gezögert. Auch die Besucherinnen aus dem Bliestal sind begeistert von Uta Gräfs Art: „Sie lacht immer. Und so sind auch die Pferde.“ Von dem Zuspruch waren Gräf und ihr Mann Stefan Schneider überrascht, obwohl es die letzten Jahre bereits viele Anfragen gegeben habe. „Wir haben uns das dann bei Ingrid Klimke angesehen und gesagt: Jetzt probieren wir es mal aus“, erzählt Gräf. Mit Erfolg. Heute findet noch einmal ein offenes Training statt, so viele Anmeldungen lagen vor. Freuen kann sich darüber auch die Aktion „Reiter für Afrika“, die Gräf und Schneider unterstützen. Ein Teil der Teilnahmegebühr kommt ihr zugute. Mucksmäuschenstill, ganz vorbildliches Dressurpublikum, sitzen die Gäste auf den Strohballen an der Längsseite des Platzes und schauen sich an, wie Leichtigkeit auf dem Pferd aussieht. Die Reiterherzen schlagen höher, als Uta Gräf, Stefan Schneider und ihre Auszubildenden eine Auswahl ihrer Pferdelehrlinge vorstellen. Jedes Tier wird als eigene Persönlichkeit angesehen und nach seinem Entwicklungsstand gefördert. „Was mich fasziniert, ist eure Mühelosigkeit im Umgang mit den Pferden“, bringt es Friederike Heidenhof, die das Programm moderiert, auf den Punkt. Hier wird nicht mit den Schenkeln gedrückt, hier wird auf den Rhythmus der Pferde geachtet, ihnen nach jeder absolvierten Übung „ein gutes Gefühl“ gegeben. „Achten Sie mal drauf, wie Helios schnaubt. Das ist für mich das Zeichen, dass er seinen Rhythmus hat und sich wohlfühlt“, erklärt Gräf aus dem Sattel des Wallachs. „Jetzt müssen Sie mal auf sein Gesicht schauen!“ Tatsächlich, wenn Gräf ihren tadellosen Sitz etwas steifer macht, zeigt das Pferd, dass ihm das nicht passt. Feines Reiten heißt, auf Signale zu achten und mit dem Pferd zu kommunizieren. Stefan Schneiders Demonstration der Working Equitation, dem „Dressurreiten mit Sinn“, ist hierfür ein Paradebeispiel. Sein Lusitano-Hengst hört ihm zu, bleibt cool in jeder Situation, ob beim Toröffnen oder auf der Brücke. „Wichtig ist, dass Sie mit Ihrem Pferd einen Code ausmachen“, rät Schneider und wirbt für die iberischen Pferderassen, an die er sein Herz verloren hat. „Du sagst immer: ,Aufpassen, dass du das Pferd nicht mit deinem Sitz störst’. Wie machst du das?“ leitet Friederike Heidenhof die Fragerunde ein. „Ich sag’ immer: Die Bää hänge losse“, sagt Gräf lachend, die natürlich genau weiß, wie schwer das ist. Das sei ganz toll bei den Parareitern, den Reitern mit Handicap: „Die sitzen so, dass das Pferd weiß, was es machen muss.“ Gechillte Pferde, taktrein, motiviert, aufmerksam, charakterfest und gelassen, ein Traum für Reiter. Neben dem entsprechenden Training spielt die Haltung eine große Rolle. Auf dem Rothenkircherhof leben die Wallache überwiegend im Herdenverband, auch die Hengste und Stuten genießen ihren Freilauf. „Wir wollen mit dem offenen Training auch für diese Art der Haltung werben, ohne den Anspruch, dass jeder das so machen muss“, erklärt Uta Gräf im Gespräch. „Wir fänden es schön, wenn jeder das in seinem Rahmen möglich macht.“ Wie motivierte Pferde aussehen, zeigt ein Hengst, der eigentlich schon im Ruhestand ist, aber locker als temperamentvoller Iberer mitgeht. Der krönende Abschluss eines lehrreichen Tages ist Gräfs früheres Grand Prix-Pferd „Le Noir“ am langen Zügel. Der ist cool, aber immer noch richtig heiß aufs Arbeiten. Der Applaus gilt ihm und einem gelungenen Einblick in die Welt des feinen Reitens.

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