Neustadt Das Erlebte verarbeiten

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Heinz Hussy begleitete am Montag eine 46-jährige Neustadterin zum Landgericht Frankenthal. Der Außenstellenleiter des Weißen Rings für Neustadt und den Landkreis Bad Dürkheim hat der Frau einen Rechtsanwalt als Nebenkläger organisiert und ihr psychologische Hilfe zukommen lassen. Die Frau war an einem Sommerabend gegen 19.55 Uhr in der Nähe der Speyerdorfer Straße auf dem Nachhauseweg vom Einkaufen mit einem Messer überfallen worden. Der 55-jährige Täter floh mit Bargeld und hinterließ ein Opfer, das seit Monaten krankgeschrieben ist. „Die Frau traut sich nicht mehr alleine auf die Straße“, berichtet Hussy. Der Täter aus Lambrecht wurde zu sieben Jahren Haft verurteilt. „Ein Opfer muss oft lebenslang mit den Folgen eines Verbrechens leben“, ergänzt Hussy. Das Urteil sei ein wichtiger Schritt, das Erlebte zu verarbeiten, so der pensionierte Polizeibeamte aus Haßloch. Er ist einer von zwölf ehrenamtlichen Helfern des Weißen Rings in der Region. Rund 30 bis 50 Fälle gilt es, im Jahr zu betreuen. „Wir leisten seelischen Beistand, helfen bei Behördengängen und stellen Gutscheine für Beratungen beim Rechtsanwalt oder einem Traumatologen zur Verfügung“, erklärt Hussy. Viele Betroffene wüssten wenig über ihre Rechte aus dem Opferentschädigungsgesetz oder die Opferrente. Auf Bitte von Ordnungsdezernent Georg Krist (FWG) wird Hussy seine Arbeit bei einem öffentlichen Vortrag am 17. November um 18 Uhr im Ratssaal des Rathauses ausführlich vorstellen. „In meinen Augen kommt der Opferschutz im Strafgesetzbuch noch viel zu kurz“, begründet Krist sein Engagement. So fielen die Opferentschädigungen viel zu gering aus. Außerdem stünden sie einem Betroffenen nur bei Gewaltdelikten zu. „Auch nach einem Eigentumsdelikt sollte ein Opfer Anspruch auf eine entsprechende Entschädigung haben“, fordert der Beigeordnete. (wkr)

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