Kusel Das Bio-Zertifikat reicht ihnen nicht

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ODENBACH. Inmitten von saftigen Hügeln des Glantals liegt „Doug’s Farm“. Die Besitzer Doug und Isabella Stewart halten ihre Nutztiere auf 65 Hektar Land. Auf dem Biohof genießen die Tiere einen Auslauf, der weit über dem vorgeschriebenen Standard liegt.

Seit Januar 2014 bietet der Hof seinen Kunden frische Bio-Eier, Hähnchen und saisonal bedingt auch Lamm- und Rindfleisch von Galloway-Rindern zum Verkauf an. „Qualität statt Quantität ist unser Motto“, sagt Isabella Stewart. Auf dem Hof, den das Ehepaar 2010 erworben hat, leben Legehennen, Masthähnchen, Schafe und Ziegen sowie zehn Galloway-Rinder. Das Galloway-Rind stammt aus Südwest-Schottland, charakteristisch ist das langhaarige Fell der Tiere mit robustem Körperbau. Die Aufzucht erfordere viel Geduld und die Menge des Fleisches sei im Vergleich zu anderen Rindern eher gering, berichten die Stewarts. Die Mühe lohnt sich aber, denn das zarte Fleisch gilt nicht nur unter Feinschmeckern als äußerst delikat. Der gebürtige Kanadier und gelernte IT-Fachmann Doug Stewart ist erst seit fünf Jahren in Deutschland. Seine Frau Isabella, die saarländische Wurzeln hat, lernte er durch seine Arbeit in Ottawa kennen. Zu dem Beruf des Farmers seien sie letztlich „wie die Jungfrau zum Kinde gekommen“, erklärt Isabella Stewart lachend. Gemeinsam lebte das Paar zunächst in England und Frankreich, wo sie einen Pferdehof unterhielten und sich die Liebe zur Landwirtschaft verfestigte. Letztlich hat es beide aber nach Odenbach verschlagen: „Mir gefällt es sehr hier. Die Deutschen sind so ordentlich und hilfsbereit“, schwärmt Stewart. Zunächst diente der Hof nur der Eigenversorgung, bis Freunde und Bekannte sich immer öfter mit großem Interesse nach den Produkten erkundigt hätten. Mit der tatkräftigen Hilfe und den Ratschlägen von befreundeten Landwirten war schließlich der Wandel vom Hobby zum professionellen Betrieb geglückt. Der Hof besitzt das Biozertifikat „Naturland“. Das reicht dem Ehepaar aber nicht aus, man will sich zudem nicht nur über eine Auszeichnung definieren. Deswegen werden auf „Doug’s Farm“ keine Sojaprodukte verfüttert, um die Gefahr von Genmanipulation von vornherein ganz auszuschließen. Stattdessen werden Ackerbohnen, Erbsen, Grünmehl und Lupine verwendet, die von einer speziellen Biomühle hergestellt werden. Auch der große Auslauf der Tiere, der um ein Vielfaches höher ist als der Standard, entspricht dem Motto der beiden Besitzer. „Jedes Tier wird von uns mit Respekt gehalten und ebenso geschlachtet“, betont Doug Stewart. Man habe sich deswegen ein elektrisches Betäubungsgerät für die Hühner besorgt, um den Schlacht-Prozess so schmerzfrei wie möglich zu gestalten. Die Kunden der „Farm“ sind sehr zufrieden und bestellen so fleißig, dass manche Fleischsorten Monate im Voraus schon ausverkauft sind. Ein regelmäßiger Kunde stammt sogar aus Mainz. Bis sich „Doug’s Farm“ aber auf dem Markt etablieren und das Interesse der Käufer wecken konnte, dauerte es eine Weile. Inzwischen ist der Hof aber erfolgreich auf dem Wochenmarkt in Bad Kreuznach und Kaiserslautern vertreten. Klassische Werbung mit Flugblättern habe nicht so zum Bekanntheitsgrad verholfen wie die „Mundpropaganda“ – eine persönliche Weiterempfehlung der jeweiligen Kunden. Der Kontakt zu diesen ist Isabella und Doug Stewart sehr wichtig. Für eine persönliche Betreuung nehmen sie sich gerne Zeit, was von den Käufern ab und an mit einem Blumenstrauß als Dankeschön honoriert wird. „Auch Leute, die nicht zu unseren Kunden gehören, sind herzlich eingeladen, sich unseren Hof zu betrachten“, fügt Doug Stewart hinzu. Die gängigen Vorurteile bezüglich der Haltung sollen durch eine Besichtigung des Betriebes abgebaut und die Vorteile eines regionalen Biohofes aufgezeigt werden. Dies habe auch schon öfter gut funktioniert, weiß der Landwirt zu berichten: „So mancher Vegetarier hat sich bei dem Anblick unserer Hühner wieder von einem Stück Bio-Fleisch überzeugen lassen.“

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