Speyer „Das Beste für ihr Kind“

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Um den Speyerer Nachwuchs macht sich Dr. Rita Khan-Blouki wenig Sorgen. Seit zwölf Jahren untersucht sie künftige Erstklässler auf ihre Schulfähigkeit. Das Fazit der Schulärztin: Die Kinder sind ziemlich fit und gut geimpft. Im Vorjahr waren 81 Prozent ohne jegliche Bedenken „schulfähig“.

Ida ist ein „Kann“-Kind. Die Fünfjährige ist die letzte Kandidatin, deren Schulreife Dr. Rita Khan-Blouki und ihre Assistentin Heidi Risch in der Bibliothek der Woogbachschule an diesem Freitag auf Herz und Nieren prüfen. Rund 45 Minuten dauert die „Schuleingangsuntersuchung“, die der Schulärztin zufolge zwischen November 2013 und April 2014 483 und ein Jahr danach ähnlich viele Speyerer Kinder durchlaufen haben. Die Beurteilung des allgemeinen Entwicklungsstands umfasse neben der körperlichen Untersuchung die Bereiche Aufmerksamkeit und Konzentration, schlussfolgerndes Denken, Zahlen und Mengen, Motorik, Wahrnehmung, Sprache und Verhalten, beschreibt Khan-Blouki das seit vier Jahren landesweit standardisierte Verfahren, das auf Fünfjährige ausgelegt ist. Raum nehme auch die Beratung der Eltern beispielsweise über Möglichkeiten der Erziehungsberatung und Sprachförderung, Ernährung, Bewegung oder Umgang mit Medien ein, betont sie. Strebten Eltern die vorzeitige Einschulung oder Rückstellung ihres Kindes an, gebe sie eine zusätzliche individuelle Beurteilung inklusive Empfehlung ab, verweist sie auf die Grundschulleitung, die jede Schulfähigkeits-Entscheidung treffe. Vier Kolleginnen, die Assistentinnen und sie hätten einen großen Bezirk zu bewältigen, sagt Khan-Blouki. 3844 künftige Abc-Schützen seien im Vorjahr in Frankenthal, Ludwigshafen, Speyer und dem Rhein-Pfalz-Kreis untersucht worden. Die Fachärztin für Neurologie arbeitet seit zwölf Jahren im öffentlichen Gesundheitsdienst. Bis ins Jahr 2006 seien künftige Erstklässler zur Untersuchung ins Speyerer Gesundheitsamt gekommen, nach der Verlegung des Dienstes in die Rhein-Pfalz-Kreis-Verwaltung Ludwigshafen untersuche sie sie in Räumen ihrer künftigen Grundschule, erklärt Khan-Blouki. Kinder, die an einer privaten Grundschule wie Kloster- oder Freie Reformschule angemeldet seien, würden in einer der städtischen Grundschulen untersucht. „Die Schuluntersuchung ist verpflichtend“, weist sie auf gesetzliche Vorschrift und Schulordnung hin. Wer den Termin des Gesundheitsamts am Wohnort zweimal versäumt habe, müsse nach Ludwigshafen kommen, so Khan-Blouki. 81 Prozent (Landesdurchschnitt 75 Prozent) der in Speyer vor einem Jahr untersuchten Kinder hätten ihre Schullaufbahn ohne jegliche Bedenken begonnen, bei zwölf Prozent hätten die Schulärztinnen adäquate Förderung vor Schuleintritt und bei zwei Prozent eine Rückstellung empfohlen, gibt Khan-Blouki einen Überblick über die aktuellen Erstklässler. Für 2014/15 liegt die Statistik noch nicht vor. 38 Prozent der Kinder hätten einen anderen muttersprachlichen Hintergrund. Eine spezielle Beachtung erhielten auch die sonderbegabten Kinder, sagt sie. „Wir machen keine Intelligenztests, erkennen aber Hinweise und geben sie an Eltern und Schule weiter.“ Besonders lobt die Ärztin die Impffreudigkeit der Speyerer: „93,2 Prozent der Kinder hatten bei der Einschulungsuntersuchung umfassenden Impfschutz.“ Dass sich die Sprachkompetenz der Sechsjährigen jährlich verbessere, schreibt die Schulärztin den Kita-Sprachförderprogrammen zu. Die Einstellung der Eltern habe sich seit ihrer ersten Schuleingangsuntersuchung 2003 nicht verändert, so die 54-Jährige: „Die meisten wollen das Beste für ihr Kind. Sie sehen nur nicht immer, was das Beste ist.“ Sie blicke unvoreingenommen auf jedes Kind, auf Stärken und Schwächen, so Khan-Blouki zum Anspruch an ihre Arbeit. Lächelnd verabschiedet sie Ida, die dem ersten Schultag am 7. September entgegenfiebert.

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