Bad Dürkheim Das Annaberg bald unter neuer Regie

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Jan-Peter van der Laan zieht die persönliche Notbremse: „Wir verlassen das Annaberg zum 2. Januar.“ Grund für den Schnitt: „Mit den Pachtbedingungen waren wir nicht mehr einverstanden“, sagt van der Laan, der das renommierte Hotel-Restaurant gemeinsam mit seiner Frau im achten Jahr betreibt. Eigentümergesellschaft ist die Irmer Investitions-Analyse GmbH. Anfang März wird das Haus unter Regie der Hotelgruppe Halbersbacher wieder öffnen.

Paul G. Irmer, Geschäftsführer des Bad Homburger Unternehmens, zeigt sich mit der Wahl der neuen Pächter zuversichtlich: „Aus der Vielzahl der Interessenten bundesweit und aus der Region“ habe er sich bewusst für das Unternehmen Halbersbacher mit Sitz in Bad Doberan entschieden. Die Hotelgruppe setzt nach eigenen Angaben auf „kleine, feine Privathotels“. Bevor das neue Team an den Start gehe, stünden noch eine Reihe von Investitionen an, die er aber nicht genauer benennen möchte. „An einem gut 200 Jahre alten früheren Weingut, das sich zu einem angesehenen Vier-Sterne-Hotel“ gemausert habe, sei es nach zehn Jahren nun wieder Zeit, etwas zu tun. „Die Pläne sind noch in der Entwicklungsphase.“ Mit Blick auf den scheidenden Pächter van der Laan wünscht Irmer ihm und „seiner lieben Frau viel Erfolg“ bei deren weiterem beruflichem Engagement. Die Uneinigkeiten und die gerichtlichen Auseinandersetzungen sehe er „ad acta“ gelegt. Für den Niederländer van der Laan, der seit Anfang vergangenen Jahres mit dem Hotel 1514 in Freinsheim ein zweites Standbein hat, waren es die Vertragsbedingungen, die dem Pächterehepaar die Luft zum Atmen genommen hätten. Schon seit Jahren habe es darüber Differenzen mit der Eigentümergesellschaft gegeben. Nötige Investitionen im Hause seien vom Betreiber nicht oder sehr zögerlich getätigt worden. „Wir wollten den Vertrag neu verhandeln.“ Einen großen sechsstelligen Betrag habe das Pächterehepaar aus eigener Tasche über die Jahre in das Anwesen auf Kallstadter Gemarkung gesteckt. Beispielsweise den „Schubkarchstand“, der sehr gut angenommen werde. Das Haus habe zwar immer noch viel Charme, aber die Zimmer seien alle in die Jahre gekommen. „Wenn ich Pacht bezahle, erwarte ich auch, dass das Gebäude ordentlich instandgehalten und erneuert wird“, so van der Laan. „Es liegt definitiv nicht am Umsatz, dass wir gehen“, betont der Hotelier. „Wir hatten eine gute Auslastung von jährlich über 60 Prozent.“ Die Konzeption des 35-Betten-Hauses Annaberg mit der Ausrichtung von vielen Hochzeiten oder Tagungen sei aber auch sehr personalintensiv. „Und das kostet.“ Nun gehe es zum Jahresbeginn 2016 um eine geordnete Übergabe an die neuen Pächter. Er „überlasse“ den Neuen am Annaberg auch bereits Buchungen für Hochzeiten im kommenden Jahr. Vergangenen Mittwoch sind nun auch die Beschäftigten offiziell in einer Mitarbeiterversammlung über den Wachwechsel unterrichtet worden. Eigentümer Irmer und der Geschäftsführer der Hotelgruppe Halbersbacher als neuer Pächter, Arne Mundt, informierten, dass allen Mitarbeitern bei dieser Gelegenheit angeboten worden sei, „unbürokratisch“ zum 1. März übernommen zu werden. Laut Mundt hat sich die Halbersbach-Gruppe auf privat geführte Hotels spezialisiert, die sie unter dem Dach einer „Marke“ bündelt. Die „administrativen Tätigkeiten“ seien am Firmensitz mit sieben Mitarbeitern in Bad Doberan zentriert. Fünf Hotels gehören samt Annaberg zum Verbund. Bevor sich die Türen nach zwei Monaten Pause wieder öffnen, nehme das Unternehmen gemeinsam mit dem Eigentümer eine gut sechs-stellige Summe in die Hand, um es wieder auf Vordermann zu bringen, ergänzt Mundt. „Das Annaberg ist etwas Besonderes und der Blick in die Ebene unbezahlbar“, sagt der Hotelbetreiber. Um das Besondere des Anwesens wusste und weiß auch das Ehepaar van der Laan: „Es ist sehr, sehr schade, dass wir unser Annaberg verlassen. Wir haben es zu einem Hotel mit Persönlichkeit gemacht.“ Das habe er bei der erfolgreichen Teilnahme am Wettbewerb des Fernsehsenders Vox, „Mein himmlisches Hotel“, auch attestiert bekommen. (dag)

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