Politik Bruch mit deutscher Familientradition

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Europas Monarchen waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts eng miteinander verwandt. Dennoch metzelten sich ihre Soldaten auf den Schlachtfeldern des Ersten Weltkrieges gegenseitig nieder. Englands König Georg V. bereiteten seine deutschen Wurzeln zunehmend Probleme. Als die Anfeindungen überhand nahmen, benannte sich das Königshaus widerstrebend um. Seit 17. Juli 1917 heißt es nicht länger Sachsen-Coburg-Gotha, sondern Windsor; benannt nach einem Ort am Stadtrand von London, wo man heute noch eine Residenz (Windsor Castle) besitzt. „Ich bin sehr gespannt, was mein kleiner deutscher Freund mir zu sagen hat“, soll Premierminister Lloyd George geäußert haben, als ihn sein König im Dezember 1916 zum Gespräch bestellte. Und George V. soll getobt haben, als er von der Stichelei erfuhr: „Ich will verflucht sein, wenn ich ein Ausländer bin.“ George V., seit sechs Jahren auf dem Thron, war Sohn der Langzeit-Regentin Queen Victoria. Den Namen Sachsen-Coburg-Gotha verdankte die Dynastie Victorias geliebtem und früh verstorbenem Ehemann Albert. Denn auch wenn dieser als Prinzgemahl politisch eher wenig zu sagen hatte, so fungierte laut dynastischer Tradition dennoch der Ehemann als Namensgeber. Wobei George V. auch mit Mutters Namen nicht besser dran gewesen wäre, stammte die doch aus dem Hause Hannover. Schuld an diesen im Ersten Weltkrieg immer peinlicher werdenden deutschen Wurzeln war die Streitsucht des englischen Hochadels. Der hatte sich in den „Rosenkriegen“ zwischen den Häusern Lancaster und York gegenseitig nahezu vollständig ausgerottet. Deshalb bestiegen nach König Richard III. – der sein Leben 1485 in der Schlacht bei Bosworth gelassen hatte und dessen Leiche erst 2012 unter einem Parkplatz in Leicester entdeckt wurde – Waliser, Schotten und 1688 mit Wilhelm von Nassau-Oranien (William III.) der erste Deutsche den Thron. 1714 übernahm der Braunschweiger Kurfürst Georg Ludwig von Hannover als König Georg I. das Zepter, da Kinderlosigkeit und Staatsstreiche das heimische Personal reduziert hatten. Dessen Nachfahre Georg V. führte dann Krieg gegen Kaiser Wilhelm II., einen Enkel von Queen Victoria. Den neuen Namen seiner englischen Vettern quittierte der deutsche Kaiser übrigens mit dem Vorschlag, man solle im Gegenzug Shakespeares „Die lustigen Weiber von Windsor“ doch in „Die lustigen Weiber von Sachsen-Coburg-Gotha“ umbenennen. Eine der Windsor-Frauen feiert übrigens heute ihr 65-jähriges Thronjubiläum: Elisabeth II., Enkelin von George V.

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