Sport Bloß keinen Stress
Kaiserslautern (aboe). Gehen oder bleiben? Torwart Marius Müller besitzt beim 1. FC Kaiserslautern einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017. Doch im Fußball steht ein Schriftstück selten einem Wechsel im Weg.
In der Vorbereitung auf die verbleibenden 15 Spiele der Zweitliga-Saison hat es Marius Müller erwischt. Erstmals in seiner Laufbahn streckte ihn ein Magen-Darm-Virus so richtig nieder, zehn Tage trainierte er überhaupt nicht, die Waage zeigte vier Kilo weniger an. „Ich habe danach eineinhalb Wochen gebraucht, bis ich alles aufgeholt hatte“, sagt Müller. Inzwischen ist er wieder bei 89 Kilo, „alles austrainiert, wie ich hoffe.“ Körperlich ist Müller bereit für die Rückrunde, die heute in acht Tagen mit der Partie gegen Union Berlin fortgesetzt wird. Mental ebenso. Seine Gedanken werden nicht vereinnahmt durch jene Frage, die viele Anhänger der Roten Teufel beschäftigt: Wird der 22-jährige Torhüter seinen Vertrag erfüllen, ihn gar verlängern – oder sich vorzeitig einer neuen Aufgabe widmen? Klubchef Stefan Kuntz und sein Berater hätten alles „top im Griff“, sagt Müller, er selbst werde sich erst einbringen, sollten die Überlegungen in die finale Phase gehen. „Ganz ehrlich, damit beschäftige ich mich nicht“, sagt er, „ich konzentriere mich darauf, hier meine Leistung zu bringen und das Beste zu erreichen.“ Kein Stress, kein Zugzwang. Natürlich ist Müllers Ziel die Bundesliga. Im vergangenen Sommer wäre es fast schon so weit gewesen. Als Kevin Trapp den Wechsel zu Paris St. Germain forcierte, machte Eintracht Frankfurt Müller Avancen. Er trotzte der Verlockung, nach Gesprächen mit der Familie und anderen Vertrauten. Müller wollte den Verein nicht vor den Kopf stoßen, gerade in dem Augenblick, da er die Chance erhalten hatte, die Nummer eins zu sein. Auch die Argumente des Torwarttrainers Gerry Ehrmann hatten Gewicht. Der habe gesagt: „Junge, mach langsam – es gibt genügend Beispiele von denen, die verheizt worden sind.“ Müller nahm sich die Worte zu Herzen und sagt nun: „Meiner persönlichen Entwicklung hat es gut getan, beim FCK zu bleiben.“ Die emotionale Bindung sprach eh dafür. „Hier spiele ich schon mein Leben lang. Ich bin hier glücklich.“ Die Erste Liga läuft Müller nicht davon, er wird am 12. Juli 23. „Wenn es passiert, passiert es“, sagt er. Müller absolvierte in dieser Saison alle 19 Spiele in der Zweiten Liga. 24 Mal holte er den Ball aus dem Netz. In den vier bisherigen Testspielen des Winters blieb der FCK ohne Gegentreffer, zwei der Gegner – Cracovia Krakau und Videoton FC – sind in der polnischen beziehungsweise ungarischen Liga Topteams mit internationalen Einsätzen. „Wir haben in der Vorrunde zu viele einfache Fehler gemacht und zu viele Tore bekommen“, sagt Müller, „in der Vorbereitung bin ich mit der Abwehr vor mir hoch zufrieden. Wir haben uns defensiv sehr gut präsentiert, ich wünsche mir, dass es so bleibt.“ Müllers Sicht deckt sich mit der des Linksverteidigers Chris Löwe, der sagt: „Das Wichtigste ist, dass wir defensive Stabilität bekommen, auch mal ein Spiel mit 1:0 entscheiden. Meist brauchen wir zwei, drei Tore, um ein Spiel zu gewinnen. Auf Dauer wird das schwierig.“ Marius Müller hätte für sein eigenes Wohlbefinden sicher nichts dagegen, öfter mal zu null zu spielen.