Pirmasens Birke konzentriert sich

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Mit der Schließung des 1969 vom Großvater eröffneten Schuhhauses in der Hauptstraße wird vollzogen, was sich vor vier Jahren andeutete: Damals wurde das Schuhsortiment konzentriert auf ein Angebot für Kunden mit Problemfüßen, Modisches verschwand – auch mit Blick auf die geplante Stadtgalerie. Die Entscheidung, das Schuhhaus nun zu schließen und damit für den Endkunden nicht mehr präsent zu sein, sei ihnen nicht leicht gefallen, betonen Edith Birke und ihr Sohn Matthias Birke, die die weiterbestehende Birke Schuhhaus & Orthopädie GmbH sowie Solor gemeinsam führen – ihre direkten Kunden seien ja auch die Wurzeln des Unternehmens gewesen. Daher hätten sie lange gezögert. Allerdings hätten Aufwand und Ertrag nicht mehr zusammengepasst, sagt Edith Birke, ihr Sohn habe sich immer mehr abhetzen müssen – pendeln zwischen der aufwendigen Kundenbetreuung im Laden, der dazu gehörenden handwerklichen (Fremd-)Fertigung in der Landgrafenstraße und der Solor-Komponenten- und Schaftproduktion für Orthopädie-Schuhmacher in der Kreuzgasse. Sie hätten zwar auch versucht, die Direktkunden-Betreuung durch Einstellungen aufrechtzuerhalten, aber das habe nicht funktioniert. Daher konzentrierten sie sich nun auf die Werkstatt und die Solor-Produktion, ließen das Geschäft seit Sommer auslaufen. Entlassungen gibt es nicht: Die drei Mitarbeiter werden an anderen Stellen im Betrieb eingesetzt. Was mit dem Laden im Erdgeschoss der Familien-Immobilie geschehen soll, ist noch offen. Verkleinert wird das Unternehmen mit insgesamt rund 100 Mitarbeitern, darunter vier gewerbliche und eine kaufmännische Auszubildende, durch diese Konzentration nicht. Im Gegenteil. Denn am Standort der Solor Schuhforschung und Entwicklung GmbH – sie entstand Mitte der 80er Jahre ebenfalls durch den Birke-Gründer Josef Birke – wurde in diesem Jahr vor allem in Technik kräftig investiert: Etwa eine viertel Million Euro floss in den Betrieb, dazu wurden sechs Stepperinnen eingestellt. Bei Solor werden heute Komponenten und vor allem Schäfte für Orthopädie-Schuhmacher in ganz Europa hergestellt; einen Kunden hätten sie auch in Neuseeland und in Japan, berichten Birkes. Geld fließt allerdings nicht nur in Ersatzinvestitionen: Auch eine Erweiterung haben die Unternehmer seit längerem im Blick – ein Plan, den sie jetzt freilich schneller umsetzen müssen, als ihnen lieb ist. Anlass dafür ist das Auslaufen des Mietvertrages im ersten Halbjahr 2016 für Räume in der alten Schuhfabrik Welter & Brück, in der der Schokoladenhersteller Wawi seinen Verwaltungssitz hat; die Fabrik hat Wawi-Chef Walter Müller Anfang 2015 bekanntlich von der Stadt erworben, um dort mit einem Partner über die Belle Vue Pirmasens Wohnungen zu bauen. Birke hatte dort seit Ende der 90er Jahre auf etwa 1000 Quadratmetern eine Werkstatt untergebracht, in der handwerklich Fertigungs- und Montage-Arbeiten für andere Orthopädie-Schuhmacher übernommen werden. Mit dieser Werkstatt müssten sie nun umziehen, stellen Birkes fest. Nachdem sie allerdings im März von den Fabrikplänen überrascht worden seien, sei für Anbau- und Umzugs-Planung in aller Ruhe keine Zeit mehr geblieben. Die Idee, die benötigte Erweiterung mit dem erforderlichen Umzug zu verbinden und die Werkstatt samt Materiallager auch in die Kreuzgasse zu verlagern, wurde vorangetrieben. Seit Oktober liegt nun die Baugenehmigung für den Anbau vor, seit wenigen Tagen wird gebaut. Etwa eine halbe Million Euro, schätzen Birkes, dürfte in die Erweiterung fließen. Überbaut wird der Hof, womit die letzte Lücke am Standort Kreuzgasse mit insgesamt etwa 2500 Quadratmetern geschlossen und eine Verbindung zwischen dem 1992/93 erstellten Produktionsbau und der anderen Seite mit den dazugehörigen Häusern 15 und 17 hergestellt wird. Damit schließt sich ein Kreis: Im Haus 15 hatte schon der Gründer sein Handwerk ausgeübt. (tre)

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