Neustadt Bevölkerung in Neustadt wächst wieder

Dass die Gesellschaft altert und die Geburtenrate auf einem niedrigen Niveau verharrt, ist bekannt. Dennoch steigt in Neustadt seit 2013 die Einwohnerzahl wieder an. Genauso die Geburtenzahl. Ein Blick auf die Bevölkerungsstatistiken zeigt, warum.

Geburtsjahr 1910: Die älteste Bürgerin Neustadts ist zu einem Zeitpunkt geboren, als die Welt noch vier Jahre vom Ersten Weltkrieg entfernt war. Als es noch einen Kaiser gab in Deutschland. Insgesamt leben zurzeit 13 Menschen im Alter über hundert Jahre in Neustadt, neun Frauen und vier Männer. Eine Zahl, die in den vergangenen Jahren mehr oder weniger konstant geblieben ist. Die bisher höchste Zahl der über 100-Jährigen wurde 2012 erreicht, damals waren es 20 Menschen – 18 Frauen und zwei Männer. Kontinuierlich gestiegen ist dagegen in den vergangenen zehn Jahren die Anzahl der 70- bis 99-Jährigen. 2015 gab es in dieser Altersstufe 9552 Menschen, zehn Jahre zuvor waren es erst 8200. Die Lebenserwartung steigt – das lässt sich auch an den Neustadter Zahlen ganz konkret aufzeigen. Ein Rückgang der Gesamtbevölkerungszahlen, eine weitere Folge des demografischen Wandels, ist hier dagegen zurzeit nicht festzustellen – im Gegenteil. Seit 2010 steigt die Anzahl der Einwohner wieder an, 2013 wurde die Marke von 53.000 wieder überschritten. Ende 2015 lag die Einwohnerzahl (nur Hauptwohnsitz) bei 53.790 – das sind 300 mehr als vor zehn Jahren. Bei den Geburten gibt es in der Kurve Auf- und Abwärtsbewegungen: 444 waren es im vergangenen Jahr, 476 im Jahr davor (2014). Zuvor war die Zahl jedoch schon unter die 400er-Marke gesunken. Die bisher niedrigste Zahl lag bei 394, das war im Jahr 2011. Im Vergleich zu den Babyboomer-Jahren sind das alles allerdings geringfügige Veränderungen. Der Jahrgang 1966 beispielsweise zählt heute in Neustadt über 900 Köpfe. Die aktuellen Steigerungen bei der Bevölkerungsentwicklung gehen auf Zuzüge aus dem Ausland zurück. So ist die Anzahl der Ausländer von 2979 im Jahr 2010 auf 4984 Ende vergangenen Jahres angestiegen. Darunter waren 2388 EU-Bürger, im Vergleich zu 2010 etwa eine Verdoppelung. Bei den Deutschen dagegen ist der Bevölkerungsrückgang durchaus festzustellen: 2010 lag die Anzahl bei 49.855, Ende 2015 bei 48.800. Jährlich sterben zwischen 150 und 250 Deutsche mehr, als Kinder geboren werden. Die innerdeutschen Wanderungsbewegungen gleichen sich, über mehrere Jahre betrachtet, in etwa aus. Prozentual liegt der Anteil der Ausländer nun bei 9,2 Prozent, während es vor fünf Jahren 6,1 Prozent waren. Die aktuellsten Zahlen zeigen, dass dieser Trend anhält: zum Stichtag 13. April waren 53.876 Bürger im Neustadter Einwohnermeldeamt registriert, die Anzahl der Ausländer lag bei 5176, die der Deutschen bei 48.700. Immer mehr Ältere, gleichzeitig Zuzüge, außerdem steigender Quadratmeterbedarf: Die Stadt müsse beobachten, ob der Aufwärtstrend bei der Bevölkerungsentwicklung anhalte und diskutieren, welche Schlussfolgerungen daraus zu ziehen seien, sagt Dezernent Georg Krist (FWG), der für das Bürgerbüro zuständig ist. Zum Teil hänge der Zuzug sicherlich mit der wirtschaftlichen Krise in anderen Ländern zusammen, beispielsweise in Spanien oder Portugal. Eindeutige Schwerpunkte zeichneten sich bei den Herkunftsländern nicht ab. Mit dem Flüchtlingszustrom habe die Entwicklung nichts zu tun. Dieser habe aber den Anstoß dazu gegeben, den sozialen Wohnungsbau wieder zu verstärken. Was auch weiterhin nötig sei, so Krist. Außerdem müsse überlegt werden, wo noch Wohnbauflächen möglich sind. „Wir müssen vermutlich unseren Flächennutzungsplan überarbeiten.“ Auch die Angebote des Öffentlichen Personennahverkehrs müssten auf den Prüfstand. Eine weitere Folge der Bevölkerungsentwicklung ist laut Krist, dass das Thema Schulschließungen „sich erledigt“ haben dürfte. Die Anzahl der Kinder unter zwei Jahren lag Ende 2015 bei 1376 – 20 mehr als vor zehn Jahren. Zwischenzeitlich war die Zahl bis auf 1175 gesunken (2009). Dass es zwischenzeitlich weniger Kleinkinder gab, wirkt allerdings nach. 2015 gab es nur 429 Erstklässer, zehn Jahre vorher waren es etwa hundert mehr. Allerdings werden die Zahlen in den kommenden Jahren wieder steigen: auf 494 im Jahr 2020 (Geburtsjahrgänge 2013/14) und 461 im Jahr 2021. Das geht zum Teil auf den Zuzug ausländischer Mitbürger und deren Kinder zurück. Aber auch bei den Deutschen ist die Anzahl der Kinder in den vergangenen fünf Jahren leicht gestiegen.

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