Landau Bei "Amici" hört die Freundschaft auf

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Der Durchbruch im markanten Backsteingebäude in der Cornichonstraße soll das Tor zum künftigen Wohnpark „Am Ebenberg“ im Landauer Süden sein. Die Stadt will den Platz dahinter beleben. Auch mit Gastronomie. Es herrscht Aufbruchstimmung. Doch der liebe Friede ist dahin. Jetzt haben die Anwälte das Wort.

Die Projektgesellschaft „Alte Pfalzbrennerei“ hat das ehemalige Offizierswohnheim der Franzosen erworben und bereits 34 der 35 Wohnungen verkauft. Ebenso 700 Quadratmeter Büro- und Gewerbeflächen. Im Erdgeschoss des – von der Parkseite aus gesehen – rechten Gebäudeteils möchten Ilona Baorda und Andrea Moschetta voraussichtlich zu Jahresbeginn ihr Café/Bistro „Amici“ eröffnen. Das gefällt drei Wohnungseigentümern nicht. Sie befürchten Beeinträchtigungen durch eine Großgastronomie, beklagen eine schlechte Informationspolitik und lassen ihre Kaufverträge jetzt von einem Anwalt prüfen. Die Nutzung sei auf einen „kleingastronomischen Betrieb“ ausgelegt. Die Position der Stadt. Schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt hat die Stadt festgeschrieben, dass der Quartiersplatz über der Tiefgarage belebt werden soll. Der künftige Theodor-Heuss-Platz ist im Bebauungsplan C25 als Mischgebiet ausgewiesen. Danach hat das Areal dieselben baurechtlichen Vorgaben wie der Rathausplatz, erläutert der städtische Bauamtsleiter Christoph Kamplade. Das heißt, Gastronomie ist zulässig, „sogar Großgastronomie“, ergänzt der Baudirektor. Der Quartiersplatz sei das Zentrum des Wohnparks. Dort solle sich Leben bündeln. Gastronomen zahlten für die Nutzung der öffentlich gewidmeten Fläche Miete, also für Tische und Stühle auf dem Platz. 50 bis 60 Sitzplätze und vier fest verankerte Sonnenschirme sind laut Oberbürgermeister Hans-Dieter Schlimmer (SPD) im Außenbereich der hochwertigen Gastronomie geplant. Wie es in einem Schreiben an die drei Eigentümer heißt, sind die Stellplätze nachgewiesen. Weil alle planungsrechtlichen Zielsetzungen erfüllt und alle baurechtlichen Vorschriften eingehalten seien, gebe es einen Rechtsanspruch auf Genehmigung. Die Position der Eigentümer. Ingrid und Norbert van Eickels aus Göcklingen, Cornelia und Dominik Bauer aus Germersheim und Daniel Hemmer aus Landau haben sich beim Kauf ihrer Wohnungen darauf verlassen, dass im Haus ein Café oder Bistro eröffnet und die Hausbewohner nicht mit „übermäßigen Lärm- oder Geruchsbelästigungen“ rechnen müssen. So steht es in der Teilungserklärung ihres Vertrags. Nach allem, was sie hören – und das seien trotz mehrmaliger Bitten keine offiziellen Informationen – sprenge die geplante Gastronomie die Vertragsgrenzen. Von 60 bis 80 Plätzen sei bei einem von van Eickels initiierten Eigentümer-Treffen im April die Rede gewesen und anstelle eines Tagesbetriebs plötzlich von einer Bewirtschaftung möglicherweise bis 23 Uhr und auch am Wochenende. „Wir erfahren nichts“, beklagt sich Cornelia Bauer, „wurden aber mit dem Vorschlag konfrontiert: Verkauft doch.“ Schriftlich sei angeboten worden, den Kauf rückgängig zu machen, allerdings nicht bei Übernahme aller Kosten. Am stärksten betroffen ist Daniel Hemmer. Die Wohnung des jungen Mannes mit Fenstern nur zum Park hin liegt über dem Terrassenausgang des Lokals, der über einen abgesenkten Lichthof drei Stufen hoch auf den Platz führt. Er fürchtet die Raucher unterhalb seines künftigen Kinderzimmers und unter seinem Balkon. Zwar habe er sich auf ein Café gefreut, doch mit einer Terrasse habe er nicht gerechnet. Zumal ihm beim Kauf im März 2013 erklärt worden sei, eine Außenbestuhlung sei nicht vorgesehen, so Hemmer. „Wir kämpfen für das, was uns versprochen wurde“, so van Eickels. Die Position des Projektentwicklers. Peter Sahm vom Büro „Alte Pfalzbrennerei“ versichert, er kenne kein konkretes Konzept für die Gastronomie. „Es gab verschiedene Ansätze.“ Er wolle auf dem Platz keine Masse, die krakeele, sondern verspreche sich eine Qualität, die dem Objekt guttue. Er habe versucht zu moderieren, aber das Vertrauen sei offenbar nicht da. Es sei richtig, dass „wir nicht eine Diskussion über alle möglichen Punkte vorantreiben, haben aber eine Stellungnahme nie abgelehnt“. Er sei sich keiner Schuld bewusst und habe niemanden hinters Licht geführt. Es sei nie etwas anderes geplant gewesen als ein Lokal mit Terrasse. Die Position der Gastronomen. „Wir haben selbst noch kein Konzept, sondern arbeiten daran“, sagen Baorda und Moschetta. Ihre Männer, Giuseppe und Leonardo, betreiben am neuen Messegelände das Lokal „Piccola Italia“ mit 100 Außenplätzen. Auch das sei noch keine Großgastronomie, unterstreichen sie. Am Quartiersplatz werde es kein zweites „Piccola“ geben, auf Kinder und Bewohner werde Rücksicht genommen. „Unsere Küche wird nicht stinken“, betont Ilona Baorda. Andrea Moschetta fügt hinzu: „Wir hatten noch nie Probleme mit Anwohnern und sind interessiert an guter Nachbarschaft und einem schönen Miteinander.“ Info Der Platz und der Gebäudedurchbruch kosten laut Bauamt eine Million Euro. Für die Entwicklung der Konversion Süd gibt es 10 Millionen Euro Städtebaufördermittel, davon trägt die Stadt zwei Millionen, den Rest das Land. Nach jetzigem Stand nimmt die Stadt 38,3 Millionen Euro durch Grundstücksverkäufe ein.

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