Rheinland-Pfalz Bankräuber schiebt anderen Täter vor

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Sieben Banken soll ein 33-Jähriger überfallen haben, der seit September in Landau vor Gericht steht. Zwei der Taten hat er gestern gestanden. Für die übrigen haben seine Anwälte einen anderen angeblich Schuldigen benannt. Garniert haben sie ihre Version mit einer Geschichte um Sex und eine fiese Intrige.

Landau

. Der Kriminalpolizist auf der Zuschauerbank zieht ironisch die Augenbrauen hoch. Monatelang trug er Indizien gegen den Angeklagten zusammen, doch der hat zu den Vorwürfen eisern geschwiegen – bei der Polizei ebenso wie im Landauer Landgericht, wo sich sein Prozess schon über 22 Verhandlungstage hinzieht. Jetzt endlich lässt der 33-Jährige seinen Verteidiger eine Erklärung vorlesen. Und behauptet darin: Es war alles ganz anders, als es sich die Ermittler zusammengereimt haben. Die Version des Angeklagten beginnt mit einem Foto, das eine Überwachungskamera am 7. Dezember 2012 in Freiburg gemacht hat. Es zeigt einen Mann, der mit einer gestohlenen Bankkarte an einem Automaten Geld abheben will. Bislang war für die Fahnder klar: Der Täter auf dem Bild sieht aus wie der 33-Jährige, also ist er es auch. Doch er selbst behauptet nun: Er kann beweisen, dass er an jenem Tag nicht in Freiburg war, sondern knapp 900 Kilometer weiter westlich – im französischen Rennes. Obendrein nennt er den Namen des Mannes, der in Wirklichkeit abgelichtet worden sein soll. Denn, so beteuert der Anwalt des Angeklagten: Beide sehen sich nicht nur zum Verwechseln ähnlich, sie haben auch im selben Haus in der Nähe von Paris gewohnt. Dort war der 33-Jährige untergetaucht. Eigentlich sollte er achteinhalb Jahre im Gefängnis verbringen, weil er schon einmal mehrere Banken überfallen hatte. Doch aus dem Hafturlaub kam er nicht zurück. Nun lässt er eingestehen: Seine Flucht war eine „grandiose Dummheit“, ausgelöst durch eine unheilvolle Kombination zweier Faktoren: Streit mit seiner Lebensgefährtin plus Kokainrausch. Für sein Leben im Untergrund will er Geld von Angehörigen bekommen haben. Und von reichen Geschäftsleuten, denen er private Fitnessstunden gab. Doch die Angst vor der Polizei zerrt an seinen Nerven. Also nimmt er Kontakt zu einem Mitarbeiter seines Anwalts auf. Angebliches Ziel: Der Mann soll mit den Behörden darüber verhandeln, unter welchen Bedingungen sich der 33-Jährige stellen kann. Der Unterhändler allerdings bringt schlechte Nachrichten: Die Polizei sucht seinen Schützling nicht mehr nur als geflohenen, sondern als rückfälligen Sträfling. Und sie hat gegen ihn harte Beweise. Gemeint ist damit vor allem die Pistole, die der Täter beim Überfall auf eine Bank in Freckenfeld (Kreis Germersheim) zurückließ. An ihr klebte das Erbgut des 33-Jährigen. Der will ob dieser Nachricht aus allen Wolken gefallen sein. Und nur einen Ausweg gesehen haben: eine Flucht nach Afrika. Doch dazu braucht er viel Geld. Also zieht er jetzt wirklich los, um eine Bank zu überfallen. Ein Helfer dafür steht seiner Geschichte zufolge schon bereit: ein 27-jähriger Franzose mit krimineller Vergangenheit. Im Prozess ist sein Namen schon gefallen: Die Behörden hatten ihn als Mittäter bei einem Raub in Schwanau-Nonnenweier identifiziert. Nun lässt der Angeklagte erklären: Auch beim gescheiterten Überfall in Nittel (Kreis Trier-Saarburg) war der zweite Mann dabei. Alle anderen Überfälle hingegen, also auch den in Freckenfeld (Kreis Germersheim) und Herschweiler-Pettersheim (Kreis Kusel), soll ein weiterer, dritter Mann begangen haben – der von dem Foto aus Freiburg, der dem Angeklagten so ungeheuer ähnlich sehen und im gleichen Haus in der Nähe von Paris gewohnt haben soll. Doch wieso haben Ermittler dann nicht dessen Erbgut, sondern das des 33-Jährigen gefunden? Der Angeklagte wittert eine Intrige seines vermeintlichen Kumpels. Der habe in Freckenfeld absichtlich eine Pistole zurückgelassen, die er selbst auch einmal in der Wohnung in die Hand genommen hatte. Für so einen fiesen Trick soll der wahre Täter auch einen guten Grund gehabt haben: Der 33-Jährige will mit dessen Freundin im Bett gewesen sein. Sein Anwalt lässt wegen dieser Erklärung jede Menge Beweisanträge über das Gericht hereinprasseln. Um die Geschichte des Angeklagten zu prüfen, soll es neue Zeugen vorladen und neue Gutachten in Auftrag geben. Die Richter machen mehrere Stunden Pause, dann wischen sie die Forderungen weitgehend vom Tisch. Dass der 33-Jährige am 7. Dezember 2012 im Rennes wahr, das glauben sie ihm einfach. Doch sie weisen auch gleich darauf hin: Trotzdem kann er noch am gleichen Tag auch knapp 900 Kilometer weiter östlich und damit in Freiburg gewesen sein. Auch den angeblich wahren Täter wollen sie nicht weiter suchen lassen. Der Angeklagten hat ihnen keine Adresse und kein Geburtsdatum geliefert, sondern nur einen Namen. Und der ist weder bei den deutschen, noch bei den französischen Behörden gespeichert.

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