Bad Dürkheim Bad Dürkheim: Generationen-WG nimmt Form an

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Seit zehn Jahren gibt es den Verein „WohnWege“ der das Ziel hat, ein Gemeinschaftswohnprojekt für mehrere Generationen zu schaffen.

Just zum Auftakt des Jubiläumsjahres steht das Vorhaben vor einem entscheidenden Punkt: Im Februar sollen die städtischen Gremien der Planung grünes Licht geben wie auch dem Verkauf des angepeilten Grundstücks im Neubaugebiet Fronhof II zustimmen. Die Stadtspitze hat sich gerade dafür ausgesprochen. Auf das 4660 Quadratmeter große Areal in der nordöstlichen Ecke des Baugebiets, das derzeit erschlossen wird, hat der Verein im Februar 2015 eine Option von der Stadt erhalten, zunächst auf ein Jahr begrenzt. Der Erstentwurf einer Planung mit fünf Gebäuden des Dürkheimer Architekten Jochen Ziegler lag fristgerecht vor, musste aber nochmal geändert werden: Da rund um das Quartier vorwiegend Einfamilienhäuser angesiedelt werden sollen, erschienen dem Bauausschuss drei Vollgeschosse als zu hoch für die künftige Nachbarschaft. Außerdem bestand das Gremium auf einer Tiefgarage unter dem Areal, um die Parksituation in dem doch dichter als nebenan bewohnten Quadrat nicht überzustrapazieren. „WohnWege“ hat diese „Kröte“ geschluckt, obwohl es das ganze Vorhaben und damit auch den individuellen Anteil verteuert. Man kompensiert dies, indem man gegenüber der Ursprungsplanung jetzt fünf statt vier Gebäude auf dem Areal unterbringt – wobei das „Baufenster“ auf 30 Prozent der Gesamtfläche begrenzt bleibt. Außerdem erklärte sich die Stadt bereit, Grund und Boden um 20 Euro pro Quadratmeter günstiger an die „WohnWege“ abzugeben – weil sie auch den integrativen Charakter des Projekts unterstützen wollte. Er drückt sich nicht zuletzt in einem engen Kontakt zur Lebenshilfe aus. Mittlerweile sind alle Pläne angepasst und sollen dem Bauausschuss am 9. Februar erneut vorliegen. Er muss zudem absegnen, dass der Bebauungsplan für den Fronhof II an dieser Stelle speziell für dieses Sondervorhaben geändert und durch einen projektbezogenen Bebauungsplan ersetzt wird. Geht beides durch, soll der Stadtrat am 21. Februar dem Verkauf des Geländes zustimmen. Der Kaufpreis ist mit 1,2 Millionen Euro angesetzt. Erwerben würde das Gelände jener Generalunternehmer, der das 20 Hektar große Gesamtterrain derzeit erschließt. Er habe sich in den Gesprächen mit mehreren potenziellen Investoren als „Partner des Vertrauens“ erwiesen, wie Regina Zienczyk, die Vorsitzende von „WohnWege“, zustimmt. Zumal er mit einem solchen Modell bereits andernorts Erfahrung gesammelt habe. Der Unternehmer soll das Bauvorhaben umsetzen und den Mitgliedern des Vereins die Wohnungen entsprechend verkaufen. Der Grundpreis soll bei 2950 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche liegen, nach oben staffeln sich die Preise dann je nach Lage und Etage. Man soll sich seine Wohnung aus dem „Rohzustand“ auch selbst ausbauen und einrichten können. Man muss sich das Projekt als große Wohngemeinschaft vorstellen, die sich eben nicht auf die Zimmer einer Wohnung, sondern auf fünf Gebäude auf dem Gelände verteilt. Darin entstünden verteilt auf drei Etagen jeweils acht bis elf Wohnungen, je nach deren Zuschnitt zwischen etwa 55 und 100 Quadratmetern groß. Derzeit sind 45 Wohneinheiten angedacht, für die es bereits rund 35 Interessenten gibt, wie Zienczyk sagt. Etwa ein Dutzend Vereinszugehörige – eine Mitgliedschaft ist Voraussetzung – wollen sich zu einer Genossenschaft zusammenschließen, in der man zunächst Anteile erwirbt. Das kommt vor allem jungen Familien entgegen, sagt Tobias Hase, mit 26 Jahren jüngstes Mitglied in der sechsköpfigen Planungsgruppe: Sie müssten nicht auf einmal die komplette Bausumme aufbringen – neben dem Gedanken des generationenübergreifenden Wohnquartiers der Aspekt, der ihn bewogen hat, mit seiner Frau just im November dem Verein beizutreten, wie er im RHEINPFALZ-Gespräch sagte. Weitere Kinder mit Familie sind noch herzlich willkommen, um es einmal so zu formulieren. Das Altersspektrum der Interessenten reicht momentan laut Vorstand von Mitte 20 bis Mitte 70. Sie wohnen im Moment in Kusel oder gar Hannover ebenso wie in Bad Dürkheim und Umgebung. Herzstück der Anlage wird das Erdgeschoss des zentralen Gebäudes in der Mitte, das auch als erstes errichtet werden soll. Dort entsteht ein Gemeinschaftsraum von 90 bis 100 Quadratmetern plus Küche und Sanitäranlagen für gemeinsame Treffen der Bewohner, aber auch für Veranstaltungen, mit denen sich die WG auch nach außen öffnen möchte. Auch eine große Terrasse ist hier angedacht, ebenso Grillplatz und Spielbereich, daneben wiederum Ruhezonen und eine gemeinsame Gartenfläche, die wohl aus Hochbeeten bestehen wird, da wegen der Tiefgarage kein Wurzelgrün möglich ist. Mit dem Einzug ins Quartier wird jeder Wohnungsbesitzer verpflichtet, Bau, Ausstattung und Unterhaltung der gemeinschaftlichen Anlagen mitzufinanzieren. Darüber hinaus ist etwa Carsharing angedacht. „Große Offenheit für das Projekt und große Unterstützung“ attestiert Gertrud Klamm, Mitglied der Planungsgruppe, der Stadtverwaltung. Die grundsätzliche Zusage auf Gelände im Fronhof II stellte Altbürgermeister Wolfgang Lutz bereits 2011 in Aussicht – übrigens bei der RHEINPFALZ-Sommerredaktion auf dem Dürkheimer Römerplatz. Sein Nachfolger Christoph Glogger hat beim Neujahrsempfang der Stadt vergangene Woche in Einklang mit Baudezernent Gerd Ester angekündigt, er wolle dafür Sorge tragen, „dass dieses Projekt ein Erfolg wird“. Er sieht es im Zusammenhang damit, dass die Stadt sich mit ausdrücklicher Vorgabe des Stadtrats für neuen Wohnraum engagieren soll. „Dazu gehört aus meiner Sicht auch die Beschäftigung mit Formen gemeinschaftlichen und generationenübergreifenden Wohnens“, wie es der Verein eben anstrebt.|psp

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