Rheinpfalz Anastasia Kronauer ist 78. Pfälzische Weinkönigin

Anastasia Kronauer und Julia Kren.

Die 24-jährige Anastasia Kronauer ist die 78. Pfälzische Weinkönigin. Bei der Kür im Neustadter Saalbau zeigten die Finalistinnen geballtes Fachwissen über Wein und Trauben. Von Daniel Krauser

Ziemlich symbolisches Bild, kurz vor Ende der Veranstaltung, es geht auf die 22 Uhr zu: Letztes Spiel des Abends bei der Kür der 78. Pfälzischen Weinkönigin, man macht auf Tradition: Traubentreten im Holzfass. Die fünf Kandidatinnen zeigen bestechende Spätform auf schwierigem Geläuf: Anastasia Kronauer, Daniela Wisser, Nicole Fredrich, Annalena Götz und Katharina Weisbrodt treten in zwei Teams und gegeneinander an, unterstützt von der Weltmeisterin im Traubentreten, die von der Mosel kommt und – ungelogen – wirklich existiert, ein ausverkaufter Neustadter Saalbau kann das bezeugen. Nach zwei Minuten Stampfen präsentiert Markus Hoffmann, einer der Moderatoren des Abends, das Ergebnis im Messbecher: exakter Gleichstand an der Saftfront. Symbolisch, wie schon gesagt. Als Unterstützer der Kandidatinnen sieht man das naturgemäß anders: In der ersten Rauchpause des Abends, eine gute Stunde zuvor, zieht ein junger Mann aus Lachen-Speyerdorf gleich mal einen Andy Möller – und hat vom Feeling her ein gutes Gefühl. „Bis jetzt läuft`s super“, sagt der junge Mann. Ziemlich viele junge Menschen mit sonnengelben Buttons stehen um den Aschenbecher, was die Hypothesen zulässt, dass die Fans von Anastasia Kronauer a) optisch auffälliger sind, b) bevorzugt in Gruppen auftreten oder c) schlicht mehr quarzen als ihre Mitbewerber. Mit seiner Vorahnung wird der junge Mann dann freilich recht behalten: Gegen 22.30 Uhr und nach der notwendigen Stichwahl wird Edwin Schrank, der Erste Vorsitzende der Pfalzweinwerbung, Anastasia Kronauer aus Lachen-Speyerdorf, 24 Jahre alt und bei einem Personaldienstleister tätig, zur 78. Pfälzischen Weinkönigin ausrufen. Gute Wahl, aber schwierig: Die fünf Kandidatinnen, die sich da am Freitag präsentiert haben, haben ihren Job allesamt souverän gemeistert – führt man als junge Frau zwischen 20 und 24 doch nicht jeden Tag ein Bewerbungsgespräch mit fast 70 Juroren und vor einigen hundert Zuschauern. Immerhin: „Die Feuerwehrkameraden sind dabei“, sagt die spätere Weinkönigin Kronauer, selbst bei der Freiwilligen Feuerwehr in ihrem Heimatort aktiv. Was dann auch erklärt, warum die Kronauer`sche Fangruppe an diesem Abend den meisten Krach macht: Das sind eben Frauen und Männer, die es gewohnt sind, gegen heulende Sirenen und berstende Dachfirste anzuschreien. Die Unterstützer von Annalena Götz aus Schweigen-Rechtenbach, mit 20 Jahren die Jüngste im Bewerberfeld, sitzen im Parkett direkt gegenüber und sind lautstärketechnisch fast gleichauf. Man hat die Fangruppen wie üblich strategisch im Saal verteilt: Auf dem Rang links oben sitzen die Begleiter von Daniela Wisser aus Billigheim-Ingenheim, laut Wissers Opa in zwei Bussen angereist. Die Fangruppe von Nicole Fredrich aus Neustadt-Königsbach besetzt die Empore, die Unterstützer der Deidesheimerin Weisbrodt, Rang rechts, sollten an ihrer Feinmotorik arbeiten: Gelegentlich regnet`s Fähnchen und Schraubverschlüsse von oben. Bevor die Kandidatinnen bejubelt werden können, gilt es allerdings erst mal die alten Weinhoheiten zu verabschieden. Die scheidende pfälzische Weinkönigin Julia Kren lässt ihre Amtszeit Revue passieren und gibt zu Protokoll, sie habe in ihrem Amtsjahr „viele Politiker als Menschen kennen gelernt“. Überhaupt, Politik: Der Vorschlag von CDU-Frau Julia Klöckner, den ihrer Meinung nach unzeitgemäßen Titel „Weinkönigin“ durch „Weinbotschafterin“ zu ersetzen, erregt offensichtlich immer noch die Gemüter. „Botschafterin wird der anspruchsvollen Aufgabe nicht gerecht“, sagt Schrank auf die entsprechende Frage von Moderator Hoffmann vom Regionalsender RNF. Was folgt ist das übliche, lose um önologisches Fachwissen pendelnde Speed-Dating mit fünf jungen Frauen, die man sich allesamt gut als Weinkönigin vorstellen könnte – aber Verlierer gibt’s heute sowieso keine. Wer es nicht ins höchste Amt schafft, wird Weinprinzessin. Wahllose Erkenntnissplitter aus den Fragerunden: Weisbrodt, die bei der Sektkellerei Schloss Wachenheim arbeitet, wollte mal Hebamme werden – und schafft es tatsächlich, den Fakt irgendwie mit Wein in Verbindung zu bringen. Götz ist von ihrem Chef für den Wettbewerb angemeldet worden – und hat sich offensichtlich für Kandidatur und gegen Kündigung entschieden. Winzertochter Wisser hat das wohl solideste Weinwissen und extra nochmal die Kirschessigfliege gepaukt – und die kam dann auch prompt dran. „Unglaublich“, sagt die neue Weinkönigin Anastasia Kronauer am Ende, der Rest geht im Krach der Freiwilligen Feuerwehr unter. Von oben, aus dem Weisbrodt-Block, segelt ein Fähnchen zu Boden. Symbolisch? Eher nicht. Gute Wahl. Starkes Feld. Bestechende Spätform. Alles Gewinner.

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