Kusel Am Höcherberg fallen die ersten Bäume

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Die ersten Waldflächen für den Bau der Windräder auf dem Höcherberg im Dreieck Bexbach-Höchen, Lautenbach und Dunzweiler werden seit gestern gerodet.

Dies teilte der Betreiber der Windkraftanlagen, die Firma Juwi aus dem rheinhessischen Wörrstadt, mit. Ebenfalls gestern forderten die Naturschutzbeauftragten von Dunzweiler, Neunkirchen, Ottweiler und Bexbach in einer gemeinsamen Erklärung das saarländische Amt für Umweltschutz und den Landesbetrieb Saarforst auf, die Rodungsarbeiten einzustellen. Auf dem Höcherberg will Juwi fünf Windräder errichten (wir berichteten). Drei davon werden auf der Gemarkung Ottweiler, zwei auf der Gemarkung Bexbach stehen. Für ein Windrad wird nach Angaben von Juwi-Pressesprecher Felix Wächter jeweils ein Hektar Fläche benötigt; die fünf Hektar entsprächen weniger als einem Prozent der Waldfläche des Höcherbergs. Derzeit werde der „oberirdische Bewuchs“, also Bäume und Sträucher, entfernt. Bis Ende des Monats müssen die Rodungsarbeiten aus Gründen des Tierschutzes abgeschlossen sein. Denn im März beginnt bei vielen Vogelarten die Brutzeit. Nach Abschluss der Bauarbeiten werde die Hälfte des Areals wieder mit dort vertretenen Pflanzen aufgeforstet, kündigte Wächter an. Gleichzeitig würden die zugebauten Flächen an anderer Stelle kompensiert. Das bedeutet, dass andernorts Brachen aufgeforstet werden. Dadurch sei sichergestellt, dass „sich die Gesamtfläche des saarländischen Forsts durch die Errichtung von Windkraftanlagen nicht verringert“, betonte Wächter. Energiewende und Naturschutz sind für Juwi-Projektleiter Andreas Böß keine Gegensätze. Beide gehörten zusammen und würden „bei unseren Projekten zur regenerativen Energieerzeugung immer berücksichtigt“. Als Beispiel nannte er die Renaturierung eines Teils des Fellbachs südlich des Höcherbergs bei Websweiler. Die Konzentrationsfläche für die Windräder haben die Städte Bexbach und Ottweiler in ihren Flächennutzungsplänen festgelegt. Einen Genehmigungsantrag zum Windradbau hat Juwi im Spätsommer 2016 gestellt. Nach abschlägigem Bescheid legte die Firma Widerspruch ein – mit Erfolg: Am 30. Dezember erlaubte das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz (LUA) den Bau und Betrieb der Anlagen und das Abholzen der benötigten Waldflächen. Der Zustimmung sei „ein komplexes und umfangreiches Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung vorausgegangen“, so der Juwi-Sprecher. Gegen die Genehmigung der Windräder protestieren die Bürgerinitiative gegen Windkraft in Lautenbach (Bigwil) auf saarländischer sowie zahlreiche Bürger, die auf pfälzischer Seite betroffen sind. Die Naturschutzbeauftragten von Dunzweiler, Bexbach, Neunkirchen und Ottweiler halten die Genehmigung aus naturfachlicher Sicht mit „schweren und offenkundigen Mängeln“ behaftet, wie sie gestern in einer gemeinsamen Erklärung deutlich machten. Darin fordern sie das saarländische Landesamt für Umweltschutz und den Landesbetrieb Saarforst dazu auf, insbesondere die Rodungen einzustellen. Die jetzt laufenden Abholzungen sind in den Augen der Verfasser eine nach dem Bundesnaturschutzgesetz verbotene und strafbare Störung und Vergrämung der dort lebenden Wildkatze. Der Genehmigungsbescheid für den Bau der Windräder basiere in Teilen auf „völlig unzutreffenden Annahmen über die Gegebenheiten vor Ort“, heißt es in der Stellungnahme. So sei beispielsweise die Feststellung, der Rotmilan sei als „besonders windkraftrelevante Vogelart im Untersuchungsgebiet auf Grundlage aller Quellen in geringer Frequenz nachgewiesen“, schlicht unzutreffend. Diese Einschätzung aus den Jahren 2012 und 2013 sei längst überholt. In Wahrheit handele es sich um ein „sehr intensiv genutztes Brut- und Jagdhabitat des Rotmilans“, halten die Windkraftgegner entgegen und verweisen auf eine Dokumentation mit Fotografien des Naturschutzbeauftragten der Gemeinde Dunzweiler, Gunther Kopp. |giw/dgg

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