Bad Dürkheim Schock und Sprachlosigkeit über Kohls Tod in Bad Dürkheim

April 1989: Die „eiserne Lady“ landet in Bad Dürkheim. Mehr als einige Minuten hat sie in der Kurstadt allerdings nicht verbrach
April 1989: Die »eiserne Lady« landet in Bad Dürkheim. Mehr als einige Minuten hat sie in der Kurstadt allerdings nicht verbracht. Mit Gastgeber Helmut Kohl ging es im schwarzen Mercedes sofort weiter nach Deidesheim in den Schwarzen Hahn.

Weggefährten des am Freitag verstorbenen Helmut Kohl aus unserer Region erinnern sich an einen guten Freund und kritischen Zeitgenossen. Eugen Brittinger und Norbert Schindler im RHEINPFALZ-Gespräch.

Einige Tränen konnte Eugen Brittinger nicht unterdrücken, als er am Freitagabend per RHEINPFALZ-Anruf vom Tod Helmut Kohls erfuhr. Der heute 85-jährige Dürkheimer und sein Bruder Fritz, der bis 1994 die CDU-Fraktion im Stadtrat führte, standen Kohl seit jungen Jahren nah. Eugen Brittinger erinnerte sich gestern an den Tag, als Kohl sich ins Goldene Buch der Stadt eingetragen habe und der Kanzler dann darauf bestanden habe, dass die beiden ihn beim anschließenden Essen rechts und links einrahmen. Abgebrochen sei der Kontakt, als Kohl seine zweite Frau, Maike Kohl-Richter, geheiratet habe. Kohl habe in der großen Politik viel bewirkt – besonders in der Einigung Europas, sagte Brittinger, der hörbar betroffen war. „Geschockt“ hat auch CDU-Bundestagsabgeordneter Norbert Schindler aus Bobenheim am Berg auf die Nachricht vom Tod Kohls reagiert. Beim Anruf der RHEINPFALZ gestern Abend gegen 18 Uhr, als der 67-Jährige just von einem Verwandtenbesuch in Ludwigshafen nach Hause fuhr, vermutete er zunächst, die Zeitung wolle mal wieder etwas zur Umgehung B271 wissen. Ein sprachloser Schindler, selten zu erleben, brachte zunächst nur ein langes „Oh“, zustande. Schnell konnte er sich aber dann an Anekdoten erinnern mit dem Mann, den er, damals selbst Vorsitzender der Landjugend, als Ministerpräsidenten in Mainz in den 70er-Jahren kennenlernte. Wie der junge Kanzler ihn 1984 zusammenstauchte, nachdem Bauern aus Weisenheim am Sand aus Protest gegen fallende Obstpreise bergeweise Sauerkirschen vor dem Kohlschen Anwesen in Oggersheim abgeladen hatten und Schindler – als Funktionär der Bauernschaft dabei – prompt im Fernsehbericht zu sehen war. „Ich musste den Telefonhörer 20 Meter weghalten“, so Schindler, der den Kanzler zunächst mit dem gleichnamigen Winzer verwechselt hatte. Er habe Kohl als verlässlichen Partner, Mann mit Elefantengedächtnis und der klaren Worte kennengelernt, der einem aber „ordentlich über den Mund fahren konnte“. Ein persönlicher Duz-Freund sei er nie gewesen, auch wenn er seine Privatnummer gehabt habe. Zuletzt hat Schindler den Ex-Kanzler bei einem Abendessen in Ludwigshafen vor mehr als zwei Jahren gesehen, man habe „fünf Stunden über Gott und die Welt gesprochen“. Auch über Merkel. Über sie habe er da „mehr wohlwollend“ gesprochen. „Er hatte wohl Frieden mit ihr gemacht.“Schindler würdigte Kohl als großen Europäer, dem er seinen „allergrößten Respekt“ zolle. Obwohl der ihn als „Bauernführer“ mehr als einmal verunglimpfte. 

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