Politik Viele Wahlzettel beschlagnahmt

«Barcelona.» Eineinhalb Wochen vor dem umstrittenen Unabhängigkeitsreferendum in der spanischen Region Katalonien hat die der Zentralregierung in Madrid unterstellte Polizei gestern 14 Menschen festgenommen und rund neun Millionen Wahlzettel beschlagnahmt.

Insgesamt seien in der katalanischen Hauptstadt Barcelona 41 Durchsuchungen durchgeführt worden, berichteten Medien. Tausende aufgebrachter Katalanen protestierten auf der Straße. Das von der katalanischen Regionalregierung unter Regierungschef Carles Puigdemont ausgerufene „verbindliche Referendum“ soll weiterhin am 1. Oktober auch gegen den Widerstand der Zentralregierung stattfinden. Bei einer Razzia in Ministerien der Regionalregierung nahm die Bundespolizei gestern auch Wirtschaftsstaatssekretär Josep Maria Jove fest. Das Selbstbewusstsein der Katalanen basiert auf der wirtschaftlichen Kraft dieser Region im Nordosten Spaniens. Katalonien ist so groß wie Belgien, umfasst nur 6,3 Prozent der Landesfläche Spaniens, stellt aber 16 Prozent der Bevölkerung und erwirtschaftet ein Fünftel des spanischen Bruttoinlandsprodukts. Die Ablehnung der spanischen Zentralgewalt hat in Katalonien eine lange Tradition. Ihren Höhepunkt fand sie im Spanischen Bürgerkrieg (1936 bis 1939), als Katalonien sich zur wichtigsten Bastion gegen den heraufziehenden Faschismus unter Francisco Franco entwickelte. Das spanische Verfassungsgericht hat das Referendum aber für unzulässig erklärt, da Spanien laut Verfassung unteilbar ist. Die Staatsanwaltschaft hat Hunderte separatistischer Bürgermeister wegen Ungehorsams vorgeladen. Gestern schaltete sich auch der weltberühmte Fußballclub FC Barcelona ein. Der Verein veröffentlichte eine Erklärung, in der er unter Verweis auf sein „historisches Engagement für die Verteidigung des Landes“ jede Handlung verurteilt, die die Meinungs- und Entscheidungsfreiheit untergrabe.

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