Rheinpfalz Das Wunder vom BER

Ist es ein Wunder? Auf der Baustelle des künftigen Berliner Großflughafens BER will die Lage der Räume einfach nicht zu deren Nummerierung passen. Eine nachvollziehbare Kennzeichnung war laut jüngsten Sachstandsbericht bislang nicht möglich. Manche Räume, so heißt es darin, lassen sich „nicht mehr eindeutig auffinden“. Doch ohne korrekte Nummern kann für die 40 Gebäude des Pannenairports keine Abnahme stattfinden. Rettungsdienste würden dann im Notfall den falschen Ort ansteuern. Und auch die Entrauchungsanlage, die ohnehin noch umgebaut werden muss, kann nur programmiert werden, wenn das Nummernchaos behoben ist. Schlimmer geht’s nimmer? Weit gefehlt: Im Terminal müssen die Kabeltrassen und Deckenhohlräume Meter für Meter saniert werden, weil dort gepfuscht wurde. In manchen Schächten liegt Computer- direkt neben Starkstromkabel, andere quellen vor lauter Kabelsalat über. So ist der BER auch bei der „Herstellung einer genehmigungsfähigen Hauptverkabelung“ im Rückstand. Eigentlich wollte Hartmut Mehdorn bei der Aufsichtsratssitzung am 12. Dezember verbindlich verkünden, wann der Airport eröffnet werden kann. Doch mehr als ein Zeitfenster wird der 73-jährige Flughafenchef wohl nicht benennen können – zu groß und unkalkulierbar sind immer noch die Probleme auf der Baustelle. Inzwischen ist nur noch von einer „Fertigstellungsterminzone“ die Rede. Intern, so ist zu hören, hofft Mehdorn auf einen Eröffnungstermin im Herbst 2016. Der neue Technikchef Jörg Marks, der vor zwei Monaten vom Siemens-Konzern zur Flughafengesellschaft gewechselt ist, bleibt vorsichtig. „Der richtige Weg zum Ziel der Inbetriebnahme“ sei noch „nicht hundertprozentig erkennbar“. Als Hauptgrund nennt er die „Sanierung im Bestand“. Anders ausgedrückt: den Neubau ohne Abriss. Indirekt stellt Marks seinem Boss Mehdorn in einem Brandbrief an die BER-Mitarbeiter und Planer ein wenig überzeugendes Zeugnis aus: „Wir sind zu langsam, zu kompliziert und zu unverbindlich.“ Die Zeit läuft: In zwei Jahren – exakt am 3. Oktober 2016 – läuft die Baugenehmigung für das Hauptgebäude aus. Bis dahin muss das Terminal vom Landkreis Dahme-Spreewald abgenommen und freigegeben sein. Ansonsten muss eine vollkommen neue, heutigen Standards entsprechende Baugenehmigung beantragt werden. Wäre es ein Wunder?

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