Neustadt „Wir können nicht einfach verkaufen“

Ist ab Samstag kein sakrales Gebäude mehr: die Kirche St. Ulrich in Haßloch.
Ist ab Samstag kein sakrales Gebäude mehr: die Kirche St. Ulrich in Haßloch.

Der Speyerer Bischof Karl-Heinz Wiesemann wird am kommenden Samstag mit einem Gottesdienst vor dem Gotteshaus und im Pfarrheim die Kirche St. Ulrich profanieren. Damit verliert sie ihren sakralen Status und wird zu einem normalen Gebäude. Ein Gottesdienst innerhalb der Kirche ist nicht möglich: St. Ulrich musste aus Sicherheitsgründen vor drei Jahren geschlossen werden, da sich die Befestigung der Decke teilweise gelöst hatte. Die erneute Nutzung hätte eine umfassende Sanierung nicht nur der Deckenkonstruktion, sondern beispielsweise auch der Heizung und der Elektroinstallation erforderlich gemacht. Die Kosten dafür werden laut Bistum auf mindestens 1,5 Millionen Euro geschätzt. „Im Blick auf die vielfältigen Aufgaben der Kirche vor Ort, zum Beispiel in den Kindertagesstätten, wäre diese Ausgabe nicht zu verantworten gewesen“, erklärt Pfarrer Thomas Pfundstein. Bei der Arbeit am pastoralen Konzept der Pfarrei habe sich zudem gezeigt, dass die Zahl der aktiven Katholiken in der Pfarrei aufgrund der soziologischen und demografischen Entwicklung immer mehr zurückgegangen sei. „Vor diesem Hintergrund ist die Hauptkirche St. Gallus für Haßloch ausreichend“, stellt Pfundstein fest. Diese Ansicht wird auch vom Bistum in Speyer geteilt. „Die Entscheidung der Pfarrei ist nachvollziehbar und wird von uns mitgetragen“, erklärt Generalvikar Dr. Franz Jung. Die Profanierung der Kirche St. Ulrich sei im vergangenen Juni beantragt und nach Anhörung des Priesterrats von Bischof Wiesemann positiv entschieden worden. Im Pfarrheim neben der Kirche St. Ulrich besteht ein Andachtsraum, der seit der Schließung der Kirche für Gottesdienste genutzt wird. Dieser Andachtsraum bleibt erhalten und kann künftig als Kapelle für die Gemeinde St. Ulrich und alle Gläubigen, die dort Gottesdienste besuchen wollen, genutzt werden. „Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht“, erklärt Michael H. Kopf, Vorsitzender des Pfarreirates von St. Ulrich im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Intensive Gespräche seinen vorausgegangen. „Ich weiß, dass wir es nicht jedem recht machen können.“ Es gebe viele Menschen, die eine emotionale Bindung zu dem Gotteshaus besäßen. Aber die Verantwortlichen sahen laut Kopf keine andere Lösung. „Wir haben überlegt, ob wir das Geld für die Sanierung ausgeben wollen. Wir müssen aber berücksichtigen, dass unsere Pfarrei in Haßloch und Böhl-Iggelheim auch andere Aufgaben hat“, schließt er sich den Worten Pfundsteins an. Die Gemeinde sei unter anderem für vier Kirchen mit entsprechenden Pfarrzentren und drei Kindergärten in den zwei Gemeinden zuständig Die Profanierung sieht Kopf als einen wesentlichen Schritt an: „Es hat sich jahrelang wenig getan in dieser Problematik. Jetzt können wir überlegen, wie es weitergeht.“ Laut dem Pfarreiratsvorsitzenden ist ein Abriss der Kirche derzeit keine Option. „Das Gebäude steht unter Denkmalschutz. Außerdem befinden sich im Inneren ja die Werke von Emil Wachter. Da werden wir in den kommenden Wochen Kontakt mit der zuständigen Stiftung aufnehmen, um über die Zukunft des Deckenbilds zu sprechen.“ Eine konkrete Planung für die Zukunft des Kirche „gibt es nicht“. Kopf: „Es wird kein kurzer Weg. Wir können das Gebäude nicht einfach verkaufen.“ Die Pfarrei müsse schauen, welche Nutzungsmöglichkeiten sich für das Gotteshaus ergeben. „Natürlich immer unter dem Vorbehalt, dass es grundlegend saniert werden muss“, benennt Kopf die anstehenden Probleme. Für die Gläubigen sieht er vorerst keine Änderungen: „Wir haben ja den Raum im Pfarrheim für unsere Andachten, der wird weiterhin erhalten bleiben“, erklärt er. Darüber hinaus gibt es laut Kopf jedoch Gespräche mit anderen Institutionen: „Bürgermeister Lothar Lorch ist informiert. Wir sind in Haßloch in verschiedenen Gesprächen, aber natürlich auch mit dem Bischöflichen Ordinariat oder auch mit der zuständigen Denkmalpflege in Speyer.“ Termin Die Kirche St. Ulrich in Haßloch wird am Samstag, 16. September, von Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann während eines Gottesdienstes profaniert. Dieser beginnt um 17 Uhr vor der Kirche. Anschließend zieht die Gemeinde in einer Prozession zum benachbarten Pfarrheim und feiert dort das Fest der Eucharistie.

x