Kaiserslautern Wie im Blues-Himmel

Brachten den Blues der 20er und 30er Jahre zum Leuchten: Jürgen Schultz, Albert Koch, Wolfgang Schuster.
Brachten den Blues der 20er und 30er Jahre zum Leuchten: Jürgen Schultz, Albert Koch, Wolfgang Schuster.

Haben die ein Glück: Regen vor dem Sommerswing, Regen hinterher, bloß während des Konzertes mit Albert Kochs Acoustic Blues Community sommerliche Temperaturen und eine fantastische Wohlfühl-Atmosphäre. Da mussten sich die rund 800 Besucher am Mittwochabend im Volkspark ja fühlen wie im Blues-Himmel.

Das Trio mit Albert Koch, Bluesharp, Wolfgang „Blueswolf“ Schuster aus Speyer und Jürgen „Mojo“ Schultz aus Weinheim (beide Gitarre) erwies den frühen Blues-Heroen der 1920er und 1930er Jahre ihre Reverenz und präsentierte sich dabei in Bestform. Denn sie wiesen eindrücklich nach, dass auch weiße Jungs den Blues mit viel Feeling angehen können. Sie erreichten dabei ein Maß an Abgeklärtheit, das vielen anderen ihr Lebtag nicht zuteil wird. Sie müssen eben niemanden mehr mit aberwitziger Virtuosität beeindrucken – obwohl sie’s können. Vielmehr versuchten sie mit ihren Instrumenten Geschichten zu erzählen, die sicher mehr mit den ewigen Wahrheiten des Blues zu tun hatten als mit irgendeiner anderen Musik. Schuster und Schultz erwiesen sich dabei nicht nur als fabelhafte Sänger, sondern mehr noch als mitreißende Gitarristen, deren Soli die Stücke tatsächlich nach vorne trugen und emotional bis unter die Gürtellinie reichten. Die Songs von Big Bill Broonzy, Freddie King oder Sunny Boy Williamson hatten allesamt eine raue Blues-Basis, ohne einen Moment plump zu wirken. Vor allem demonstrierten sie, wie’s auch leiser geht – und siehe da: Die Besucher hörten zu. Die beiden entpuppten sich aber auch als passionierte, mit allen Wassern gewaschene Gitarristen. Da hörte man ruppige Licks ebenso wie unwiderstehliche Grooves, die den Songs neues Leben einhauchten. Mit einem schier angeborenen Sinn für Nuancen agierte Wolfgang Schuster, der schon seit den 1970er Jahren zu den herausragenden Vertretern der Bluesszene vor allem im süddeutschen Raum zählt und den das Jazzpodium als „begnadeten, ernsthaften Poeten“ bezeichnet hat, mit wundervoll melodiösen Single Notes und gesangvollen Improvisationen, dann wiederum mit Explosionen, funkelnden Verzierungen und wiederholt eingebauten Riffs. Wie er hier all seine Könnerschaft in Technik und Ausdruck aufbot, um diese Edelsteine zum Leuchten zu bringen, war einfach Balsam für alle Gemüter und Ohren, zumal seine Gitarre mit den eingebauten Resonatoren einen besonderen Klang hatte. Als Saitentüftler erwies sich auch Jürgen Schultz. Wie die alten Blues-Legenden legte er seine Spezialgitarre, eine Dobro, auf die Oberschenkel und zauberte aus den Saiten herrlich fließende Glissandi, die an den hohen Ton einer Hawaii-Gitarre erinnerten. Sowohl gleitende Töne als auch schwirrende Vibratos entlockte er so bei Titeln wie „Can’t Get That Stuff“ von Tampa Red oder „Bring It On Home“ von Sunny Boy Williamson im Bottleneck-Stil den Saiten, nur dass er nicht mit dem abgebrochenen Flaschenhals darüber glitt, sondern mit einem Metall-Slider. So war seine Gitarre nur das Vehikel, um seine Gefühle zu interpretieren. Für den Groove war Albert Koch an der Mundharmonika zuständig. Äußerst gefühlvoll, ohne jeden Hang zum Exhibitionismus spielte er und demonstrierte dabei den ganzen Facettenreichtum dieses eigentlich so spröden Instruments. Bei Songs wie „I’m Tore Down“ von Freddie King oder „Ramblin’ Man“ von den Allman Brothers jedoch ging die Post ab, demonstrierte der Virtuose zungenakrobatische Effekte durch Atemkontrolle, Manipulationen mit Lippen und Zunge sowie den Durchzug von Luft durch den Mund. So warfen sich die Drei mit Power die Bälle zu und entwickelten dabei einen stetigen Fluss an Ideen. Das Publikum war begeistert und bedankte sich nach jedem Song empathisch.

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