Kultur Südpfalz Was das Leben glücklich macht

Die jungen Künstler tanzen zwischen ihren Werken.
Die jungen Künstler tanzen zwischen ihren Werken.

Kuk ist die Abkürzung für die Kinder und Kunst Malwerkstatt im Kunstverein Villa Streccius der Stadt Landau. Dabei suggeriert das Kürzel automatisch auch die Aufforderung „guck“ mal. Und genau hingucken sollten kleine und große Leute tatsächlich, wenn die Kuk Einblick in ihr Schaffen gibt. So wie bei ihrer fulminanten Ausstellung zum Thema „Mensch und Unmensch“, die am Freitagabend bei riesigem Andrang junger und jung gebliebener Gäste eröffnet wurde.

Zum Glück ist der Gesamteindruck längst nicht so düster wie das eindrucksvolle Einladungsplakat. Da nämlich sieht man Menschen grau in grau und dicht an dicht gedrängt in einer Menge stehen. Charakterköpfe, die sich skeptisch anschauen, sich voneinander abwenden, auf sich selbst fixiert oder von etwas nicht Erkennbarem wie hypnotisiert sind. Die packende Szene ist Teilausschnitt einer meterlangen Arbeit auf einer Tetrapackrolle, die parallel zu einem gegengleichen Banner in der Rotunde angeordnet ist und wie eine Gedenkstätte wirkt. Verena und Hanna haben ihre stillen „Gesichter“ in Mischtechnik aus Acryl, Graphit und Tusche gefertigt, dem Bildträger Risse und Falten zugefügt und dadurch die Verletzlichkeit des Einzelnen wie der Gruppe veranschaulicht. Diese Installation ließ alle Besucher, die sich einen Weg durch das angeregte Vernissage-Gewusel bahnten, für einen Moment still und nachdenklich werden. Deshalb wirkt sie auch wie die Keimzelle der überbordenden Gesamtschau, in der auf zwei Stockwerken 123 Arbeiten von etwa 60 Künstlern im Alter von fünf bis 20 Jahren gezeigt werden. Ein ganzen Jahr lang haben sie sich unter der bewährten Anleitung der Kunstpädagogin und Kuk-Leiterin Renate Vollmar mit dem Thema „Mensch Unmensch“ auseinandergesetzt und dabei auch viel diskutiert. Über Krieg und Flucht, Armut und Krankheit, Gewalt und Angst, Einsamkeit und Not. Auch kleine Kinder spüren die Erschütterungen der großen Politik und sehen Menschen unter unmenschlichen Situationen leiden. Erwins Panzerkolonne aus Ton ist dafür genauso Ausdruck wie Hannahs Holzschiff mit den vielen Rettungsboten, Cosimas „Vertriebene“, Elenas riesige Pistole oder die Menschen „Auf der Flucht“ von Christian und Felix. Auch der Bretterverschlag, der sich als „Mauer“ quer durch das untere Stockwerk zieht, demonstriert auf geniale Weise, wie engstirnig die Weltpolitiker oft ticken und wie verbarrikadiert es in manchen Köpfen aussieht. Aber auf dieser Mauer und rings drumherum sind die meisten Bilder doch lebensfroh und bunt. Wichtiger als die Aura der Unmenschen ist den Kindern ganz offensichtlich die Suche nach dem positiv Menschlichen und das Bewahren dessen, was ihr Leben wertvoll, reich und glücklich macht. Ob das nun tanzende „Schmetterlinge“ (Gaya), das „eigene Haus“ (Phil) oder eine Frühlingswiese (Lea und Elisabeth), ein Sonnenaufgang (Emil), der Frühling (Gabriel) oder ein abstrakter Regenbogen (Levin) sind – die Motive wie auch die Techniken von Acryl und Ölpastellkreide über Bleistift, Kohle und Pastell bis zu Mischtechniken und Collagen waren jedem Kind selbst überlassen. Sogar tolle Skulpturen, wie das hölzerne „Mensch ärgere dich nicht“-Spiel von Mariella und Mara, der Pappmaché-Helm von Marvyn oder die Sitzgruppe aus Tischen (Tonio und Felix) und Hocker (Christian) sind entstanden. Erstaunlich facettenreich ist auch die Auseinandersetzung mit dem Menschen als alleinigem Protagonisten, der mit Detailskizzen und Bewegungsstudien, über Porträtzeichnungen bis zur einsamen Figur in der Natur bis zum fröhlichen, lebensgroßen Gruppenmitglied am Bretterzaun Präsenz zeigt. Bei der Vernissage gab es sogar Figuren, die tatsächlich lebendig wurden. Jugendliche Mitglieder des Tai-Chi-Theaters von Harald Hasenöhrl zeigten in einer packenden Performance wie es einem Mädchen zumute ist, das auf offener Straße Opfer einer pöbelnden und gewaltbereiten Jugendgruppe wird und wie es gelingen kann, durch Mut, das richtige Verhalten und gute Selbstverteidigungstechniken der Gefahr zu entkommen. Info Bis 25. Juni, Dienstag und Mittwoch 17 bis 20 Uhr, Donnerstag bis Sonntag 14 bis 17 Uhr. Atelierbesuch: 10. Juni, 15 Uhr. Kuk-Basar für guten Zweck: 11. Juni, 11 bis 16 Uhr. Finissage: 25. Juni, 15 Uhr mit Versteigerung der Kunstwerke der Ausstellung.

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