Rheinpfalz Nicht nur die Erwachsenen wählen

Ganz wie bei den Erwachsenen: Schüler Tim Wamsbach gibt seine Stimme ab, die Wahlhelferinnen Marie-Christine Steil, Tabea Berger
Ganz wie bei den Erwachsenen: Schüler Tim Wamsbach gibt seine Stimme ab, die Wahlhelferinnen Marie-Christine Steil, Tabea Berger und Katharina Gauch (von links nach rechts) sorgen für den korrekten Ablauf.

Schon bevor am kommenden Sonntag die Wahlberechtigten ihre Stimme bei der Bundestagswahl abgeben dürfen, hat das Veldenz Gymnasium Lauterecken als eine von knapp 3500 Schulen in Deutschland die Juniorwahl durchgeführt. Dabei konnten die Schüler der zehnten bis zwölften Klassen am gestrigen Montag mit zwei Kreuzen ihre politische Meinung kundtun.

Um 9.35 Uhr war ein Klassensaal des Veldenz Gymnasiums als Wahllokal hergerichtet. Vier Wahlkabinen und eine versiegelte Wahlurne garantierten eine geheime, freie Stimmabgabe. Zusätzlich wachten abwechselnd insgesamt neun Schüler, die sich freiwillig als Wahlhelfer zur Verfügung gestellt hatten, darüber, dass nichts schiefging. Unter ihnen waren auch Tabea Berger, Katharina Gauch und Marie-Christine Steil. Die drei 16-Jährigen hatten die Wahl gemeinsam mit den anderen Wahlhelfern in ihren Freistunden vorbereitet. Jeder wahlberechtigte Schüler erhielt eine Wahlbenachrichtigung, die zusammen mit einem Ausweisdokument vor der Stimmabgabe vorgezeigt wurde. Sorgsam nahmen die Wahlhelfer jeden Stimmzettel entgegen und hakten den Namen des Schülers im Wählerverzeichnis ab. Ihnen sei es ein Anliegen, dass die Wahl zustande komme, betonten die Wahlhelferinnen. Denn das sei gar nicht so einfach gewesen, hinter einem solchen Projekt stehe schließlich immer auch ein organisatorischer Aufwand, der nur mit Helfern zu bewältigen sei. Und Demokratie funktioniere schließlich nur durch die Stimmabgabe möglichst vieler Menschen. Die engagierten Schüler halten die Juniorwahl für eine gute Idee, um das Bewusstsein für die Wichtigkeit der anstehenden Wahlen zu schärfen. Verschiedene Universitäten belegten in der Tat, dass die Wahlbeteiligung von Eltern, deren Kinder bei einer Juniorwahl teilgenommen hatten, in der Vergangenheit um durchschnittlich vier Prozent gestiegen ist. Vor allem bildungsfernere Familien profitieren demnach von der Juniorwahl; hier lag die Erhöhung der Wahlbeteiligung nach Angaben der Organisatoren der Juniorwahl bei neun Prozent. In Bremen zeigte die repräsentative Wahlstatistik im Jahr 2011 sogar, dass die Wahlbeteiligung bei den 16- und 17-Jährigen um 9,2 Prozent gestiegen war. Diese Tatsache hat man auf die Juniorwahl zurückgeführt. Seit 1999 haben bereits rund 1,8 Millionen Schüler ab der siebten Klasse mehr als 50 Landtags-, Bundestags- und Europawahlen durchgeführt. Auch das Veldenz Gymnasium war in diesem Jahr nicht zum ersten Mal dabei – in den vergangenen Jahren durften die Schüler bereits mehrfach ihre Stimme abgeben. Um ihnen einen möglichst breiten Überblick verschaffen zu können, hatten die Lehrer mit ihren Schülern bereits im Vorfeld die Positionen und Ziele der „großen Parteien“ herausgearbeitet. Die Sozialkundereferendarin Yvonne Halter erstellte mit ihrer Klasse beispielsweise Plakate und vermittelte ihnen die Struktur eines Stimmzettels. Auch eine Wahlplakatanalyse stand im Vorfeld auf dem Programm: „Die Schüler sind im Alltag momentan ständig mit den Wahlplakaten konfrontiert“, sagte sie. Das Konzept der Juniorwahl gefalle ihr, denn die Jugendlichen erfahren vor ihrer ersten Mal offiziellen Stimmabgabe, wie eine Wahl ablaufe. Halter lobte auch die Organisatoren der Juniorwahl: „Man muss sich nur online registrieren, dann werden einem die Unterlagen zugeschickt. Es ist sehr unkompliziert“, erklärte sie. Die Schüler finden die Idee der Juniorwahl gut. Jenny Schneider und Christoph Reths besuchen die zehnte Klasse des Veldenz Gymnasiums. Im Alter von 15 Jahren sind sie zwar noch etwas von der ersten offiziellen Stimmabgabe entfernt, doch sie fühlen sich bereits sehr gut informiert. Sie lobten die gute Vorbereitung in ihrer Klasse und gaben an, dass sie ihre beiden Kreuzchen bei der richtigen Bundestagswahl identisch gesetzt hätten. Sie seien gut vorbereitet worden und hätten dementsprechend mit einem sicheren Gefühl gewählt. Nach dem voraussichtlichen Ergebnis der Juniorwahl an ihrer Schule gefragt, wurden die beiden Schüler kurz nachdenklich. Während Christoph Reths sich dann schließlich auf eine große Koalition aus CDU und SPD festlegte, wollte Jenny zunächst noch keine Prognose abgeben. Die Auszählung der Lauterecker Ergebnisse fand zwar bereits gestern in der sechsten Schulstunde statt, auf die Resultate müssen die Schüler aber noch etwas warten. Die werden nämlich erst am kommenden Freitag deutschlandweit gleichzeitig verkündet. Außerdem sind die Ergebnisse dann auch im Internet unter www. juniorwahl.de einsehbar.

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