Kaiserslautern Walzerbeseelte Volkslied-Heiterkeit

So ohne Weiteres würde man die beiden prominenten Künstleradressen nicht im selben Konzert-Programm ansiedeln. Und doch haben die King’s Singers und die „Primadonna assoluta“ der Klarinette, Sabine Meyer, so etwas wie eine gemeinsame Bühnen-Vergangenheit. Die wurde im Ludwigshafener BASF-Feierabendhaus am Donnerstagabend bravourös beschworen.

Klassische Männer-Ensembles – da schwenkte der Blick lange Zeit unwillkürlich in Richtung britische Inseln. Und die King’s Singers, Ende der 1960er am namensgebenden King’s College in Cambridge gegründet, gelten (neben dem mittlerweile aufgelösten Hilliard-Ensemble) als die Väter der Counter-gestützten mehrstimmigen Ensemblekunst mit dezidiert historischem Repertoire. Die King’s Singers überlebten im internationalen Geschäft nicht zuletzt durch permanenten Generationenwechsel, und so präsentierte sich in Ludwigshafen eine erfrischend jugendliche Formation. Unangetastet indes blieb das Besetzungs-Schema mit zwei Countern (Patrick Dunachie, Timothy Wayne-Wright), Tenor (Julian Gregory), zwei Baritonen (Christopher Bruerton, Christopher Gabbitas) und Bass (Jonathan Howard), was den Gesamtklang auf sehr eigene Weise prägt und zuweilen etwas gewöhnungsbedürftig macht: Zwischen den gut etablierten tiefen Registern und den strahlenden, aber auch spröden, nicht immer ganz ohne Schärfen operierenden Diskantstimmen vermisste man zuweilen die runde Vermittlung des tenoralen Mittelbaus. Dennoch: Die Performance war perfekt. Das rein deutschsprachige Programm – beginnend mit Madrigalen aus der Popularecke (Isaaks „Innsbruck“, Haßlers „Tanzen und Springen“) und pfiffigen Volksliedarrangements – saß gestalterisch wie der auf den Leib geschneiderte Nadelstreif: klanglich subtil ausgeleuchtet und dynamisch differenziert, nobel in Artikulation und Phrasierung, lupenrein deklamiert und vor allem launig und spritzig serviert. Klarinettistin Sabine Meyer gilt nicht von ungefähr als Allrounderin von Gnaden, hat sie sich doch früh neben dem klassischen Repertoire auch mit ihren Ausflügen in den Jazz im Olymp des Genres etabliert. Diesmal eroberte sie das Podium mit zwei ebenfalls weitgefächert operierenden Partnern: dem fabelhaften Kontrabassisten Knut Erik Sundquist und dem schwedischen Spitzen-Gitarristen Göran Söllscher. Arrangements aus den „Liedern ohne Worte“ op. 62 und op. 103, von Felix Mendelssohn, einmal meditativ, einmal feurig ausgelassen, wunderbar stimmig und kammermusikalisch fein austariert in Szene gesetzt, waren die Mittler zum walzerseligen Schwerpunkt des Abends. Diesen Ausflug in die Johann-Strauß-Sohn-Gefilde der Donaumetropole Wien hatte die Vorgänger-Besetzung der „King’s Singers“ in den 90er Jahren bereits erfolgreich mit Meyer präsentiert. Nun also ein Remake. So kamen sie ganz neu daher: „Donauwellen“ und „Kaiser“-Walzer, Tritsch-Tratsch- und Pizzicato-Polka, effektvoll arrangiert und wortgewandt humorig betextet – „Wiener Blut“ mal als Vampir-Epos, warum auch nicht? – und boten den prachtvoll interagierenden Künstlern eine üppig begrüntes Arena für überbordende musikantische Fabulierlust.

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