Kultur Er tut nichts, er will nur spielen

Die Schlümpfe lassen ihn nicht los: Strack mit seinem Modell für den Landauer Obertorplatz.
Die Schlümpfe lassen ihn nicht los: Strack mit seinem Modell für den Landauer Obertorplatz.

Ein Vierteljahrhundert ist es nun her, dass der Landauer Künstler Wolfgang Strack mit seinen Schlümpfen bei der Kasseler Documenta vertreten war. Anlass für eine Wiederbegegnung mit dem „Kunstlachverständigen“, wie sich Strack selbst nennt.

Klar, dass dabei die Geschichte, wie er zu seinem Documenta-Auftritt kam, zur Sprache kommen musste. Auf dem Weg von seinem Wohnort Hamburg in die pfälzische Heimat überfielen Strack starke Zahnschmerzen. Er machte in Kassel halt und ging zu Dr. Heinz Hunstein. Der war eine Art grauer Eminenz der Documenta. Man kam ins Gespräch über Kunst, der Zahnarzt war begeistert und vermittelte einen Termin zwischen Strack, der mit einem Rucksack voller Schlümpfe anreiste, und dem Documenta-Leiter jenes Jahres, Jan Hoet. Der Rest ist Documenta-Geschichte. In zwei Räumen zeigte Strack auf eigens gefertigten Säulen und Plexiglas-Sockeln den Schlumpf im Spiegel der Kunstgeschichte. Seine Biografie im Katalog sei die längste aller Ausstellenden gewesen, sagt er. Der Lebenskünstler im eigentlichen Sinn des Wortes macht nämlich alles im Leben nur einmal. Und so kam jede Menge an singulären Aktionen zusammen. Strack war zwar bei keiner weiteren Documenta mehr vertreten, hat aber jedes Mal und dieses Jahr auch wieder irgendwo in Kassel eine Spur von sich hinterlassen. Studiert hat Strack in Hamburg und hat dort prägende Eindrücke von dem Aktionskünstler Franz Erhard Walther und dem Kunsthistoriker Martin Warnke erhalten. Bei ihm hat er über Humor in der Kunst promoviert. Seine Dissertation, eingereicht am 9.9.99, sieht Strack selbst als Kunstwerk. „Ich tue nichts, ich will nur spielen“, ist sein Motto. Und in diesem spielerischen Sinn werden bei ihm schon mal die Preise für seine Arbeiten ausgewürfelt. Für Landau hat Strack viele Pläne, um ein bleibendes Zeugnis seines Schaffens in der Heimat zu errichten. Zum Beispiel die Idee zu einem schlumpfigen Pendant zum Löwendenkmal auf dem Platz vor dem Deutschen Tor. Noch immer betrübt ihn, dass die Stadt das alte Queichheimer Klärwerk nicht an ihn verkaufen wollte. Er hatte dort ein Kulturwerk geplant. Die Stadt und ihre politischen Institutionen dienen ihm dennoch immer wieder als Bühne, so für seine „One-Year-Performance“ mit dem Titel „Kunst gibt keine Antworten, Kunst stellt nur Fragen“. In Stadtratssitzungen stellte er ein Jahr lang immer eine Frage, schwieg drei Jahre, um im März dieses Jahres die letzte Frage in einer Retrospektive zu wiederholen. Kann das Kunst sein? Strack verweist auf dem Aktionskünstler Tino Seghal mit seinen „Situationen“, die zwar käuflich zu erwerben sind, von denen aber jede Dokumentation verboten ist. Der erste und einzige Documenta-Künstler aus Rheinland-Pfalz war und ist Strack übrigens nicht. Bereits bei der Documenta 8 im Jahr 1987 stellte der in Speyer geborene Bildhauer Eberhard Bosslet aus.

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