Kaiserslautern Elton John wird 70: Geburtstag eines Wegbegleiters

Das Schlagwort vom „Soundtrack des Lebens“ wird im Zusammenhang mit Popmusik gern verwendet. Bei Elton John, der heute 70 Jahre alt wird und auf eine fast 50-jährige erfolgreiche Laufbahn zurückblicken kann, ist da durchaus etwas dran – jedenfalls für unseren Autor. Deshalb hat er aus den vielen Liedern des englischen Sängers, Pianisten und Komponisten eine persönliche Rangliste zusammengestellt: Elton Johns 70 Beste.

„Echt jetzt, und was ist mit dem Lied für Prinzessin Diana?“ Das werden manche sich vielleicht fragen, wenn sie diese Liste von Elton-John-Titeln lesen. Ausgerechnet „Candle In The Wind ’97“, die kommerziell erfolgreichste Single der Geschichte, soll nicht dabei sein? Nein, ist sie nicht – und natürlich lässt sich darüber, wie auch über alles andere bei dieser Spielerei, trefflich streiten. Der eine sieht’s so, der andere anders. Die meisten der 70 Songs sind als Singles erschienen, aber auch ein paar reine Albumstücke sind darunter. Sie alle haben Phasen des eigenen Lebensweges begleitet – manche mehr, andere etwas weniger. Anstatt also nun, wie sonst bei runden Geburtstagen gebräuchlich, auf Leben und Karriere des Künstlers zurückzuschauen, ein paar Worte darüber, warum ausgewählte Lieder der Liste dort stehen, wo sie stehen. „Sacrifice“ (Nummer 1): Musik muss tief berühren, sonst ist sie nichts wert. Das klappt bei diesem Lied seit 28 Jahren jedes Mal. „Your Song“ (2): Elton Johns Durchbruch und die Hommage an sein Publikum. Der Klassiker schlechthin geht immer. „The Bridge“ (3): Musikalisch eine glasklare Fortsetzung von „Your Song“ 35 Jahre später. Die Worte von Johns Liedtexter seit 1967, Bernie Taupin, bestechen auf mehreren inhaltlichen Ebenen. Nach einer Phase, in der es schien, John habe sein Pulver allmählich verschossen, war dies der Gegenbeweis und zugleich der Auftakt zu einem schlüssigen Alterswerk. „The One“ (4): Für immer verbunden mit der Erinnerung an einen der wichtigsten und wertvollsten Menschen im eigenen Leben. „Healing Hands“ (5): Ohne tiefere Bedeutung. Unter vielen einfach nur schönen Songs der Favorit. „Something About The Way You Look Tonight“ (7): Erinnerung an die Livepremiere des Liedes 1997 in Aschaffenburg. „Rocket Man“ (9): Neben „Your Song“ Johns Markenzeichen. Vor allem in den auf über zehn Minuten ausgedehnten Konzertversionen eindrucksvoll. „Can You Feel The Love Tonight“ (10): Der „Oscar“-prämierte Song aus dem „König der Löwen“. „Heartache All Over The World“ (11): Einer der krachenden Flops, die natürlich auch in der Karriere des gebürtigen Reginald Kenneth Dwight nicht fehlen. Hier zu Unrecht. „Runaway Train“ (13): Der Brite mal nicht am Klavier, sondern an der Hammondorgel. Und Eric Clapton an der Gitarre – das beste Duett. „Sad Songs (Say So Much)“ (14): Die Initialzündung. Das Lied, das das Interesse weckte. „Please“ (16): Schlicht, aber anrührend – vor allem die Textzeile „Let me grow old with you“. „Nikita“ (17): Der persönliche Bezug kam 20 Jahre nach Erscheinen des Liedes ins Spiel und offenbart sich in der Textzeile von Nummer 16. „Don’t Let The Sun Go Down On Me“ (19): Gänsehaut, wenn George Michael im Live-Duett „Ladies and Gentlemen, Mister Elton John“ ansagt und das Publikum in Jubel ausbricht. „The Last Song“ (22): Das Lied über einen sterbenden Aidskranken steht für den wohltätigen Einsatz des Engländers ebenso wie für sein Engagement als politischer Aktivist. „Song For Guy“ (27): Das fast ausschließlich instrumental gespielte Stück bringt Kindheitserinnerungen an die Sendung „Sport unter der Lupe“ sonntagabends im Südwest-3-Fernsehprogramm zurück, deren Erkennungsmelodie es war. „Through The Storm“ (32): Zwei ebenbürtige Duettpartner, die gemeinsam Geburtstag feiern können – die „Queen of Soul“ Aretha Franklin wird heute 75 Jahre alt. „Respect“. „House“ (37): Das Albumstück bringt den eigenen Heimatbegriff genau auf den Punkt. Der hat nichts mit Regionen oder Nationen zu tun, sondern mit dem wichtigsten Gebäude der Welt und dessen Bewohnern. „This Town“ (45): Noch ein Albumstück – die Eröffnungsnummer 1986 in der Ludwigshafener Friedrich-Ebert-Halle und damit das erste live gehörte Elton-John-Lied. „In Private“ (47): Nichts gegen Dusty Springfield, die damit 1990 ein Comeback feierte. Aber Johns Duett mit den Pet Shop Boys, das 2006 als B-Seite erschienen ist, klingt mindestens ebenso gut. „Wonderful Crazy Night“ (63): Titellied des vor zwei Jahren veröffentlichten 32. Studioalbums. Der Beweis, dass auch in Sachen schnörkellose Rockmusik noch immer etwas geht. Und wie geht’s weiter mit dem „Rocket Man“? In den vergangenen Jahren liebäugelte Elton John immer mal wieder damit, sich zur Ruhe zu setzen, um sich dem Familienleben mit seinem Ehemann und zwei Adoptivsöhnen zu widmen. Andererseits hat er aber auch zutreffend festgestellt, als Pianist, der an seinem Instrument sitzt, auch im Alter noch aktiv bleiben zu können. Oder anders gesagt: „Das Gute am Rock’n’Roll ist, dass jemand wie ich ein Star sein kann.“ Termin Konzert am 5. Juli in der Mannheimer SAP-Arena Der Autor Peter Kreutzenberger (48) arbeitet in der Lokalredaktion Speyer und betreut seit 20 Jahren die Seite „Rock & Pop“ der RHEINPFALZ. Bei einem Elton-John-Konzert war er zum ersten Mal 1986 in Ludwigshafen, zuletzt vergangenes Jahr in Frankfurt – und dazwischen noch viele weitere Male.

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