Zweibrücken Zweibrücken: Seelsorger im Gefängnis

Blick auf die Justizvollzugsanstalt Zweibrücken: Rund 40 Frauen und 40 Männer nehmen an den sonntäglichen Gottesdiensten teil.
Blick auf die Justizvollzugsanstalt Zweibrücken: Rund 40 Frauen und 40 Männer nehmen an den sonntäglichen Gottesdiensten teil.

Gisela Süßmuth und Olaf Riebes kümmern sich um das Seelenheil der weiblichen und männlichen Strafgefangenen in der Zweibrücker Justizvollzugsanstalt. Bei ihrer Arbeit gehe es oft weniger um Glaubensfragen, als um Hilfe in einer extremen Krisensituation, sagt Süßmuth.

Gisela Süßmuth, protestantische Pfarrerin, ist seit 1998 Gefängnisseelsorgerin in Zweibrücken. Mit ihrem katholischen Kollegen Olaf Riebes, Pastoralreferent, bietet sie Gottesdienste und Gesprächskreise an. Das sind Angebote, die hinter Gittern sehr begehrt seien. Weniger, weil gläubige Menschen in der Justizvollzugsanstalt (JVA) unbedingt an ihrer gewöhnlichen Religionsausübung festhalten wollen. Sondern vielmehr, weil die beiden Vertreter der christlichen Konfessionen hinter Gefängnismauern bei den Inhaftierten die Krisenintervention leisten, die in der Welt draußen wohl ein Therapeut übernehmen würde.

Bekehrungen seien nicht das Ziel

„Bekehrungen oder Mission betreiben wir hier jedenfalls nicht“, betont die 47-Jährige. Auch nicht in den Gesprächskreisen, die allen Gefangenen, gleich welcher Religion, offen stehen. So nehme derzeit ein Inhaftierter muslimischen Glaubens an den Gesprächen teil. Die sonntäglichen Gottesdienste werden abwechselnd von Süßmuth und ihrem katholischen Kollegen nach Geschlechtern getrennt angeboten. Etwa 40 Männer und 40 Frauen im Durchschnitt nehmen das Angebot an, so die Pfarrerin. „Gibt es am Morgen Formel 1 im Fernsehen, sind es allerdings etwas weniger,“ sagt Süßmuth und lacht. Sie sehe die Arbeit als Herausforderung.

In diese Arbeit sei Riebes hineingewachsen

Olaf Riebes ist seit zwei Jahren hauptberuflich in der Gefängnisseelsorge tätig. „Ich bin aber über viele Jahre in die Arbeit hineingewachsen. Erst dadurch, dass Bekannte von mir ins Gefängnis kamen, als ich Pastoralreferent war, und ich sie dann hier besucht habe, um ihnen beizustehen. Daraus wurde mit der Zeit mehr. 2015 wurde ich schließlich gefragt, ob ich hier fest arbeiten möchte“, beschreibt der Homburger seinen Werdegang.

Süßmuth kritisiert einschlägige Fernsehserien über Inhaftierte

Mit den Anforderungen der Menschen in der Zweibrücker JVA komme sie gut klar, erzählt Süßmuth. Was hilft, sei das gut funktionierende Umfeld daheim. Und dann macht Süßmuth ihrem Ärger Luft über ein aus ihrer Sicht falsches Bild von Gefangenen, das durch Fernsehserien in der Öffentlichkeit verbreitet werde. „Hier sind Menschen, die auf den Schattenseiten des Lebens eine falsche Entscheidung getroffen haben, und die dann aufgeflogen sind. Anderen geht das nicht so“, nimmt Süßmuth die Inhaftierten in Schutz. Die Gewalt, die der Fernsehzuschauer in einschlägigen Serien vorgekaut bekomme, finde so nicht statt, sagt die Pfarrerin.

Bindung zu den Inhaftierten ende nach deren Entlassung

So eng die Bindung zu den Inhaftierten innerhalb des Vollzugs auch sein kann, so gewiss ende diese nach der Entlassung, berichtet Süßmuth. „Es kommt selten mal vor, dass man nach einem halben Jahr noch eine Postkarte bekommt. Und das ist gut so. Mehr sollte es nicht sein. Schließlich soll mit dem Ende der Haftzeit die Strafe verbüßt sein und ein neues Leben beginnen.“

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