Zweibrücken Puppen und Laster

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Seine Filme sind humorvoll und enden immer anders, als man es erwartet. Heute widmet das Saarbrücker Kino Achteinhalb dem 1989 in Homburg geborenen Filmstudenten Thomas Scherer eine Werkschau. Vier seiner elf Kurzfilme sind dort zu sehen – und der Regisseur kommt auch, um zu erzählen, zu erklären und die Fragen der Zuschauer zu beantworten.

Henry, ein smarter Geschäftsmann will eigentlich nur schnell nach Düsseldorf zu einem Termin und nutzt eine Mitfahrgelegenheit, weil das billiger, schnelle rund angenehmer ist als der Zug. Denkt er. Doch der Fahrer ist extrem gesprächig, was Henry nervt, und dann steigt noch ein weiterer Mitfahrer ein, ein ziemlicher dicker, etwas unangenehmer Typ. Doch richtig schlimm wird alles erst, als die Fahrgäste genötigt werden, auszusteigen, weil es eine Leiche zu beseitigen gilt. Das ist die Story von „On the Drive“ (2014), einem Roadmovie-Krimi, 25 Minuten kurz. Mit Hanno Friedrich (Sat1-Comedyserie „Sechserpack“) spielt ein bekannter Schauspieler mit. Der Film (wir berichteten über die Dreharbeiten am 11. Januar 2014) lief bei vielen Festivals. Wie auch Scherers Animation „Der 90. Geburtstag“, der sogar vier Jahre lang bei Filmfestivals gezeigt wurde. Das ist eine Puppen-Animation wie „Shawn, das Schaf“. Allerdings eine ziemlich blutrünstige. Festivals sind wichtig, „dort bekommt man Kontakte, das ist das A und O der Branche“, erklärt der 26-jährige Nachwuchsfilmer. Er mag Roadmovie-Geschichten, deshalb hat er 2015 wieder eine erfunden und gedreht: „Reise nach nirgendwo“ handelt von einem LKW-Fahrer, der gerade von der Beerdigung seines Nachbarn kommt, den er kaum kannte, und eine Anhalterin mitnimmt. Sie sieht nett und harmlos aus, aber das ist sie nicht, wie sich bald herausstellt. „Blaukopf“, der vierte Film, der morgen vorgestellt wird, ist eine Komödie über einen Journalisten, der in einen Wohngemeinschaft zieht, wo seine Welt auf den Kopf gestellt wird. Das Wechseln zwischen Animation und Realfilm ist ungewöhnlich, das machen nur wenige Filmemacher. Aber ein paar Jahre nach dem ersten Puppentrickfilm hatte Scherer, der an Technischen Hochschule Offenburg (Bereich Medien) studiert, wieder Lust, eine Geschichte mit Puppen zu erzählen. So entstand 2014 „Oscar, der Vampir“, wo der vielseitige Saarländer wie beim „90. Geburtstag“ wieder alles selber machte: Drehbuch, Puppenbau, Requisitenbau, Dreh. „Alles Handarbeit“, sagt er. Ein gutes halbes Jahr hat es gedauert, bis der Puppenfilm fertig war. Auch bei den anderen Filmen macht er viel selbst: Buch, Regie – also das, was man Autorenfilmer nennt – und auch den Schnitt. Wobei ihm sein Kameramann David Hugle hilft, wenn es um die Farbbestimmung geht. Scherers großer Traum ist es, einen abendfüllenden Spielfilm fürs Kino zu machen. Seine Masterarbeit soll da hinführen. „Unter Tannen“ heißt das Projekt, das er bereits begonnen hat. Es ist ein Pilotfilm für eine siebenteilige Fernsehserie à 25 Minuten. Im Mittelpunkt stehen drei Waldarbeiter. Sie finden im Wald einen Koffer mit über einer Millionen Euro. Das Geld ist schnell ausgegeben, doch sie haben die Rechnung ohne den Besitzer des Koffers gemacht, der jeden Cent zurück haben will und die drei urtypischen saarländischen Glückritter für seine dubiosen Geschäfte einspannt. Die saarländische Schauspielerin Alice Hofmann spielt mit – nicht als Waldarbeiter, sondern als Gastwirtin. Gerhard Polacek (aus “On the Drive) ist wieder dabei, auch Hanno Friedrich. 9000 Euro von der saarländischen Filmförderung gab es für den Pilotfilm, der im Oktober fertig sein soll „dann beißt hoffentlich der Saarländische Rundfunk an“, so Scherers Wunsch. Morgen —Morgen, Freitag, 20 Uhr Der saarländische Filmemacher Thomas Scherer, Kino Achteinhalb, Saarbrücken, Nauwieserstraße 19 —Filme: „Der 90. Geburtstag“ (Animation, sieben Minuten), „Blaukopf“ (25 Minuten), „On the Drive“ (25 Minuten), „Reise nach nirgendwo“ (18 Minuten). —Info: www.kinoachteinhalb.de

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