Zweibrücken Noch mal Anfang 20 sein

Come Up Screaming beim Dellfelder Ackerfestival mit (von links) James Boyle, David Schwebius und Klaus Velten.
Come Up Screaming beim Dellfelder Ackerfestival mit (von links) James Boyle, David Schwebius und Klaus Velten.

Sie sind wieder da! Wenn auch nur für einen einzigen Auftritt. Die Hardcore-Punkrocker von Come Up Screaming spielten am Samstag auf dem Dellfelder Ackerfestival das erste Konzert seit knapp zwei Jahrzehnten. Geschätzt knapp 500 Zuschauer feierten die Band, die das Publikum auf einen Ausflug in die eigene Jugend nahm.

Eine Hardcore-Punkband, die seit Ende der 90er Jahre auf Eis gelegen hat: Will das jemand sehen? Kommt da wer? Wird das was? Dreimal ein deutliches Ja! Sehen wollten das offensichtlich ganz viele Leute, denn knapp 500 waren gekommen. „Wir kommen raus und schreien ein bisschen rum“, merkte Sänger James Boyle bescheiden an. Es sei schwierig, direkt nach dem Ska Einsatz Kommando (SEK) zu spielen. Da war das Konzert von Come Up Screaming gerade fünf Lieder alt und bereits klar: Das wird nicht nur was, sondern das ist es bereits. Viele sangen die Texte mit, viele hatten das Strahlen in den Augen, das man bekommt, wenn man sich schöne Zeiten noch einmal in Erinnerung ruft. Bereits vor dem Auftritt hatte eine gewisse Klassentreffen-Atmosphäre auf dem Gelände geherrscht. Zugegeben: Geschrien wurde schon ein wenig auf der Bühne, das gehört zum Punkrock dazu. Und den servierte eine gut aufgelegte Band, deren Mitgliedern der Spaß an der Freude anzusehen und anzumerken war. Die beiden Gitarristen Klaus Velten und Christian Büffel bauten ihre präzisen Riffs aufs solide Fundament der Rhythmusgruppe David Schwebius (Bass) und Tim Bennewart (Schlagzeug) auf, dazu schrie Boyle nicht nur, sondern sang, rappte und spielte Mundharmonika . Das Publikum dankte es mit Tanz in den ersten Reihen vom ersten Stück an, Sprung von der Bühne inklusive. Die gute Stimmung übertrug sich wiederum auf die Band. Die gewann von Stück zu Stück an Sicherheit. Dass es den Mitgliedern Spaß machte, auf der Bühne zu stehen und zusammen die alten Stücke zu spielen, war allen anzusehen. „Wir sind noch genauso knackig wie damals“, merkte Boyle launig an. Das mag zwar nicht ganz stimmen, aber musikalisch präsentierten sich die Fünf auf der Höhe. Und gut gealtert sind die Stücke allemal, entfalten live sogar noch mehr Wirkung und Energie als auf CD. Für die Statistiker: Gespielt wurden 20 Stücke, verteilt auf 17 im regulären Set und drei Lieder als Zugaben. Begonnen hatte der Abend mit „Extinction Game“, beendet wurde er mit dem Ramones-Cover „I Wanna Be Sedated“, neben einer ultraschnellen Version von „American Pie“ – im Original von Don McLean – der einzige Coversong. Dazwischen lieferte die sichtlich gut aufgelegte Band einen Querschnitt durchs eigene Werk, angefangen vom ersten Stück überhaupt, „Leaving“, bis zum Album „Now + Here = Nowhere“, das komplett gespielt wurde. Die Vorbereitung auf den Gig war denkbar knapp. Mit allen Mitgliedern geprobt hatte die Band nur an drei Tagen in der vergangenen Woche, jeweils für mehrere Stunden. Das ist dem Umstand geschuldet, dass Bassist David Schwebius mittlerweile auf der Schwäbischen Alb lebt, Drummer Tim Bennewart in Berlin. James Boyle, Klaus Velten und Christian Büffel leben noch in der Region. Die kurze Vorbereitungszeit war aber, wenn überhaupt, nur punktuell zu spüren. Die Band wirkte frisch, spielte auf den Punkt und nahm auch bei den schnellen Stücken wie etwa „The Only Way“ oder „New Dark Ages“ nie den Fuß vom Gaspedal. „Es hat uns brutal viel Spaß gemacht“, sagte Bassist Schwebius nach dem Konzert. Viele Zuschauer hätten sich bei der Band für die Zeitreise in die eigene Jugend bedankt, für das Gefühl, noch mal Anfang 20 zu sein. Den Dank gab Schwebius zurück. „So ging es uns auch.“ Ob es solche Zeitreisen es noch öfter geben wird, bleibt offen. „Wir bleiben rar und kriechen erst mal in unsere Löcher zurück“, sagte David Schwebius.

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