Zweibrücken Jazzige Entdeckungsreisen

Intime Plaudereien und jazzigen Schlagabtausch boten die hochkarätigen Musiker von Intimate Sinatra und Lichtspielhaus. Doch wo waren die Jazzliebhaber der Stadt geblieben? Zur Sonntags-Matinee kamen im Kuppelsaal der Pirmasenser Alten Post nur 80 Besucher. Wer nicht gekommen war, verpasste ein hinreißendes Konzert des Landesjazzfests, das in Pirmasens im Rahmen von Euroclassic lief.

Intimate Sinatra, das sind die Stimme von Alexander Gelhausen und Philipp Brämswig an der Gitarre: ein Duo, das Sinatra-Klassiker ganz anders präsentiert. Gelhausen und Brämswig haben ein Programm zum 100. Geburtstag Sinatras gestaltet. „Pennys from Heaven“ spielten die beiden noch relativ naturbelassen und „Come Fly with Me“ fast heimelig, doch aus Sinatras „One for My Baby“ wurde eine bluesige Variante des Originals, unterlegt mit spannendem Acoustic-Touch. Denn Brämswig spielte zu seinem eigenen Takt, erst nach einem ausgedehnten Solo liefen Gitarre und Stimme wieder parallel. Für „The Lady Is a Tramp“ hingegen hat Brämswig ein Arrangement geschrieben, bei dem Gelhausen auf amüsante Weise versucht, die Linien, die sich sein musikalischen Gegenüber in das Stück geschrieben hat, zu doppeln. Und auch „Strangers in the Night“ erklingt in anderem Gewand: viel schneller, viel beschwingter. Den zweiten Teil der Matinee gestaltete das Duo Lichtspielhaus, zwei virtuose Musiker, die mit Farben, Licht und Klängen spielen. Claudius Valk am Saxofon und Pianist Sebastian Sternal gingen auf kammermusikalische Entdeckungsreise, bei der ihr Publikum hauptsächlich feinste Kompositionen aus der Feder der Meister kennenlernte. „Magnolia“ heißt ein Stück, bei dem sich ganz unterschiedliche Klangfarben abwechselten: von harmonisch, lebhaft zu konträr und rebellisch, in jedem Falle aber überraschend und ungeheuer energiegeladen. Mit „You Do Something to Me“ des amerikanischen Komponisten Cole Porter lieferten sie eine schillernde Darbietung, die sie humoresk auflösten. Sternal, Echo-Jazz-Preisträger 2013, ist bekannt dafür, dass sein Jazz eine ständige Fusion verschiedener Musikrichtungen ist. Mit Valk sucht er die Verbindung mit Licht, Klang und Farben. Lichtspielhaus ist ein passender Name für die grandiose Formation. Das Konzept ging auf, das Pirmasenser Publikum verfolgte am Sonntag neugierig das Spiel der beiden genialen Musiker. Bei ihrem Auftritt unter der Devise „The Art of the Duo“ hielten die Musiker die Augen oft geschlossen und tauchten ein in ihr Reich des Jazz. Final überraschten sie mit Marlene Dietrichs „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“. Das begeisterte Publikum ließ weder die erste noch die zweite Formation einfach so gehen, bekommt man als Laie solche musikalischen Perlen doch nicht täglich präsentiert. Zum Schluss standen die Musiker gemeinsam auf der Bühne: als Quartett. „The Art of The Duo“ stellte sich als musikalische Zauberei und Bereicherung des Pirmasenser Musikprogramms heraus. War das Konzert mit Intimate Sinatra eine spannende Erfahrung, Musik, die normalerweise von einem großen Klangkörper begleitet ist, als Duo-Variante zu hören, überraschte Lichtspielhaus damit, welches Klangspektrum aus einem Instrument herauszuholen ist. Sie zeigten ein virtuoses Spiel in allen Tönen und Farben. Absolute Crème de la Crème.

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