Zweibrücken „Ich will Menschen Mut machen“

In der Frankfurter Alten Oper startete Schlagersängerin Michelle am Mittwoch ihre Tournee. Im Mittelpunkt der 15 Konzerte steht das Vorjahrsalbum „Ich würd’ es wieder tun“. Im Vorfeld der Tournee sprach Christian Hanelt mit der mehrfachen Echo-Preisträgerin, zweifachen Trägerin der Goldenen Stimmgabel und des Amadeus Awards.

Die neue CD stand 21 Wochen in den deutschen Charts, kam auf Platz sechs, wie zufrieden sind Sie mit dem Album?

Wir haben ja einige Jahre gebraucht, denn mir war einfach wichtig, dass nicht irgendein Album veröffentlicht wird, sondern, dass wir wirklich ein gutes Album haben, mit dem wir alle glücklich sind. Und das haben wir jetzt auch geschafft. Was möchten Sie den Hörern mit diesem Album sagen? Ich möchte damit die Botschaft versenden, dass jeder Mensch richtig ist, wie er ist, und auch so bleiben soll, wie er ist, dass er den Weg gehen soll, der für ihn vorbestimmt ist mit allen Höhen und Tiefen. Ich will den Menschen Mut machen, denn jeder ist seines Glückes Schmied. Ich habe sehr viel erlebt und bin oft auf die Nase gefallen. Wichtig ist, dass man aufsteht und aufrecht geht. Es fällt auf, dass jedes Lied von einem anderen Schreiber stammt. Wir haben hunderte Songs bekommen und bei der Auswahl darauf geachtet, dass sich die Lieder um das Thema drehen, das Leben zu genießen und die schönen Seiten des Lebens zu sehen. So haben wir sogar an den Songs, die wir ausgesucht haben, weil sie genau passen, noch gearbeitet und zum Teil die Texte verändert. Oder aus einer langsamen eine schnelle Nummer gemacht. So ist das Album Song für Song gewachsen. Warum schreiben Sie Ihre Texte nicht selbst? Ich habe tatsächlich immer mal wieder Songs selbst geschrieben. Für dieses Album allerdings nicht, denn man muss auch die Zeit dafür haben. Und ich bin froh, wenn ich zuhause bin und mich nicht in mein Kämmerchen zurückziehen muss, um noch irgendwelche Songs aus dem Ärmel zu ziehen – das möchte ich jetzt einfach noch nicht. Wie würden Sie Ihre Musik beschreiben? Es ist Schlager. Ich liebe den Schlager, und ich liebe die deutsche Musik. Die Zeit hat sich weiter gedreht, und so hat sich endlich auch im Schlager einiges verändert. Ich könnte heute mit 45 nicht mehr wie 1993 „Erste Sehnsucht, Tränen auf rosa Briefpapier“ singen. Das würde mir keiner mehr abnehmen. Inwieweit haben sich Schlagertexte im Laufe der Jahre verändert? Heute kann man Themen ansprechen, die früher tabu waren. Mit Matthias Reim habe ich das Lied „Idiot“ gesungen. Das war 2002. Viele Sender haben den Song damals boykottiert, weil man das Wort „Idiot“ nicht singen kann. Heute wäre das kein Problem mehr. So hat man inzwischen doch viel mehr Freiheiten. Ich war aber eh schon immer ein Paradiesvogel, war schon immer tätowiert, was für viele Menschen schrecklich war – eine Schlagersängerin mit Tattoos, das passt ja überhaupt nicht in diese Schlagerschublade. Aber diese Schublade hat sich ein bisschen geöffnet – und das ist gut so. Die Sprache verwehrt Ihnen eine Karriere außerhalb des deutschsprachigen Raumes. Hatte Sie die nie gereizt? Das will ich überhaupt nicht. Da wäre ich viel zu lange von meinen Kindern weg. Ich liebe das, was ich mache. Mir ist meine Familie wahnsinnig wichtig. Ich kann mir nicht vorstellen, irgendwo in Amerika herumzuhopsen. Nein. Kein Bock. Null. Wie schaffen Sie es, Ihr Privatleben vor der Öffentlichkeit zu verbergen? Ich trenne das ganz strikt. Das fällt mir leicht, da ich privat ein ganz anderer Mensch bin als auf der Bühne. Ich liebe es, daheim auf der Couch zu sitzen. Ich bin kein Partymensch. Ich brauche die Familie und deshalb schütze ich sie. Konzerte & Karten —Mannheim, Rosenheim 3. März, 20 Uhr —Saarbrücken, Saarlandhalle 5. März, 20 Uhr —Trier, Europahalle 11. März, 20 Uhr —Karten : 40 bis 70 Euro, eventim.de. |han

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