Zweibrücken „Ich freu mich wie e Schwenker“

Fiona Rüggeberg prägt mit ihren Dudelsackklängen die Musik von Faun.
Fiona Rüggeberg prägt mit ihren Dudelsackklängen die Musik von Faun.

Eine verzaubernde Reise in die alte Welt der Mythen, der Sagen, des Celtic und des Nordic Folk markiert das Ende der Neunkircher Nächte 2017. Faun, eine Münchner Band die sich auf mittelalterliche Musik spezialisiert hat, setzte einen schönen Schlusspunkt auf vier tolle Abende vor 800 Gästen in der Gebläsehalle.

Mit Andro II beginnt die ausnahmsweise nur zu fünft auftretende Gruppe Faun das Konzert. Auf Drehleiermann Stephan Groth muss man in Neunkirchen leider verzichten. „Er hat Rücken“, entschuldigt Oliver S. Tyr den Abwesenden. Sehnsucht, Fernweh, Ursprünglichkeit, Dynamik und keltische Elemente prägen die Musik von Faun. Tyr ist der organisatorische Leiter der seit mehr als 25 Jahren aktiven Band, deren Erfolg in jüngsten Jahren in gewisser Weise unglaublich ist. 2012 erscheint die CD „Von den Elben“, die Faun erstmals größere Aufmerksamkeit verschafft. Sie enthält zwar Elemente des Pop – mit einem Hauch Schlager. Aber sie folgt vor allem den Spuren der alten Musik aus vielen Kulturkreisen;mit alten Instrumenten. „Von den Elben“ erlangt zum guten Schluss sogar Platinstatus. Mit „Luna“ hat die Gruppe 2014 ebenfalls Erfolg. Doch Fans der ersten Stunde verprellt die Band ein wenig. Zu seicht ist das Material. Faun erkennt das Übel rechtzeitig und findet mit der aktuellen CD „Midgard“ zur alten Stärke und zu kraftvollen Instrumentalteilen zurück. Genau die setzen sich in Neunkirchen im Ohr der Zuhörer fest; süß, wie Morgentau. „Ich habe noch nie so viele normale Leute bei einem Faun-Konzert gesehen“, schmunzelt ein Mittelalterfan dann auch über die aus allen Schichten der Gesellschaft stammenden Fans in Neunkirchen. Doch den Erfolg erntet die Gruppe erstens mit Recht und zweitens sogar international. Denn wenn am 14. Oktober in Hameln die deutschen Sommerkonzerte enden, geht es bis nach Übersee. Baltimore, St. Petersburg und Moskau sind die Reiseziele, bevor die Gruppe schon am 9. Dezember wieder in unsere Region, nach Worms, kommt. Faun vermengt in Neunkirchen mit Bravour die unterschiedlich bevorzugten Musikstile der immer größer werdenden Zielgruppe. Dabei sind die Musiker durchweg als Multiinstrumentalisten gefordert. Tyr zum Beispiel spielt Nyckelharpa, Bouzouki, keltische Harfe, Mandora, Kontrabasharpe und wenn es sein muss, auch mal Gitarre. Närrisch frech moderiert er zudem den Abend, auf den er sich „wie ein Schwenker“ gefreut hat. Wohl auch, weil ihn derzeit zarte Bande regelmäßig in das Saarland führen. Faun stellt in Neunkirchen zuerst leise Töne in den Mittelpunkt, weshalb der Saal auch bestuhlt ist. Im zweiten Teil nimmt die Musik Fahrt auf, unter anderem mit der schönen Single „Sonnenreigen“. Die Instrumentalteile werden länger, lauter und ekstatischer. Vor allem mit Fiona Rüggenbergs Dudelsack und Flöten leistet sich Tyr mitreißende Duette. „Odin“, „Pearl“, „Iduna“ und „Rhiannon“ sorgen schließlich für Ekstase und Tanzlust. „Wenn wir uns wiedersehen“ ist die erste herrliche Zugabe. Das variierte Lied eignet sich hervorragend zur Vorstellung der Musiker. Zu diesen gehört der meist im Hintergrund agierende Niel Mitra. An Computern, Synthesizern und Samplern ist er für den dynamischen Faunklang verantwortlich. Begonnen hatten die tollen Neunkircher Nächte mit der Spider Murphy Gang und Rock `n` Roll. Laith Al-Deen war für poppige Soulklänge verantwortlich. Frank Nimsgerns „Rock Musical Circus“ kann man, dank Weltklassemusikern und -artisten, nur als spektakulär bezeichnen. Faun rundete schließlich ein Programm ab, das Maßstäbe für die kommenden Neunkircher Nächte setzt. Wir freuen uns auf die kommenden Ausgaben.

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