Zweibrücken Hangover mit Beipackzettel

Er spielt Schlagzeug in der AC/DC-Coverband Sin City. Im Duo The Most Wanted mit dem Pirmasenser Autor Bernd Ernst erfreut er sein Publikum bei Kneipenlesungen mit schrägen Texten und verrückten Alltagsgeschichten. Eine Auswahl solch skurriler Kolumnen und Kurzgeschichten hat der Zweibrücker Lars Lunova jetzt unter dem Titel „Untenrum ab, bitte!“ zwischen zwei Buchdeckel gepresst. Am Sonntag liest er daraus vor.

Wer im Februar das Vergnügen hatte, Lunova und Ernst bei deren ziemlich abgefahrener Lesung im Zweibrücker Café Pastis zu lauschen, der kennt die ein oder andere Story schon, die der Zweibrücker in seinem neuen Buch zum Besten gibt. Hatte der Schlagzeuger vor einiger Zeit den Erstling seiner auf mehrere Bände angelegten Autobiografie „Rock’n’Roll-Niemandsland“ veröffentlicht, so präsentiert er sich nun als Autor von Kurzgeschichten. Oha: Wandelt da einer etwa neuerdings auf den Spuren amerikanischer Short-Story-Altmeister wie F. Scott Fitzgerald, William Faulkner oder Mark Twain? Nun ja, nicht wirklich. Ein bisschen Twain vielleicht – der hat ja auch ziemlich verrücktes Zeug geschrieben. Von einem Ami etwa, den es durch ein Zeitloch an König Artus’ Tafelrunde verschlägt. Lars Lunova hingegen purzelt in seinen Kolumnen in Situationen, die auf ganz andere Art irre sind. Fröhlich schildert er den ganz normalen Wahnsinn, der einem zustoßen kann, wenn man im Discounter am Backautomaten mit der Greifzange nach einem Brötchen angelt. Oder wenn man mit verkatertem Schädel versucht, den Beipackzettel ordentlich zurück in die Aspirin-Schachtel zu pfriemeln – vergeblich natürlich. Kennen Sie das auch? Da schleppt man sich frühmorgens aus dem Bett, um im Spiegel dem Altrocker Ozzy Osbourne ins sabbernde Greisengesicht zu blicken? Lars Lunova erzählt, wie es ist, wenn man als Ozzy aufwacht und in dieser hinfälligen Gestalt seine beruflichen und alltäglichen Pflichten erfüllen muss. Warum, um Himmels willen, nicht als Robbie Williams oder David Beckham? Am Ende der Kurzgeschichte lernen wir, dass man es aber auch als richtig schöner Mensch nicht eben leichter hat: Oder welcher gestandene Zweibrücker Hardrock-Musikant möchte schon so aussehen wie Christina Aguilera? Nein, Lars Lunova weiß genau, was er an sich selbst hat. Dass er überhaupt als Buchautor auftritt und eine enzyklopädische Beschreibung seines eigenen Lebens in Angriff genommen hat, zeugt vom ausgeprägten Selbstbewusstsein des Zweibrückers. Andererseits macht er in seinem neuen Werk keinen Hehl daraus, dass er persönlich seine Schlagzeugkunst nicht überbewertet, für die ihm doch so viel Anerkennung gewiss ist: „Es gibt nicht wenige Musiker“, so schreibt er, „die mir hunderte Male bestätigten: Hey, du bist kein Ian Paice, kein Carmine Appice oder ein Simon Phillips.“ „Warum auch“, bringt Lunova das Zitat seiner Kritiker zum Ende: „Aber so, wie du spielst, groovt das, und du machst 100 Prozent den Beat, den wir brauchen!“ Und da ist es wieder, das kerngesunde Selbstvertrauen des Autors. Ein Glück. Lesezeichen & Lesung —Lars Lunova: „Untenrum ab, bitte!“, Kurzgeschichten und skurrile Kolumnen, Pro Business Verlag (Book on Demand), 192 Seiten, zwölf Euro. —Buchvorstellung: Sonntag, 25. Juni, 14 Uhr, Konzerthalle am Flugplatz. Lars Lunova liest ein paar Geschichten aus dem Buch. Der Pirmasenser Autor Bernd Ernst liest auch (aber Eigenes), James Boyle und die Band The Handsome Dogs machen Musik. Der Eintritt ist frei.

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